Drifter 1: Crash (Comic)

Ivan Brandon

Drifter 1

Crash

(Drifter 1-5, USA 2014)

Titelbild und Zeichnungen von Nic Klein

Übersetzung aus dem Amerikanischen von Franz He

Cross Cult, 2015, Hardcover, 128 Seiten, 25,00 EUR, ISBN 978-3-86425-627-1

Von Christel Scheja

Während sie in ihrem eigenen Land kaum ein Auskommen oder eine Plattform finden um die Qualität ihrer Kreativität zu beweisen, können deutsche Zeichner in Amerika durchaus Karriere machen und eigene Serien ins Leben rufen, wie jetzt Nic Klein mit „Drifter“ zeigt, einer SF-Saga, die deutliche Anleihen an Spätwestern nimmt und von Ivan Brandon geschrieben wird. Nun ist der erste Band der Saga, „Crash“, auch in Deutschland erschienen.

 

In einer fernen Zukunft haben sich die Menschen quer über das Universum ausgebreitet und überall dort, wo es ging, Kolonien gegründet - allerdings sind nicht alle so klar strukturiert, von Recht und Gesetz beherrscht, wie man denken mag. Doch manchmal kann man nicht vermeiden, auf Planeten zu landen, auf denen alles ein wenig anders läuft. Das bekommt auch der Raumschiffpilot Abram Pollux zu spüren. Er ist der einzige Überlebende des Crashs auf Ouro und kann sich aus einem Wasserloch an Land retten. Doch als er sich auf den Weg macht, um menschliche Ansiedlungen zu suchen, wird er kurzerhand von einem vermummten Fremden niedergeschossen.

Als er wieder zu sich kommt, hat er die Erinnerung an die letzten Vorfälle verloren. Zwar behaupten die Ärztin Lee Carter und andere Bewohner des Ortes, dass er nur drei Tage bei ihnen gewesen wäre, der Absturz liegt aber bereits ein halbes Jahr zurück, wenn er Della und Chuck glauben will, zwei hartgesottenen Minenarbeiter. Deshalb macht sich Abram auf die Suche nach dieser verlorenen Zeit und versucht auch, den vermummten Wanderer zu finden, der dafür verantwortlich sein könnte. Und dabei begegnet er kuriosen Gestalten wie dem Prediger Arkady, die gefährlicher sind, als er vermutet.


Wüstenlandschaften sind symptomatisch für die Spätwestern; das öde Niemandsland ein idealer Tummelplatz für seltsame Gestalten und zwielichtige Gesellen, deren Waffen nur locker im Holster sitzen. Das Recht des Stärkeren und Schnelleren regiert, Männer und Frauen dürfen keine Schwäche zeigen, wenn sie überleben wollen. So ist der Umgangston rau, Fremde werden erst einmal misstrauisch beäugt, ehe man bereit dazu ist, mehr als nötig zu enthüllen. Das ist in „Drifter“ nicht anders. Glücklicherweise bringt Abram die notwendigen Fähigkeiten mit - er ist es gewohnt mit schwierigen Situationen fertigzuwerden und sich seiner Haut zu wehren, auch wenn es am Anfang nicht so aussieht.

Doch genau die Tatsache, dass ein Unbekannter irgendetwas mit ihm angestellt hat, ist seine Triebfeder und sorgt auch für Spannung in der Geschichte. Dazu kommt ein ganzes Ensemble an Nebenfiguren, die alle irgendwo ihre Geheimnisse haben und zudem noch unberechenbar reagieren, so dass die Handlung nicht vorhersehbar ist - ein weiterer Pluspunkt für den SF-Thriller, der seinen Titel zurecht trägt. Ob nun vom Schicksal durch eine unbekannte Welt getrieben oder selbst ein Getriebener, jeder hat seinen eigenen Weg zu gehen - den man als Leser mit großer Neugier verfolgen darf.

Dazu kommen ausgereifte Zeichnungen, die nicht nur den Personen Charakter geben, sondern auch der Landschaft. Die Szenarien verbreiten eine intensive Atmosphäre, verstärkt noch durch die passenden Farben, so dass man sich gleich heimisch fühlt. Das etwas größere Comicformat erlaubt den Panels, sich detailreicher entfalten zu können, so dass man auf den Doppelseiten erstaunlich lange verweilen kann, wenn man alles erfassen möchte.

Das macht „Crash“, den ersten Band von „Drifter“, zu einer Geschichte, die nicht nur den actionverwöhnten Leser zufrieden zurück lässt, sondern auch diejenigen, die von einem Thriller ein wenig mehr erwarten. Viele ungelöste Geheimnisse und rätselhafte Figuren sorgen für Spannung - auch über den ersten Band hinaus!