Der Große Tote 5: Panik (Comic)

Der Große Tote 5
Panik
(Le Grand Mort 5: Panique)
Szenario: Loisel & JB Djian
Zeichnungen: Mallié
Übersetzung: Uwe Löhmann
Ehapa, 2015, Hardcover, 64 Seiten, 16,00 EUR, ISBN 978-3-7704-3842-6

Von Frank Drehmel

Als Erwan und sein kleiner Schützling Blanche, das Mädchen mit den seltsamen Augen und den außergewöhnlichen Fähigkeiten, im nahen Dorf nach dem Rechten sehen und etwas Essen organisieren wollen, erhalten sie einen ersten beklemmenden Eindruck von der Katastrophe, die scheinbar die ganze Welt auf die eine oder andere Art heimgesucht hat.

Im Angesicht des Chaos und der Trümmer fällt es dem jungen Mann nicht leicht, die labile Blanche, deren Fähigkeiten Tod oder Heilung bringen können, unter Kontrolle zu halten. Dass das kleine Mädchen von Visionen heimgesucht wird, in denen sie Sombre, das Kind aus der Elfenwelt sieht, macht die Angelegenheit nicht einfacher, zumal sich das unheimliche Mädchen zu einem bestimmten Ort im Wald hingezogen fühlt.

Unterdessen kämpfen sich Pauline und ihre Freundin Gaelle fernab der beiden Daheimgebliebenen durch ein vom Zerfall des sozialen Zusammenlebens bedrohtes Land, in dem Überlebende ihre Toten betrauern und gegenseitige Hilfe nicht länger eine Selbstverständlichkeit ist. Als inmitten eines Unwetters ihr Auto streikt, setzten sie ihren Weg per Motorroller fort, und als sich schließlich die gesamte Natur zu erheben scheint, bleibt nichts als Furcht und Dunkelheit.

Während die große Welt im Chaos versinkt, treibt in der Elfenwelt Macara die Pläne voran, Pläne, in denen der kleine Sombre eine gewichtige Rolle spielen soll. Und um den Jungen zu schützen, ergibt sich die Verräterin ihren Häschern.

Der vorliegende fünfte Band hat zwei Zielrichtungen. Zum einen beginnt die engere Verknüpfung der Geschehnisse in der großen Welt mit denen in der Elfenwelt. Ganz allmählich nähern wir uns der Beantwortung zentraler Fragen – zum Beispiel nach den Motiven Macaras oder dem Wesen und der Verbindung Blanches und Sombres. Obwohl noch immer keine substanziellen Antworten geliefert werden, wächst dennoch das Gefühl des Lesers, dass das Erkenntnis-Licht im Dunkel der Ahnungslosigkeit stärker zu glimmen beginnt. Zum anderen – und das ist allein schon quantitativ der größere Teil – wird die apokalyptische Stimmung, die bedrohliche Atmosphäre gesteigert, indem die Autoren ihre Protagonisten unmittelbar und direkt die ganz profanen Geschehnisse Unwetter, Vogelschwärme etc. – und die Konsequenzen der Ereignisse – Trümmer, Verrohung, Trauer, Verzweiflung und so weiter – miterleben lassen. Insgesamt überstürzen Loisel und JB Djian auch diesmal nichts, sondern treiben die Story eher behutsam an der Grenze zum Behäbigen voran, so dass der Wunsch wächst, das Tempo möge nun nach fünf Bänden etwas forciert werden.

Bezüglich des Artworks lässt sich kaum Neues sagen: nach wie vor gefällig und feinstrichig, mit viel Gespür für Atmosphäre und Figuren. Insbesondere der Kontrast zwischen zunehmend dunkler und düsterer werdender großer Welt und dem noch immer grünen und lichthellen Elfenreich ist stimmungsvoll eingefangen.

Fazit: Obgleich sich der Vorhang leicht zu heben beginnt, bleiben Story und Protagonisten weiterhin mysteriös und rätselhaft. Damit lebt dieses fünfte Album hauptsächlich von der gelungenen Inszenierung einer dichten apokalyptischen Atmosphäre.