Bernhard Hennen & Robert Corvus: Elfenkönig - Die Phileasson-Saga 11 (Buch)

Bernhard Hennen & Robert Corvus
Elfenkönig
Die Phileasson-Saga 11
Titelbild: Kerem Beyit
Heyne, 2022, Paperback, 736 Seiten, 17,00 EUR

Rezension von Carsten Kuhr

Ein Gottesurteil soll es bestimmen, wer denn dereinst den Ehrentitel „König der Meere“ tragen darf. Wird es der der Kartentuscher Asleif Phileasson oder der Einäugige Beorn Asgrimmson, genannt Beorn der Blender sein, der die Umrundung des Aventurischen Kontinents und die Bewältigung von zwölf Questen für sich entscheiden kann? Die Zeit und die Abenteuer werden es weisen, das Wohl!

Seit einiger Zeit schon sind beide Ottajaskos in den Nebelreichen der Elfen gefangen. Beorn hat hier durch drei Jahre an Eroberungen unfassbare Schätze erworben, während Phileasson so Einiges an Erfahrung und Wissen sammeln konnte. An Bord eines magischen Elfenschiffes gelangen beide Ottajaskos zusammen zurück in menschliche Gestade.

Hier erwartet sie der Ruf aus der Heimat. Nach dem Tod seiner Mutter ist Tronde Torbensson mittlerweile oberster Hetman Thorwals. Ihm, der Priesterin, der Swafnirgeweihten Bridgera, und den Hetleuten sollen die beiden Abenteurer Rechenschaft über ihre Questen ablegen - sind die eigentlich vorbereiteten Prüfungen doch so ganz anders abgelaufen, als geplant.

Dass beide Kapitäne dabei ihren Ruf ausgebaut haben, so unterschiedlich sie vom Wesen und in der Art, wie sie ihre Questen angehen auch sind, kommt den Mächtigen zu Hause so gar nicht zupass. Hier könnte ihnen, insbesondere dem Hetman, ein Konkurrent den Rang ablaufen.

Während Beorn seine prachtvolle Hochzeit mit Zidiane plant und beide Ottajaskos neue Besatzungen rekrutieren, wird der schwelende Konflikt zwischen Zidiane und Tylstyr immer verbissener geführt.

Und dann geht es dann wieder auf Fahrt: Beide Mannschaften, neu aufgestellt und erholt, wenn auch gezeichnet vom Intrigenspiel in der Heimat, machen sich auf, die elfte Queste anzugehen.

 

Bevor man im kommenden letzten Band die Auflösung der Frage erfahren wird, wer nun König der Meere wird, nehmen die Verfasser zunächst ein wenig das Tempo aus der Fortschreibung der Saga.

Die erzwungene Heimkehr bringt beide Kapitäne nach Thorwal zurück. Und hier hat sich in der Zeit, in der sie auf den Weiten der Meere unterwegs waren, so Einiges getan. Neue Machtverhältnisse haben sich ausgebildet, der Wandel der eigentlichen Questen durch das Eingreifen der Götter oder anderer Mächte wird zu Hause von Vielen nicht gerne gesehen.

Hier ist auch deutlich zu merken, dass die Heldentaten unsere beiden Kapitäne auf eine neue, eine andere Stufe gehoben haben. Sie könnten den Mächtigen Thorwals Konkurrenz machen, oder aber wertvolle Verbündete sein.

Diese Abschnitt, in dem aktiv wenig passiert, in der sich der Fokus auf die Intrigen vor Ort, die Rekrutierung neuer Mannschaftsmitglieder und die Entwicklung der Beziehungen unter den bekannten Figuren konzentriert, zieht sich ein wenig.

Fast Zweidrittel des Romans haben die Verfasser für diese Hintergrundaktualisierung reserviert, haben ihre Charaktere weiter ausgebaut, neu ausgerichtet und in Position gebracht. Dabei sind die Beschreibungen durchaus interessant, weiß das Intrigenspiel, die Darstellung der politischen Neuausrichtung zu faszinieren - allein, große Helden-Abenteuer sucht man in diesen Passagen vergebens.

So ist dies ein Band, der eindeutig der Vorbereitung des hoffentlich krönenden Abschlusses der Saga dient. Ein Roman, der erst relativ spät wieder Tempo aufnimmt, der sein Augenmerk mehr auf die Situation in der Heimat legt, der dann aber in die elfte Queste mündet.

Noch eine kurze Mitteilung zur Prachtausgabe der Reihe von Ulisses. Soweit ich dies in Erfahrung bringen konnte, sind die Rechte für den vierten Sammelband (in den großformatigen Kladden sind immer zwei Romane zusammengefasst enthalten - ergo dann Bände 7 + 8 der Reihe) durch Ulisses bereits erworben worden, das Cowdfunding und die Produktion verzögert sich jedoch aufgrund der Probleme der Druckereien und anderer Projekte noch ein wenig. Die gute Nachricht aber bleibt: Es wird auch hier weitergehen.