Star Trek – Die Eugenischen Kriege: Aufstieg und Fall des Khan Noonien Singh 1, Greg Cox (Buch)

Star Trek – Die Eugenischen Kriege: Aufstieg und Fall des Khan Noonien Singh 1
Greg Cox
(The Star Trek: The Original Series: The Eugenics Wars 1: The Rise and Fall of Khan Noonien Singh 1. 2001)
Übersetzung von Susanne Picard & Stephanie Pannen
Titelbild von Martin Frei
Cross Cult, 2015, Taschenbuch, 602 Seiten, 16,80 EUR, ISBN 978-3-86425-439-0 (auch als eBook erhältlich)

Von Christel Scheja

In „Star Trek Into Darkness“ wurde eine Figur wieder zum Leben erweckt, die bereits in der klassischen Serie faszinierte. Dabei handelte es sich nicht einmal um einen Außerirdischen, denn Khan Noonien Singh ist ein Mensch, wenn auch ein genetisch aufgewerteter. 2001, also lange bevor das Franchise neu gestartet wurde, machte sich ein Autor Gedanken über die Vorgeschichte dieses schillernden Gegenspielers. So entstand die Duologie „Die Eugenischen Kriege: Aufstieg und Fall des Khan Noonien Singh“, deren erster Band nun erschienen ist.

1974 schwelt der Konflikt zwischen Ost und West leise vor sich hin, ein weiterer Weltkrieg scheint unabwendbar zu sein. Dennoch versuchen Gary Seven, der humanoide Beauftragte viel größerer Mächte, und seine Mitarbeiterin Roberta noch immer, zu retten was zu retten ist und der Menschheit zu helfen, doch noch den entscheidenden Sprung zu den Sternen zu schaffen. Ihnen bleibt allerdings auch nicht verborgen, dass ein Konsortium von Wissenschaftlern unter Führung der Gentechnikerin Sarina Kaur in Indien das Chrysalis-Projekt geschaffen hat: ein Programm, das nicht nur die Gentechnik vorantreiben kann, sondern auch eine neue Menschengeneration erschaffen, die alles besser machen soll. Dabei werden allerdings auch andere Grenzen überschritten und Biowaffen geschaffen, die die Menschheit ausrotten könnten.

Gary Seven und Roberta versuchen diese Pläne zu vereiteln, aber letztendlich bringen sie es auch nicht übers Herz, die Kinder umzubringen, die durch das Projekt entstanden sind. Vor allem einer sticht ihnen dabei immer wieder ins Auge. Khan Noonien Singh ist nicht nur körperlich und geistig perfekt, er scheint auch das nötige Charisma eines Anführers zu haben. So hoffen sie, ihn mit der richtigen Anleitung zu einem guten Menschen zu machen und nehmen ihn daher besonders unter ihre Fittiche – nicht ahnend, was da eigentlich heranwächst…

Der ersten Band von „Die Eugenischen Kriege“ dreht sich zunächst einmal nicht direkt um Khan selbst, sondern um diejenigen, die ihn und seine Gefährten erschaffen haben. Wer waren die Wissenschaftler, die moralische Grenzen überschritten, um Supermenschen zu erschaffen, und die zwar viele Entwicklungen vorantrieben, denen aber die Folgen ihres Schaffens eher egal waren?

Mit Gary Seven und Roberta kommen ebenfalls noch einmal Figuren als der klassischen Fernsehserie ins Spiel, denen Kirk und Spock über den Weg gelaufen waren, und deren Folge eigentlich als Pilot für ein eigenes Spin-off gedacht gewesen war. Auch die beiden sorgen durch ihre Aktionen dafür, dass man der Handlung gerne folgt. Sie tragen einen Großteil der Geschichte, die nicht nur die „Star Trek“-Variante des 20. Jahrhunderts wieder zum Leben erweckt, sondern auch entscheidende Weichen für das Verhängnis stellen, das die Welt in den 90er Jahren erwartet.

Dabei wirkt Khan zunächst noch sehr entwicklungsfähig. Man merkt schon, dass er nicht nur der eiskalte Killer und machtgierige Supermann ist, gelegentlich hat er auch noch sehr menschliche und gefühlvolle Anwandlungen, leidet mit anderen mit. Allerdings zeichnet sich schon bei dem jugendlichen Khan ab, dass die Aggression überwiegt. Dennoch erschafft Cox nicht nur einen spannenden Hintergrund für diesen schillernden Gegenspieler von Kirk, er gibt ihm auch einiges an Charaktertiefe, die ihn zu einem ambivalenten Bösewicht macht. Durch den Roman versteht man besser, was eigentlich so faszinierend an Khan Noonien Singh war und ist.

Gelegentlich zieht sich die Handlung etwas, wird aber nicht so langweilig, dass man ins Stocken kommt. Gerade weil der Autor immer wieder reale Ereignisse mit einbezieht und seine Ideen hier herum spinnt, wird die Geschichte umso authentischer und spannender, zumal er dabei immer wieder auch nachdenklich machende Themen anspricht, die nichts mit „Star Trek“ selbst zu tun haben.

„Star Trek – Die Eugenischen Kriege: Aufstieg und Fall des Khan Noonien Singh“ 1 ist der gelungene Auftakt des Zweiteilers um eine der faszinierendsten Figuren in diesem Universum, der neben viel persönlichem Hintergrund auch ein Stück Zeitgeschichte aus einer ganz anderen Sicht darstellt und dabei doch immer wieder zum Nachdenken anregt. Zudem haben zwei andere Figuren ihren Auftritt, die man vielleicht auch schon in der klassischen Fernseh-Serie liebgewonnen hat.