Justifiers 6: Outcast, Daniela Knor (Buch)

Justifiers 6
Outcast
Daniela Knor
Titelillustration von Oliver Scholl
Heyne, 2012, Taschenbuch, 544 Seiten, 8,99 EUR, ISBN 978-3-453-52818-5 (auch als eBook erhältlich)

Von Carsten Kuhr

Die Welt in einer fernen Zukunft. Die Menschheit hat sich über das All ausgebreitet, die politische wie wirtschaftliche Macht liegt ganz in den Händen der interstellaren Konzerne. Mit allen Mitteln, auch genetisch aufgerüsteten Menschen und Hybriden, den sogenannten Justifiers, suchen die Konzerne einander zu übertrumpfen. Mit im Spiel auch der Order of Technology (2OT) mit seinen Cyborgs und unbekannte Alien-Aggressoren, die Collectors, die den Konzernen immer wieder ganze Planeten entreißen.

Eigentlich sah alles nach einem ganz normalen Auftrag aus. FullControl, einer der großen interstellaren Konzerne, wollte eine Ware vom Planeten E wie Erde nach Planet B transportiert haben. Doch schon als die „Starhawk“, ein etwas heruntergekommener kleiner Frachter, ihre Fracht ausgerechnet in Australien, dem Ort, an dem die Menschheit ihr gefährlichsten Verbrecher einsperrt, abholen soll, ahnt die Crew, dass etwas nicht mit rechten Dingen zugeht. Statt wie sonst Erze oder Waffen zu transportieren, sollen sie Sträflinge und einen hochgesicherten Container mit unbekanntem Inhalt verlegen.

Als Josh, die erste Offizierin, ihren Captain, Sir Arthur Wellesley, den Earl of Mornington, auf erste Ungereimtheiten hinweist, lässt der snobistische Adelige sie in seiner arroganten Art auflaufen. Auftrag ist Auftrag, und sie solle gefälligst ihren Job erledigen.

Dass der erste Sprung durch Interim sie allerdings nicht an ihren Zielort, sondern in einen Hinterhalt führt, nährt die Zweifel Joshs an ihrem Captain. Spielt dieser sein eigenes Spiel, hat er seine Kameraden verraten? Dass Wellesley als Einziger von ihrem Geheimnis weiß, dass er mit strenger ja unerbittlicher Hand seine Crew regiert, lässt sie lange zögern., Doch dann überschlagen sich die Ereignisse, scheint Wellesley sie und alle an Bord doch verraten zu haben. Die Crew meutert, die Gefangenen brechen aus, sie havarieren auf einem vermeintlich unbesiedelten Planeten – nur um vom Order of Technology gefangengenommen zu werden. Und dann kommen sie dem Geheimnis um de 2OT auf die Schliche…

Ich kannte Daniela Knor bislang durch ihre High-Fantasy- und Urban-Fantasy-Romane, die teilweise unter Pseudonym bei Piper erscheinen. Mit „Outcast“ legt sie meines Wissens erstmals seinen SF Plot vor, der im Heitz’schen „Justifiers“-Universum angesiedelt ist. Im Grunde genommen erzählt sie uns eine altbekannte Geschichte. Ein despotischer Captain, der seine Mannschaft mit harter Hand führt und nur seinen eigenen wirtschaftlichen Vorteil im Sinn hat, wird abgesetzt, die Crew meutert. Dazu gesellt sich ein Gefangenenausbruch, jede Menge Geheimnisse und eine ordentliche Portion blutiger Kämpfe.

Dabei lässt sie sich mit ihrer Geschichte Zeit. Mehr als 490 Seiten warten auf den Leser, in denen er miträtseln darf, was hinter den Vorkommnissen steckt. Dabei nehmen vorliegend die Hybridwesen, die Mischung aus Menschen und Tieren, eher eine Nebenrolle ein. Anders als viele ihrer Mitautoren konzentriert sich Knor weder auf die Machenschaften der übermächtigen Konzerne noch auf die Justifiers, sondern erzählt geradlinig ihre spannende Geschichte. Dabei offenbart sie uns Einiges über die Hintergründe der Niederlage der menschlichen Raumflotte, die eigentlich gegen die Collectors ausziehen sollte, stellt uns eine faszinierende Alienrasse vor – konzentriert sich aber im Wesentlichen auf die Beschreibung der Kämpfe. Zunächst an Bord des Raumschiffs während und nach der Meuterei, dann der Kampf der entflohenen Häftlinge gegen die Crew, gefolgt vom Kampf der Havarierenden gegen die Cybords des Ordens.

Da wird munter drauflos gefightet, wird geblutet, verletzt und getötet. Wer an derartigen Schilderungen Spaß hat, der wird vorliegend sehr gut bedient. Die Handlung, obwohl ein wenig kompliziert aufgebaut, läuft flüssig und spannend ab, wobei die Charaktere mir ein wenig zu oberflächlich blieben.