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US-Boxoffice: "Scream 4" schreit nach 11 Jahren Pause nicht sehr laut

Sehr viel schönzureden ist da nicht: Nach elf Jahren Pause ist der Start des vierten Teils der einst höchst erfolgreichen "Scream"-Reihe mit nur knapp über 19 Millionen Dollar eine Enttäuschung. Nicht nur, weil sowohl Regisseur Wes Craven, sondern auch alle drei Hauptdarsteller (Neve Campbell, Courtney Cox, David Arquette) wieder mit von der Partie sind, hatte man mit einem deutlich besseren Start gerechnet. Zum Vergleich: Bei deutlich geringeren Ticket-Preisen starteten "Scream 2" und "Scream 3" mit jeweils weit über 30 Millionen Dollar. Ob der Plan, dass auch "Scream 4" Auftakt für eine Trilogie werden soll, nun in Erfüllung geht? Das ist nun zwar nicht ausgeschlossen, aber fraglich.

Als Wes Cravens "Scream" Ende 1996 mit bescheidenen 6 Millionen Dollar startete, konnte noch niemand ahnen, was passieren würde: Der Film sprach sich im Publikum als Geheimtipp herum, wurde von Woche zu Woche immer erfolgreicher (statt umgekehrt, wie gewohnt) und spielte am Ende unglaubliche 103 Millionen Dollar alleine in den USA ein. Auch die Fortsetzungen waren enorm erfolgreich, "Scream 2" spielte ein Jahr später 101 Millionen Dollar ein, "Scream 3" Anfang 2000 immerhin auch noch sehr gute 89 Millionen Dollar.

Die Trilogie war nicht nur kommerziell sehr erfolgreich, sondern erwarb sich einen legendären Ruf nicht nur dadurch, dass sie tatsächlich einmal etwas Neues bot (Figuren, die offen im Film die Genre-Regeln kannten und diskutierten), sondern indem sie weit darüberhinaus fast alleine dafür sorgte, dass das Anfang der 90er Jahre in einen Dornröschenschlaf gefallene Horror-Genre sich mit Wucht zurückmeldete und bis heute immer wieder für Kassenerfolge gut ist.

Nach einem vom Erfolg her eher mäßigen Jahrzehnt (einzige Ausnahme: der Hit "Red Eye") kehrt Regisseur Wes Craven nun zu seiner erfolgreichen Franchise zurück, konnte alle drei Hauptdarsteller wieder dafür gewinnen und erzählt eine Geschichte, die nunmehr leicht abgewandelte, neue Regeln für die Generation bieten soll, die heute den Löwenanteil des Kinopublikums stellt – und die beim ersten "Scream" 1996 noch gewickelt werden musste.

Viele Kritiker bescheinigten dem vierten "Scream"-Film, dass er im wesentlichen nur Altbekanntes wiederhole, zu sehr auf moderne technische Gadgets setze und vor allem nicht so clever sei, wie er hätte sein können. Das halbwegs ordentliche, aber weit unter den Erwartungen liegende Einspielergebnis von unter 20 Millionen Dollar deutet darauf hin, dass im Wesentlichen nur die Altfans der Franchise für einen Kinobesuch gewonnen werden konnten. Ob die bereits geplanten "Scream 5" und "Scream 6" folgen werden, wird jetzt auch davon abhängen, wie der Film außerhalb der USA und auf dem Heimvideomarkt läuft.

Zwei unzweifelhafte Erfolgsstorys des akutellen Phantastik-Films sollen ebenfalls angesprochen werden. "Saw"-Regisseur James Wan ist es noch einmal gelungen, mit einem Horror-Film mit einem Mikro-Budget einen riesigen Erfolg zu feiern: Der Gruselfilm "Insidious" baut für einen Horror-Film Woche für Woche sensationell wenig ab und steht nach drei Wochen bei einem Budget von nur 1,5 Millionen Dollar bereits bei 36 Millionen Dollar Gesamteinspiel. In ähnlichen Regionen – bei 37 Millionen Dollar – steht der SF-Thriller "Source Code" von "Moon"-Regisseur und David-Bowie-Sohn Duncan Jones, ebenfalls ein Überraschungserfolg. Ein verhältnismäßig guter Start gelang auch der Low-Budget-Verfilmung des ersten Teils von "Atlas wirft die Welt ab" nach Ayn Rands in den USA höchst erfolgreichen Roman-Utopie von 1957 um einen Arbeitgeberstreik. Der in nur 300 Kinos gestartete Film spielte dafür durchaus ordentliche 1,6 Millionen Dollar ein. Es ist somit nicht ausgeschlossen, dass nun auch noch die weiteren beiden Filme realisiert werden. Wegen des enormen Umfang des Romans (je nach Satz um die 1.600 Seiten) hatten die Produzenten den Stoff auf drei Filme verteilt.

Zack Snyders "Sucker Punch" steht nach vier Wochen angesichts des Budgets und des Namens des Regisseurs bei mäßigen 36 Millionen Dollar, "World Invasion: Battle Los Angeles" bei ausgezeichneten 82 Millionen Dollar, die SF-Komödie "Paul" des Teams von "Shaun of the Dead" bei durchaus vorzeigbaren 36 Millionen Dollar und die Philip-K.-Dick-Verfilmung "Der Plan" mit Matt Damon bei ebenfalls annehmbaren 61 Millionen Dollar.

Text: Oliver Naujoks