Alisha Bionda (Hrsg.): Heimweh eines Cyborgs – Dark Wor(l)ds 3 (Buch)

Alisha Bionda (Hrsg.)
Heimweh eines Cyborgs
Dark Wor(l)ds 3
Titelbild und farbige Innenillustrationen von Crossvalley Smith
p.machinery, 2012, Taschenbuch, 188 Seiten, 13,90 EUR, ISBN 978-3-942533-15-7

Von Carsten Kuhr

Die große Zeit der Science-Fiction-Anthologien scheint vorbei zu sein. Heyne hat seine Story Reader schon vor Jahren sang- und klanglos eingestellt, die von Helmuth Mommers betreute „Visionen“-Reihe wurde ebenso beendet wie gerüchteweise die Anthologien aus dem Wurdack Verlag. Nun sucht p.machinery die schmerzliche Lücke zu schließen, und legt nach Band 1 der Dark Wor(l)ds Reihe mit dem dritten Band wieder eine Original-Anthologie vor.

Als Herausgeberin fungiert erneut Alisha Bionda, und als besonderes „Schmankerl“ hat man dem Band nicht nur Innenillustrationen von Crossvalley Smith beigefügt, sondern diese sogar noch farblich abgebildet. Verfasser aus Biondas üblichem Kreis und arrivierte Bestsellerautoren ließen sich von den Illustrationen inspirieren und legen beredt Zeugnis davon ab, wie vielfältig und überraschend die SF sein kann. Da reihen sich Geschichten um künstliche Wesen mit Beschreibungen von Verbrechen aneinander, geht es um Selbstbestimmung und das Recht einer würdevollen Bestattung, aber auch um Jugendwahn. Abwechslungsreich, unterhaltsam und auch manches Mal nachdenklich kommen die Beiträge daher und sie zeigen, dass ein Medium für die Pubilkation derartiger Geschichten dringend gebraucht wird.

Achim Stößer: „Roboterhunger“. Gleichberechtigung auch für die Androiden, das hat sich deren Botschafter auf seine metallenen Fahnen geschrieben. Bei seiner Rede vor dem UNO-Kongress sprengt ein Anti-Roboter-Aktivist sich und den Androiden in die Luft – dumm nur, dass er vergessen hat, dass Androiden künstlich erschaffene Wesen sind.

Desirée & Frank Hoese: „Das Gesetz des Chaos“. Ein Attentäter wird beauftragt, auf dem Planet der Schönen und Reichen einen Mann zu killen. Eigentlich nichts Ungewöhnliches, wenn es sich bei dem Opfer nicht um seinen Halbbruder handeln würde – und der Sniper seinen eigenen Plan hat, aus 10 Millionen das Vielfache des Salärs herauszuschlagen.

Guido Krain: „24 Stunden“. Auf Phobos trifft die Crew eines Konzerns auf ein Wesen, das vor Jahrzehntausenden eingefroren wurde. Ist dieses Wissen nur für den Konzern bestimmt, oder sollte nicht die ganze Menschheit vom Fund des Alien erfahren? Eine Frage, der sich auch eine aufstrebende Angestellte in einer Simulation stellen muss – oder ist es doch mehr als ein Phantasiespiel?

Lothar Nietsch: „Die Schöpfung – der nächste Level“. Die Menschheit hat sich selbst ausgelöscht. Ausgerechnet die Bakterie, die den Cyborgs scheinbar eine unendliche Lebensspanne verschafft hat, sorgte gleichzeitig dafür, dass die Schöpfer starben. Weit außerhalb der Galaxie, in einem Wachposten, warten die letzten beiden Cyborgs auf ihr Ende – bis Gott sie entdeckt.

Thomas Neumeier: „Wer Information sät“. Eine Konferenz wurde einberufen, die über die Annektion eines mit reichen Rohstoffen ausgestatteten Sonnensystems entscheiden soll. Kurz vorher wird ein Agent erschossen aufgefunden. Seine Mitarbeiterin macht sich an die Aufklärung des Verbrechens.

Barbara Büchner: „Schrotts Phantom“ berichtet von einem Gutsherren, der ausgerechnet in einem Tal, in dem er für 100 Jahre ein Wohnrecht eingeräumt hat, bauen will. Der Nießbrauchsnehmer wehrt sich auf ganz eigene Art und Weise – wie sein kopfloser Körper beweist. Denn wo nur ist der Kopf abgeblieben?

Vinvent Voss: „Lucie“. Cyborgs werden generell verschrottet, entsorgt und wiederverwertet – bis ich dafür kämpfte, dass auch Cyborgs bestattet werden dürfen. Nun leite ich ein florierendes Unternehmen und bin ein gemachter Cyborg – bis eine faszinierende Kundin mir einen ungewöhnlichen Auftrag anbietet.

Christoph Marzi: „Heimweh eines Cyborgs“. Die Sucht nach immerwährender Jugend und Schönheit bringt eine junge Frau dazu, sich immer wieder Naniden spitzen zu lassen, die ihr Gewebe, ihre Organe und schließlich sie selbst erneuern – doch ist sie überhaupt noch ein Mensch?

Sören Prescher: „Pünktlichkeit und Perfektionismus“. Klaus ist Busfahrer – und leider nicht immer pünktlich. Immer, wenn er wieder einmal zu spät zur Arbeit kommt, hält ihm sein Boss seinen Kollegen vor. Irgendwann platzt Klaus der Kragen und er stellt den Kollegen zur Rede – ein Fehler, denn der darf nicht zu spät zur Schicht kommen.

Arthur Gordon Wolf: „Projekt Concor II“. Die Linien und Figuren von Nazca in Peru sind seit 1995 anerkanntes Weltkulturerbe. Eine wissenschaftliche Expedition soll unter anderem beweisen, dass die Schöpfer der Linien sehr wohl mit ihren bescheidenen technischen Mittels imstande waren, mittels primitiver Lenkdrachen die Figuren von oben zu betrachten. Der Pilot bemerkt dabei eine bislang unbekannte, abgedeckte Linie, deren Aufdeckung ungeahnte Folgen nach sich zieht.

Lucas Bahl: „Zeitlang“ berichtet von Jesus’ Kreuzigung und Auferstehung – nur, dass der Heiland ein wenig anders ist, als die Bibel berichtet.