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Wrath James White: Unersättlich (Buch)

Wrath James White
Unersättlich
(Voracious, 2013)
Übersetzung: Simona Turini
Titelbild: Chris Lunetta
Festa, 2018, Paperback, 156 Seiten, 12,99 EUR (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Carsten Kuhr

Um heutzutage berühmt, beliebt und erfolgreich zu sein muss man dünn sein. Da können die Ernährungswissenschaftler noch so sehr für eine ausgewogene Ernährung und ein normales Äußeres werben, bei Heidi Klums „Germany’s Next Topmodel“ und ähnlichen Formaten wird über jedes Gramm, das über der Hungergröße liegt, gelästert.

Was macht Mann und Frau, der/die erfolgreich und begehrt sein will also? Richtig, sie fahren in die Klinik. Absaugen, modellieren, aufspritzen und mehr; damit wird ein Heidengeld verdient.

Als ein junger, skrupelloser Wissenschaftler eine Möglichkeit findet, die DNA von Spitzmäusen auf Menschen zu übertragen, scheint die Zukunft aller Schönheitssalons, Fitness-Studios und Kliniken gezählt. Über Nacht verbrennt der Körper rund 10 Kilogramm an Gewicht; einziges Manko: Man hat immer Hunger.

Nachdem Kühlschrank, Gefriertruhe und Tiernahrung aufgebraucht ist, sieht sich der dünne Ex-Patient nach anderer Nahrung um - zur Not tun es auch die lieben Anverwandten oder der eigene Körper…

Das Schlimmste ist, dass das Virus sich durch Speichel, Blut und Transplantation verbreitet - und der Hunger lässt nie nach…


Es ist schon eine bitterböse Satire, die uns Wrath James White hier kredenzt. Der Jugendwahn, dass auf immer jung, fit und vor allem dünn bleiben wollen, nimmt schon in der Realität groteske Züge an. Da geben die Menschen weit mehr Geld für künstliche Brüste oder Potenz erhaltende und steigernde Mittel aus, als für Alzheimer-Arzneien, und wissen dann im Alter oftmals gar nicht mehr, was sie denn nun mit den keck aufgerichteten Milchdrüsen und den harten Penissen eigentlich tun wollen oder sollten.

White greift diesen Wahn auf, übersteigert ihn und lässt uns das Lachen oft im Hals stecken bleiben.

Die geschilderten skurrilen Situationen, die den Schönen und Reichen widerfahren - und fast nur diese können sich die Behandlung finanziell leisten -,haben ihren ganz eignen Reiz. So manches Mal denkt man als Leser, recht geschieht es ihnen, nur um dann, ob den geschilderten Zwangsstörungen, dem ungezügelten Hunger doch wieder Mitleid mit den Infizierten zu haben.

So wirft das Buch einen durchaus kritischen Blick auf unsere Gesellschaft, unterhält dabei ebenso witzig wie verstörend und verdirbt einem in mancher Szene den Appetit.