Daniel Schenkel (Hrsg.): Vanitas – Sarturia Macabre Sammelband II (Buch)

Daniel Schenkel (Hrsg.)
Vanitas – Sarturia Macabre Sammelband II
Sarturia, 2013, Taschenbuch, 248 Seiten, 14,90 EUR, ISBN 978-3-940830-20-3 (auch als eBook erhältlich)

Von Carsten Kuhr

Zum zweiten Mal hat Daniel Schenkel gerufen und seine Autoren gebeten, ihm für eine weitere Anthologie der wohlfeilen Reihe „Sarturia Macabre“ entsprechende Preziosen zur Verfügung zu stellen. Und das Ergebnis kann sich erneut sehen respektive lesen lassen.

Geboten wird das, was dem Freund abwechslungsreicher Horror-Literatur lieb und teuer ist. Da geht es um Spukhäuser, Satanskulte, Magier und Ghule und immer wieder um den Schrecken, der in ganz normale Existenzen Einzug hält. Menschen werden abrupt aus ihrer vermeintlich sicheren Existenz gerissen, erleiden traumatische Verluste oder begegnen dem Übersinnlichen, dem Grauenhaften. Das liest sich stilistisch überzeugend, inhaltlich wie thematisch abwechslungsreich, so dass auch vorliegender Sammelband dem Fan entsprechender Literatur tolle Lesestunden bereitet.

Um was geht es genau?

Andreas Zwengel stellt uns in „Hundert Jahre Unglück“ einen Pechvogel par excellence vor. Ein Mann, der jedem in seiner Umgebung Pech bringt – und diese Gabe weidlich dazu nutzt, um an seinen Widersachern und Peinigern Rache zu üben.

Judith Holle erzählt uns in „An Margaret“ die Geschichte einer tiefen, fast manischen Liebe eines Mannes zu seiner Frau. Als diese stirbt ist er zunächst untröstlich. Bis er ihr wieder begegnet.

Aus der Fremdenlegion hatten sie ihn, weil er zuviel Gefallen am Töten fand, herausgeschmissen. Nun geht er seinem Hobby, Menschen umzubringen, in seiner Heimat nach. Doch wie nur die Leichen rückstandsfrei entsorgen? Da kommt die Bekanntschaft mit einem Dschinn in Abel Inkuns „Das Täschchen“ gerade recht – doch unser Killer muss als Bezahlung seine Gefühle opfern… und dann macht all das Morden keinen wirklichen Spaß mehr.

Urlaub in Muerenberg ist nicht wirklich zu empfehlen. Das Hotel ist heruntergekommen, die Sehenswürdigkeiten nicht existent und von Kultur wollen wir einmal gar nicht reden. Doch es gibt etwas Interessantes – ein aufgegebenes Silberbergwerk wartet in Daniel Schenkels „Von unten“ darauf, besichtigt zu werden – mit einschneidenden Folgen für die Besucher.

In Meara Finnegans „Vanitas“ findet ein Reisender vor einem Unwetter Schutz und Aufnahme in einem altehrwürdigen Anwesen. Der Hausherr gibt sich dort ganz seinem obsessiven Hobby, der Ingangsetzung von Uhren, hin – ein Hobby, das in der Familie liegt, wie unser Reisender später feststellen muss, als er den eben geborenen Erben des Titels kennenlernt.

Richard geht aufs Gymnasium; noch zumindest, da seine Noten immer schlechter werden. Schuld daran ist das Rauschen, das ihn nachts nicht zur Ruhe kommen lässt – und als er endlich in Angelika Fleischers „Das Rauschen“ herausfindet, was mit ihm wirklich los ist, ist das beileibe auch keine gute Nachricht.

Bernd Tannenbaums „Der fünfte Gast“ spielt zwanzig Jahre nach einer schwarzen Messe. Damals geschah, unerwartet und zwischenzeitlich verdrängt, etwas zutiefst Böses, für das nun, zwei Dekaden später, die Rechnung präsentiert werden soll.

In Renate Zawrels „Schneemann“ begegnen wir einer Familie, die das Schicksal schwer getroffen hat. Erst wurde die Tochter entführt, bei der Geldübergabe der Vater erschossen. Doch dann passt der von der Tochter gebaute Schneemann auf die Restfamilie auf – und sorgt auch noch für Gerechtigkeit.

Daniel Schenkel besucht in „Das Uhrwerk des Dr. Tovic“ die kleine Ortschaft Muerenberg. Seitdem der Magier Tovic dort gastiert, haben sich die Stadt und deren Bewohner geändert. Straßen führen jeden Tag in eine andere Richtung, die Menschen vegetieren nur noch vor sich hin. Ein Besucher kommt in die Stadt und wird als Spielfigur missbraucht.

Was der Kauf einer alten Fotografie, auf der eine Hebamme abgebildet ist, für Auswirkungen haben kann. In Abel Inkuns „Wenn Engel schreien“ begegnet uns ein junges Paar, das sich auf den Nachwuchs freut – doch wie lange noch?

In Dieter Königs „Aus flammender Hölle“ kommt ein reicher Ehemann dem Satanskult seiner Angetrauten auf die Spur und sieht sich als rechter Arm Gottes in der Pflicht, diesen mit Feuer zu vernichten – oder ist doch alles ganz anders?

Babys, die mit der Glückshaube geboren werden, sind etwas ganz Besonderes. Wie uns Claudia Piotrowsky in „DiGlückshaube“ berichtet, sind sie aber beileibe nicht nur übersinnlich begabt, sie haben oftmals auch eine Aufgabe. Die Sterbenden zu trösten und hinüber zu geleiten, dafür ist ihnen, die eigentlich tot geboren werden sollten, die Unsterblichkeit geschenkt. Doch wehe, sie versuchen sich selbst das Leben zu nehmen – die Strafe ist gar fürchterlich.

Markus Cremers „Der Jäger“ stellt uns einen hingebungsvollen Jäger vor, dessen Ziel ein ganz besonderes Wild ist: Zombies, Vampire und Ghule – doch gerade letztere erweisen sich vielleicht sogar als Verbündete.

Wie man sieht, dürfte für jeden Geschmack etwas dabei sein. Abwechslungsreich, stilistisch solide und inhaltlich spannend unterhalten uns die Autoren, geben dabei einen Überblick über gängige Themata wie innovative Ideen – was will man mehr?