Interviews

Im Gespräch mit: Michael Preissl

Voodoo Press, der unabhängige und ambitionierte Kleinverlag, wurde 2009 mit dem Ziel gegründet, seinen Lesern hohen Unterhaltungswert abseits des Mainstreams zu bieten. Die Bücher sind im Bereich der Phantastik angesiedelt die Autoren stammen aus England, Australien und den USA. Die Mischung aus Bestsellern, Newcomern und auch erfolgreichen nationalen Schriftstellern ermöglicht ein abwechslungsreiches Lesevergnügen. Ebenso fördert man kreative Illustratoren, junge Autoren und Übersetzer. Dabei hat man es sich zum Ziel gesetzt, ungekürzte, als auch werkgetreue Übersetzungen zu publizieren. Unser Mitarbeiter Carsten Kuhr hat sich mit dem Verlagsleiter Michael Preissl unterhalten.

Hallo Michael, wie kommt man als junger Mann auf den Gedanken „ich gründe einen Verlag“, der sich zudem dann noch auf die Publikation von Horror-Büchern spezialisiert?

Hallo Carsten. Das Ganze entstand während der Planung von „Rose Noire“, meiner ersten Anthologie. Ich wollte das Buch selbst vertreiben und somit war der Grundstein schon gelegt. Und was die Publikationen von Horror angeht, was soll ich denn anderes verlegen, wenn ich selbst fast nur Horror lese?

Zwar ist auf der Internetseite der Voodoo Press nachzulesen, dass Sie ein unabhängiger Verlag für Horror, Fantasy, Mystery, Science Fiction & Bizarro Fiction sei, im Wesentlichen aber konzentrierst Du Dich auf den Horror. Gibt es da nicht bereits genügend einschlägige Konkurrenz (Festa, Eloy Edictions, Sieben Verlag)? Wo siehst Du die Lücke für Deinen Verlag? Was willst Du anders, besser machen, als Deine Konkurrenten?

Wir publizieren das, was uns Spaß macht, Sachen, die uns gefallen. Und wir spezialisieren uns nicht nur auf Horror, denn wir sind auch im Bizarro-Fiction-Bereich sehr aktiv und haben für dieses Jahr auch zwei Fantasy. und einen SF-Titel in Planung. Was die von Dir erwähnten Verlage angeht, sind diese in Deutschland ansässig. Hier in Österreich sind wir der größte Phantastik-Verlag geworden. Aber ich interpretiere da nicht zu viel hinein und empfinde da keinerlei Druck. Für so etwas bleibt keine Zeit, wenn man sich wie wir intensiv um seine Projekte kümmert. Ich denke, jeder der von dir erwähnten Verlage hat seine Spezialgebiete und wir sind kein Verlag der versucht, einem anderen etwas streitig zu machen. Und Titel die Leser ansprechen werden da oder dort gekauft. Ist doch wie bei einem Hollywoodstreifen, da achtet man auch nicht darauf von welcher Produktion er stammt, der muss einfach den Geschmack treffen.

Es fällt auf, dass Du entgegen dem Trend gerne Anthologien veröffentlichst. Gibt es einen Markt hierfür, ist es Dir auch ein Anliegen, den deutschsprachigen Autoren eine Spielwiese zu bieten, den Nachwuchs zu fördern? Lohnt sich das für einen Verlag?

Ein Markt für Anthologien ist da, solange sie sich um ein bekanntes Thema drehen. Als Beispiel möchte ich hier „Odem des Todes“, oder unsere Sherlock-Holmes-Anthologien nennen, beide mit Thematiken die jedem bekannt sind und die auch gerne angenommen werden. Ob sich das für einen Verlag lohnt ist schwer zu sagen. Der Aufwand, der hinter einer Anthologie steckt, ist gewaltig. Es mangelt an der Zeit für solche Projekte. Was ich mir aber zukünftig weiterhin gut vorstellen könnte sind Novellensammlungen, Bücher mit etwa fünf feinen Geschichten.

Erst kürzlich hast Du mit Ausnahme der „Scream“-Reihe die Größe Deiner Bücher komplett auf das übliche Taschenbuchformat geändert. Warum? Lassen sich die Taschenbücher besser kalkulieren?

Mit der Kalkulation hat das eigentlich gar nichts zu tun. Ich habe einfach festgestellt, dass mir persönlich das 08/15-Taschenbuchformat am besten gefällt. Man kann es besser in der Jackentasche transportieren, es ist leichter und handlicher. Ich denke, dass es den meisten Lesern so geht.

Schaut man auf der Webseite nach, so findet der interessierte Leser eine ganze Reihe von Titeln, die sich für 2012 in Vorbereitung befinden, nicht weniger als neunzehn Bücher sind angekündigt. Wie weit sind hier die Vorbereitungen gediehen, und warum diese massive Ausweitung des Programms?

Unser Plan war von Anfang an, zwischen zehn und wenn es gut geht zwanzig Titel pro Jahr zu publizieren und heuer sind wir bei beinahe zwanzig. Die Planungen und Arbeiten sind voll im Gange. Wir hoffen, dass alles so ausgeht, wie wir uns das vorstellen. Allerdings können immer unvorhersehbare Schwierigkeiten auftreten, demzufolge sich die eine oder andere Veröffentlichung um ein paar Wochen verschiebt. Da bitten wir einfach locker zu bleiben. Es erscheint, wenn es dazu bereit ist. Wir garantieren, dass wir hinter den Kulissen unter Hochdruck arbeiten! Der Hase mit Taschenuhr in „Alice im Wunderland“ ist hier ein Witz dagegen. In dieser Branche heißt es Nerven bewahren und nicht zu vergessen, das wir hier Kreativität an höchster Stelle setzen möchten! Ein Buch entspringt der kreativen Feder eines Autors und sollte durch die Produktion nichts von seinem Charme verlieren! Autor, Illustrator, Setzer, etc. jeder der an dem Projekt arbeitet leistet seinen Beitrag zur Umsetzung eines ideenreichen Gedankens.

Die überwiegende Anzahl der angekündigten Bücher stammt von Verfassern aus dem angloamerikanischen Sprachraum. Gibt es keine Autoren deutscher Zunge, die eine Veröffentlichung wert sind? Wie ist hier Dein Eindruck, was die heimische Szene anbelangt?

Auf dem deutschsprachigen Markt gibt es jede Menge guter Autoren, deren Geschichten fesseln. Ein paar von ihnen konnten wir in unserem Programm aufnehmen. Die heimische Szene hat hier noch viel zu bieten und wir hoffen, der Stoff wird den Lesern gefallen, und vielleicht geht es ihnen sogar wie uns, dann werden sie es anregend finden von Orten und Schauplätzen zu lesen, die in der Nähe sind. Es ist eine nette Abwechslung, von Protagonisten zu lesen, die hier unter uns leben könnten. Vielleicht geht der Trend in diese Richtung, wer weiß.

Wie kommst Du mit den von Dir herausgegebenen Autoren in Kontakt? Machen die Rechte – im Regelfall sind hier ja Agenten zwischengeschaltet – und die Übersetzungen die Titel nicht grundsätzlich teurer als Bücher deutschsprachiger Verfasser?

Der Ablauf mit den fremdsprachigen Manuskripten ist ehrlich gesagt manchmal sogar einfacher. Die Autoren, sogar deren Agenten, besitzen eine lockere Umgänglichkeit, die hierzulande schwer aufrecht zu halten ist. Über Agenturen wird es meist etwas teuer und da muss man gut kalkulieren. Mitunter führt das dazu, dass man dann den einen oder anderen Titel eben nicht verlegen kann. Bei den englischsprachigen Titeln hat man meist den Vorteil, dass diese schon ein Lektorat durchwandert haben. Natürlich kommt hinzu, dass wir auch sehr gerne selbst übersetzen. Wir haben immer schon Filme lieber in der Originalsprache angesehen, DVD sei dank. Und seit wir den Verlag leiten, lesen wir auch in anderen Sprachen. Deshalb ist es uns auch ein großes Anliegen, den Autor in deutscher Fassung durchzuhören, seinen Witz und seinen Schreibstil wiederzugeben.

Nun ist die Voodoo Press einer der wenigen Verlage, die in Österreich beheimatet sind. Otherworld hat gerade seine Pforten geschlossen, Ueberreuter den Sitz nach Berlin verlegt – ist es schwierig für Dich, Deine Bücher in den mengenmäßig größeren Markt Deutschland und dessen Buchhandlungen zu bringen?

Um Otherworld ist es sehr schade. Das war ein wirklich großartiger Verlag mit tollem Programm. Wir haben unsere Auslieferung in Deutschland, Druckereien, viele Buchhandlungen die uns fördern. Also keinerlei Schwierigkeiten in Deutschland, im Gegenteil! Eigentlich ist es so: Die Österreicher orientieren sich an Deutschland und Deutschland an Amerika. Punkto Film, Fernsehen und Buch. Wir hinken irgendwie allem nach. Deutschland ist weitaus offener mit neuen Erscheinungen. Die Österreicher sind ... eigen. Erst wenn man international etwas erreicht wird man anerkannt, also immer über den großen See und zurück. Woran das liegt kann ich nicht sagen. In Österreich ist es immer schwer mit etwas unterzukommen, egal mit was. Macht man etwas Neues oder Irrwitziges wird man schief angesehen. Obwohl hier durchaus Freidenker und ein Markt vorhanden sind und es genug Künstler oder Erfinder gibt. Vermutlich beißt sich hier die Katze in den Schwanz. Ich würde mir einfach prinzipiell mehr offene Begeisterung für Neues wünschen.

Du gehst mit RungeVA als Verlagsauslieferer einen relativ teuren Weg. Andererseits kann jede Buchhandlung problemlos Deine Bücher innerhalb von einigen wenigen Tagen, zumeist über Nacht bestellen – lohnt sich das?

Teuer ist relativ, wenn man sich die Preise hier ansieht. Eine Verlagsauslieferung ist für einen Verlag, der seine Bücher auch unter die Leser bringen möchte, unumgänglich. Hier sollte man andersrum fragen: Lohnt es sich, die Bücher die aufgrund schlechter Vertriebswege nur äußerst schwer eine Leserschaft erreichen, im Keller zu lagern? Ich denke nicht, hier würden wir am falschen Fleck sparen.

Viele Kleinverlage berichten darüber, dass sie über den Direktvertrieb via Internet und Amazon mehr als 90 Prozent ihrer Titel absetzen. Wie ist dies bei Dir?

Der größte Teil bestimmt. In Zeiten, in denen fast jeder seinen Internetzugang in der Hosentasche mitführt, wundert mich das nicht. Lieber ist es uns natürlich, wenn man direkt bei uns, sprich auf der Homepage bestellt. Das fördert den Verlag und ist weder teurer noch langsamer. Im Gegenteil, Kunden, die über den Verlag bestellen, bekommen die Neuerscheinungen direkt und nicht über einen Zwischenhändler.

Wie sieht es mit den gerade in Mode kommenden eBooks aus? Bietest Du Texte für kindle und Co. an?

Klar! Fast alle unsere Titel können bereits als eBook erworben werden, und das werden wir zukünftig auch so beibehalten. Wir sind offen für alles rund ums Buch, ausprobieren schadet nie.

Hab vielen Dank, dass Du uns Rede und Antwort gestanden bist. Wir wünschen Dir und Deinem Verlag alles Gute.