Marvel Klassiker: Fantastic Four 1 (Comic)

Marvel Klassiker: Fantastic Four 1
(Fantastic Four (1961) 1, 3, 5, 48-51, 57-60. Annual 3)
Autor: Stan Lee
Zeichnungen: Jack Kirby
Übersetzung: Michael Strittmatter
Panini, 2015, Paperback, 276 Seiten, 24,99 EUR, ISBN 978-3-95798-413-5 (auch als Hardcover erhältlich, 39,00 EUR)

Von Frank Drehmel

Die Geburtsstunde der Fantastischen Vier im Jahre 1961 markiert einen Meilenstein und eine Zäsur innerhalb der Geschichte des Marvel-Verlags, der ursprünglich 1939 von Martin Goodman als Timely Publications gegründet wurde.

Auch wenn die Fantastic Four nicht die erste Serie gewesen sind, die als Marvel-Comic veröffentlicht wurde, so begann mit diesem Superhelden-Team im Zuge des unerwarteten Publikumserfolgs der Aufstieg des Verlages zu einem Giganten, der viele Jahre den US-Comic-Markt dominierte. Grund genug also, einen näheren Blick auf die Anfangsjahre dieses wegweisenden Superhelden-Teams zu werfen, mit dem das moderne Marvel-Universum seinen Anfang nahm und dem in vergleichsweise kurzen Zeitabständen ein Vielzahl weiterer ikonischer Superhelden-Serien folgen sollte.

Die in zwar chronologischer Reihenfolge dargebotenen, jedoch nicht notwendigerweise zusammenhängenden zwölf Hefte stammen aus den Jahren 1961 bis 1967. Selbstredend ist dabei Heft 1 der Ausgangspunkt der Reise.


Reed Richards, seine Freundin Susan Storm, deren Bruder Johnny und ihr gemeinsamer Freund Ben Grimm werden während eines Raumflugs von kosmischer Strahlung getroffen, die jeden von ihnen verändert und ihnen unglaubliche Fähigkeiten verleiht: der geniale Wissenschaftler Reed kann fortan seinen Körper extrem dehnen, Susan beherrscht Telekinese und kann sich und andere unsichtbar machen und Johnny kann seinen Körper ganz oder teilweise wie eine Fackel lodern lassen und erzeugt dabei enorme Hitze, wobei diese drei Helden grundsätzlich ihr menschliches Äußeres behalten. Weniger glimpflich kommt Ben davon: Der Preis, den er für übermenschliche Stärke und Unverwundbarkeit bezahlt, ist eine versteinerte Haut, die ihn für andere Menschen trotz seines weichen Kerns monströs erscheinen lässt.

In Heft 3 debütiert Miracle Man, ein größenwahnsinniger Bühnenzauberer, der seine hypnotischen Fähigkeiten für Böses missbraucht. In dieser frühen Ausgabe wird ein zentraler Unterschied der Fantastic Four zu den bis dato gängigen Superhelden deutlich: sie verzichten auf Masken und Geheimidentitäten.

Es folgt die Geburtsstunde des Doctor Doom in Heft 5, dem mutmaßlich bedeutendsten und genialsten irdischen Schurken des Marvel-Universums, eines Genies, das in den folgenden Jahren ein ums andere Mal gigantische Macht an sich reißen sollte, sei es die des Beyonders im „Secret War“-Crossover (1984) oder die des Silver Surfers (FF 57 bis 60), welche ebenfalls im vorliegenden Sammelband veröffentlicht wurden), womit wir auch schon nach einem kurzen Abstecher zu Reeds und Susans Hochzeit im Annual 3 beim Erstauftritt der kosmischen Entität Galctus und seines silbernen, tragischen Herolds in den Comics 48 bis 50 wären.


Wie schon für den unlängst von Panini veröffentlichten „Avengers“-Klassiker gilt auch für diesen Sammelband: Visuell und erzählerisch ganz Kinder ihrer Zeit, wohnt vielen der Storys - nicht allen! - dennoch eine Kraft und Frische inne, die sie auch heute noch  unterhaltsam machen, erst recht, wenn man sich auf den Zeitgeist einlassen kann. Über die konkrete Zusammenstellung lässt sich zwar wie immer streiten, aber erstens wird jede der Storys beziehunsgweise Storylines redaktionell begründet, und zweitens strahlen die Serien-Höhepunkte bei den Fantastischen Vier deutlich heller als im Falle der Rächern, sodass die Auswahl durchaus als gelungen angesehen werden darf.

Fazit: Wer sich angesichts des aktuellen und in vielerlei Hinsicht misslungenen „Fantastic Four“-Kinofilms die Frage nach dem ursprünglichen Helden-Konzept stellt, dem sei dieser Sammelband ans Herz gelegt. Als Belohnung winken nicht nur zwölf dynamische und unbedarfte - wenn auch nostalgisch angehauchte - Geschichten, sondern die Erkenntnis oder Erinnerung daran, dass  man in Hollywood auch aus Gold Scheiße machen kann.