Home – Ein smektakulärer Trip (Film)

Home – Ein smektakulärer Trip
USA 2015, Regie: Tim Johnson, mit Bastian Pastewka, Josephine Preuß, Uwe Ochsenknecht u.a.

Von Christel Scheja

Das von Steven Spielberg mitbegründete DreamWorks-Studio entwickelte sich in seiner Anfangszeit zu einer ernstzunehmenden Konkurrenz für Disney und Pixar auf dem Zeichentrickfilm- und Animationsmarkt, fiel vor allem durch eigenwillige Stoffe und Umsetzungen auf. Mittlerweile hat man allerdings den Markt unter sich aufgeteilt und existiert friedlich nebeneinander, was sich jedoch auch auf die produzierten Werke auswirkt. Das kann man besonders gut am aktuellsten Film „Home – ein smektakulärer Trip“ erkennen.

Wenn die Boovs eines gelernt haben, dann ist es wegzulaufen und von Planet zu Planet zu wandern. Denn seit der trickreiche Captain Smek die Leitung ihres Volkes übernommen hat, müssen sie immer wieder vor den schrecklichen Gorgs fliehen, die jeden Planeten angreifen, auf dem sie sich verstecken.

Diesmal hat Captain Smek für sein Volk die Erde ausgesucht. Die Menschen werden kurzerhand in ein Camp nach Australien umgesiedelt, während sich die Boovs auf dem Rest der Welt einrichten und es sich dank ihrer überlegenen Technik bequem machen. Nur einer sorgt jetzt noch für Unruhe – der tollpatschige Oh, der mittlerweile von seinen Mitboovs gefürchtet wird, weil er immer wieder Fehler macht und ausgerechnet er die Grogs auf den neuen Zufluchtsort aufmerksam macht.

Von seinem Volk gejagt muss Oh fliehen, wenn er nicht ein schlimmes Schicksal erleiden will und findet unerwartet eine Verbündete in dem Mädchen Tip, die zusammen mit ihrer Katze Schwein auf der Suche nach ihrer Mutter ist, weil sie bei der Umsiedlung übersehen worden ist. Damit beginnt eine aufregende Reise, die von Amerika über Paris bis fast um die halbe Welt führt und für beide ein spannendes Abenteuer wird, in dem sie viel über sich selbst lernen – vor allem der bisher eher naive und tappsige Oh.

Bunt, verspielt und phantasievoll, so präsentiert sich der Film „Home – Ein smektakulärer Trip“ auf den ersten Blick. Alles dreht sich um fröhliche Außerirdische, die über unsere gute alte Erde herfallen und sie in Besitz nehmen, auch wenn sie den Menschen dabei eigentlich nichts antun, sondern sie einfach nur nach ihrem Gutdünken umsiedeln.

Damit auch schon die Kleinsten Spaß haben, ist die Geschichte entsprechend kindgerecht aufbereitet: Gewalt wird auf ein Mindestmaß reduziert und wirkt eher verspielt und chaotisch, wie man in der ein oder anderen Szene sehr deutlich merkt. Ebenso werden negative Aspekte und Folgen der Invasion ausgeblendet. Selbst die Invasion verläuft eher sanft und lustig, spielt mit dem Kultur-Clash, bei dem die Boovs viele Dinge anders bewerten als wir Menschen. Und auch der Sprachfehler, den sie mit sich bringen, heitert gelegentlich die ernsteren Momente auf.

Alles in allem dreht sich die Geschichte aber eher um den Spaß und vermittelt immer wieder kleine aber wichtige Botschaften durch seine Figuren. Da ist vor allem Oh, der versucht, bei seinem Volk anerkannt zu werden, auch wenn er immer wieder so viel Mist baut, dass die anderen nichts mehr mit ihm zu tun haben wollen und lieber stiften gehen, als sich mit ihm abzugeben. Aber gerade seine extreme Außenseiterrolle hilft ihm dabei schneller als die anderen zu erkennen, dass der von allen – zunächst auch von ihm – bewunderte und verehrte Captain Smek nicht der glorreiche Heilsbringer ist, für den er sich immer ausgibt, sondern auch nur ein aufgeblasener eitler Geck, der viele große Worte macht, aber dahinter eigentlich nur seine eigene Feigheit und sein Unvermögen, sich Schwächen und Fehlern zu stellen, versteckt, die sein Volk erst in diese verhängnisvolle Lage gebracht hatben.

Durch die selbstbewusste und freche Tip, die aber wie jedes kleine Mädchen immer noch ihre Familie – sprich: ihre Mutter – braucht, lernt Oh die Werte kennen, die wirklich wichtig sind, so wie Freundschaft und Mitgefühl für andere oder die Bereitschaft, sich seinen größten Ängsten zu stellen, und wächst am Ende über sich hinaus. Und Tip, selbst eine Außenseiterin, rauft sich nach und nach mit Oh zusammen und kann auch das ein oder andere von ihm erfahren, was sie noch nicht wusste. Und so stark und mutig sie auch ist – sie kann sogar Autofahren, obwohl sie vielleicht gerade einmal dreizehn – ist, gelegentlich bricht auch das einsame und verängstigte Mädchen durch. Smek hingegen ist durch sein übertriebenes Gebaren eher die Witzfigur des Films und mehr Feind seines Volkes als man vermutet. Wie in vielen anderen amerikanischen Komödie wirkt er von Anfang bis Ende eher unsympathisch und bekommt dann natürlich auch sein Fett weg, während sich der Rest der Figuren eher den eigentlichen Helden zuwendet. Insgesamt fällt aber keine der Figuren wirklich aus der Rolle, die ihr zugeordnet ist, alle verhalten sich letztendlich von Anfang bis Ende so, wie man es von ihnen erwartet und brechen nicht einmal aus dem vorgegebenen Schema aus.

Man erkennt sehr viele Werte und Normen wieder, die vor allem in der amerikanischen Gesellschaft zu finden sind, Botschaften, die in fast jedem humoristisch Film von der anderen Seite des Atlantiks zu finden sind, der sich an Familien und Kinder richtet. Und das ist auch genau der Punkt, der den faden Nachgeschmack hinterlässt. Insgesamt wirkt der Film trotz seiner chaotischen Momente dadurch einfach zu glatt gebügelt und durchweg konventionell, lässt die augenzwinkernde oder anarchistische Satire vermissen, die frühere DreamWorks-Produktionen ausgezeichnet haben und verbreitet letztendlich nach einiger Zeit eher gepflegte Langeweile.

Die Handlung selbst ist über weite Strecken vorhersehbar und spult ein bekanntes Programm ab, die Überraschungen, die auch ältere Zuschauer begeistern könnten, sind sehr selten und fallen in dem bunten Mix aus Spaß und netten Botschaften zudem nicht sonderlich auf. Ob die 3D-Effekte wirklich nötig waren, bleibt dahingestellt, Sie geben den Szenen und Figuren zwar etwas mehr Raumtiefe, aber man könnte insgesamt auch auf sie verzichten, da sie nicht wirklich herausragend sind und nur bei der ein oder anderen Szene ein begeistertes Raunen entlocken können, oder geschweige gar der Geschichte zugute kommen.

„Home – Ein smektakulärer Trip“ ist eher ein durchschnittliches Erlebnis, das man sich mit seinen Kindern zwar im Kino ansehen kann – aber nicht muss. Die Geschichte ist eher ein „Wohlfühl“-Movie“ für Zuhause, das man sich an einem verregneten Feiertag in den Player legen kann, um Zeit zu überbrücken, und die Spezialeffekte sind ebenfalls nichts, was man auf der großen Leinwand ansehen muss. Auch der Biss, der frühere DreamWorks-Produktionen ausgezeichnet hat, fehlt hier völlig.