P. A. Müller: Attentat auf Universum – Sammelband 2 (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Donnerstag, 09. April 2015 16:24
P. A. Müller
Attentat auf Universum
Sammelband 2
(„Der große Spiegel“ (1949), „Attentat auf Universum“ (1949/1955), „Strahl aus dem Kosmos“ (1950) und „Humus“ (1952))
Verlag Dieter von Reeken, 2014, Paperback, 442 Seiten mit 18 Abbildungen und 2 Anhängen, 27,50 EUR, ISBN 978-3-940679-87-1
Von Carsten Kuhr
Schon zum zweiten Mal öffnet der Nachlassverwalter Paul A. Müllers das Schatzkästchen und legt unterstützt durch den Verleger Dieter von Reeken einen Sammelband mit gleich mehreren Romanen aus der Feder PAMs zu einem unschlagbaren Preis vor. Gleich vier ehemalige Leihbücher aus den 50er Jahren fanden dieses Mal Aufnahme im Buch.
Den Auftakt macht „Der große Spiegel“ in dem es um ein in den Schweizer Alpen erbautes Riesenteleskop geht, das dazu dienen soll, das Weltall zu erforschen. Laut Müllers fester Überzeugung, die er auch als Grundlage für diesen und den nachfolgenden Roman unterstellt hat, leben wir aber in einer Hohlwelt, so dass das Teleskop auch dazu dienen könnte, die Hohlwelttheorie zu beweisen. Allerdings weigern sich die etablierten Forscher, ihre eigene Auffassung auch nur zu überdenken, geschweige denn, diese infrage zu stellen.
So ist dies auch eine Anklage gegen Vorurteile, gegen die Unfähigkeit breiter Forscherkreise, eigene Überzeugungen zu hinterfragen. Verbunden hat Müller diese etwas antiquiert wirkende Geschichte mit einer anrührenden Liebesgeschichte, ohne dass im Buch aber das übliche PAM’sche Lesefeeling aufkommen würde. Zu sehr konzentriert sich der Autor auf seine Theorie und den Ort der Handlung, die phantastische Bergwelt der Alpen.
Im nächsten Beitrag, „Attentat auf Universum“, geht es um den ersten privat finanzierten Mondflug. Dem Erfinder Kerckhoff wurden seine Pläne entwendet, mit deren Hilfe das Raumschiff gebaut wird.
Dass der Mond im Roman nur rund 3000 Kilometer von der Erde entfernt ist, führt zur Katastrophe – die natürlich nach einer selbstlosen Rettung schreit. Hier thematisiert Müller geschickt und auch heute noch gut lesbar die blinde Fortschrittsgläubigkeit der Nachkriegszeit, verpackt diese in einen spannend aufgezogenen Plot inklusive Verrat und Liebesgeschichte.
In „Strahl aus dem Kosmos“ begegnen wir der Nachkriegsnot im besiegten Deutschland. Breite Bevölkerungsschichten, insbesondere der Intelligenz, darben, sofern sie sich nicht den Siegermächten angeschlossen haben, in Armut vor sich hin. In Süddeutschland, Salzburg und dem nahen Frankreich scheinen Atombomben zu explodieren. Die Siegermächte vermuten einen deutschen Forscher hinter den unerklärlichen Vorkommnissen, wissen aber, dass ein zum Bau von Bomben unabdingbar großes Labor ihnen nicht entgehen könnte. Ein reicher US-Amerikaner macht sich auf, den Forscher, der Energie aus kosmischer Strahlung gewinnt, zu suchen – und trifft dabei auf sein Fräulein, die einstige Liebe seines Lebens.
Ein wenig schmalzig, aber letztlich nicht uninteressant bietet sich der Plot dar. Zwar wirkt Vieles konstruiert, der Versuch der Mächte, die Strahlen als Waffe zu vereinnahmen etwas aufgesetzt, letztlich aber liest sich das Buch doch angenehm und spannend.
In „Humus“ schließlich greift Müller auf eine Idee, die er in „Sun Koh“ Nr. 61, „Die flüssige Pest“, bereits einmal verwendet hat, zurück. Was wäre, wenn man mittels eines Virus’ unfruchtbare Erde zu Humus wandeln könnte – der Hunger, die Not der Menschen. hätte ein Ende. In einem geteilten Land, für das das geteilte Deutschland unstrittig Pate gestanden hat, soll die Erfindung zweckentfremdet als Waffe missbraucht werden.
Neben der eigentlich faszinierenden Idee enttäuschen die zu klischeehaften Figuren leider ein wenig.
Insgesamt bietet der Band eine gute Übersicht über das spätere Werk Müllers, zeigt, dass er auch nach seinen großen Erfolgen durchaus ansprechend zu fabulieren wusste, ohne dabei allerdings an „Sun Koh“ & Co. heranzukommen.