Magda Ikklepots Buch 1 (Comic)

Magda Ikklepots Buch 1
(Magda Ikklepots)
Szenario: François Debois
Zeichnungen: Krystel
Übersetzung: Jano Rohleder
Splitter, 2015, Hardcover, 56 Seiten, 14,80 EUR, ISBN 978-3-95839-136-9

Von Frank Drehmel

Magda Ikklepotts ist eine moderne, junge und selbstbewusste Hexe. Elternlos aufgewachsen bei ihrer Tante, ausgestattet mit der ebenso ungewöhnlichen wie zerstörerisch-gefährlichen Macht zweier magischer Glyphen und kaum in Hexerei ausgebildet, bestreitet sie ihren Lebensunterhalt, indem sie und ihre Vertraute, die Elster Magpie, wohlhabenden Geschäftsleuten mit Taschenspielertricks und Trickbetrügereien Geld aus den Taschen leiern.

Als eines Tages die Polizei vor der Tür ihrer Wohngemeinschaft auftaucht und sie nach einer kurzen Verfolgungsjagd festsetzt, hat das träge In-den-Tag-hinein-leben ein jähes Ende: Inspektor Maulincourt stellt sie vor die Wahl, sie als Hauptverdächtige einiger „unschöner“ Vorkommnisse den ganzen Zorn des Gesetzes spüren zu lassen – oder aber sie stellt ihre magische Macht in den Dienst einer Gesellschaft, in der Hexen wegen einiger magischer Terroranschläge gefürchtet und vom ZKA – dem Zaubereikontrollamt – überwacht werden. Notgedrungen willigt Magda unter der Bedingung ein, dass das ZKA aus der Sache rausgehalten wird.

Schnell weist die Spur einiger unheimlicher Illusionen und Morde in eine Richtung, die Magda alles andere als ruhen lässt: für die Verbrechen soll Vitali Petrov verantwortlich zeichnen, jener Mann, den sie getötet zu haben glaubte, als auch ihre Eltern durch sie den Tod fanden. Ein weiterer Wermutstropfen ist, dass entgegen der Absprache das ZKA in Person des jungen Milo mit im Boot ist, wobei sich Milo keineswegs als fürchterlicher Inquisitor herausstellt, sondern als charmanter, humorvoller Zeitgenosse, der ihr in brenzligen Situationen zur Seite steht. Und solche Situation stehen öfter als gewünscht an, denn Magda und ihre Verbündeten sind nicht die einzigen, die Petrov für seine Untaten jagen.

Nach der Serie „Ash“ (Splitter) findet mit „Magda Ikklepotts“ auch die zweite Serie des Teams Debois/Krystel ihren Weg in deutsche Comic-Regale. Erzählt wird eine muntere Contemporary-Fantasy- beziehungsweise Urban-Fantasy-Geschichte, die sich vorderst durch eine freche, selbstbewusste Hauptprotagonistin sowie humorvolle, leichte Dialoge auszeichnet. Figuren-Hintergrund, Magiesystem oder auch das gesellschaftliche Umfeld werden nur angedeutet und bleiben daher leider etwas blass; das Augenmerk des Autors liegt eindeutig auf der schnellen, Action, den pointierten Wortgefechten und dem Aufbau eines komplizierten Beziehungsgeflechts, wobei nicht immer sofort klar ist, welche Ereignisse für die weitere Handlung tatsächliche bedeutsam sein werden und was letztlich nur der Kreation einer zauberhaften und zuweilen unheimlichen Atmosphäre dient.

Auf Seiten des Artwork dominiert – wie schon bei „Ash“ – ein mangahafter Duktus insbesondere in der Darstellung der Charaktere, aber auch in kleinen Zwischenbildern, in denen Krystel ihre normale realistisch-malerische Ebene verlässt und für die Betonung der Gefühle der Figuren einen sogenannten „SD“(super deformed)-Ansatz wählt. Die zwar kräftige, jedoch nicht grell-bunte Kolorierung, in der vielschichtige Blau- und Brauntöne dominieren, überzeugt durch visuelle Spannung, Leichtigkeit und Lebendigkeit, wirkt also weniger distanziert und kalt als bei „Ash“.

Fazit: Leichte, humorvolle, actionreiche und nicht immer ganz übersichtliche Urban Fantasy mit einer rotzfrechen Hauptprotagonistin! Vor dem mangahaft angehauchten Artwork brauchen sich übrigens weder visuell frankobelgisch noch US-amerikanisch sozialisierte Leser fürchten. Unterhaltsam und empfehlenswert.