Marsch der Krabben 3: Die Revolution der Krabben (Comic)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Sonntag, 16. August 2015 10:26
Marsch der Krabben 3
Die Revolution der Krabben
(La Marche du Crabe: La révolution des crabes)
Text & Artwork: Arthur de Pins
Übersetzung: Monja Reichert
Splitter, 2014, Hardcover, 112 Seiten, 19,80 EUR, ISBN 978-86869-513-7
Von Frank Drehmel
Während sich in der kleinen Gemeinde Royan an der Mündung der Gironde aufgrund der Ölpest nicht nur der Bürgermeister Gedanken über die Zukunft des Tourismus macht, brodelt es auch unter der Wasseroberfläche, denn die vermeintlich wenigen verbliebenen Quadratkrabben werden von den ungleich größeren Taschenkrebsen und Hummern quasi versklavt.
Dann jedoch kehrt der Retter seines Volkes, Sonne, zurück, besiegt mittels seiner in der Tiefsee erlernten Kampfkunst die ersten riesigen Gegner und entledigt sich der Hummer mit Hilfe einer gigantischen Heerschar von Krabben, die gleichsam aus dem Nichts auftauchen und die ihm Treue geschworen haben.
Ein Jahr später: die Touristen sind nach Royan zurückgekehrt, allerdings macht sich nun unter den Menschen, blutrünstig geschürt von den Medien, die Angst vor den mutierten kleinen Krabben der Spezies „Cancer Simplicimus Vulgaris“ breit. Und tatsächlich scheint es im Meer drunter und drüber zu gehen, seit die Quadratkrabben die Herrschaft übernommen haben. Gitarre und seine Gattin Mond werden in Vertretung Sonnes als Meister der Quadratkrabben verehrt, als eines Tages Lichtschimmer vor dem Thron auftaucht und Folgendes berichtet: Nachdem Sonne, der mit zweiundzwanzig seiner Getreuen aufgebrochen war, um ein gleißendes Licht am Horizont zu erforschen, nicht zurückkehrte, brach er selbst auf, um den geliebten Führer zu suchen; nach einer beschwerlichen Reise voller Gefahren und Feinde fand er zwar nicht Sonne, dafür jedoch Nahrung im Überfluss.
Unter den Krabben brechen ob dieses Berichtes und ob der Tatsache, dass sich Gitarre zunehmend in einen sozialdarwinistisch geprägten Despoten wandelt, Streit über das weitere Vorgehen aus. Schlussendlich findet eine Art großer Exodus der kleinen Gliederfüßler statt, eine Reise voller Gefahren, die für die meisten tödlich enden wird.
Die allgemeine Entwicklung der Geschichte, die schon im zweiten Teil offenbar wurde, setzt sich im abschließenden dritten Band der Trilogie verstärkt fort: erzählerische Leichtigkeit und Humor werden nochmals zurückgefahren und Gravität und Ernsthaftigkeit rücken deutlicher in den Mittelpunkt; die Story wird zu einer Parabel auf gesellschaftliche Verwerfungen, Despotismus, Erlöser-Kult, nimmt aber auch Öko-Hysterie und Medien-Macht aufs Korn und weist sogar sachte konkrete (politische) Bezüge auf. Dass in diesem kritischen und politisch aufgeladenen Ansatz die Moral der Geschichte letztlich eine eher bittere ist, ist nur konsequent.
Trotz alledem bleibt der Humor nicht gänzlich auf der Strecke, wird allerdings nun eher über das nach wie vor federleichte, pastellene und einzigartige Artwork transportiert, als über Dialoge oder Situationskomik (auch wenn die vereinzelt erkennbar sind).
Fazit: In Sachen Humor und erzählerischer Leichtigkeit kann der Abschlussband zwar den ersten beiden Teilen nicht das Wasser reichen; dennoch und trotz - oder wegen? - der Ernsthaftigkeit bleibt „Marsch der Krabben“ ein intelligentes und - vor allem - originelles Comic-Kunstwerk, das in keiner Sammlung fehlen sollte.