Michaela J. Ruppert: Yozari – Rauch des Vergessens (Buch)

Michaela J. Ruppert
Yozari – Rauch des Vergessens
Yozari-Trilogie 1
Titelillustration von Michael Reichmuth
Frieling, 2014, Paperback, 414 Seiten, 14,90 EUR, ISBN 978-3-8280-3200-2 (auch als eBook erhältlich)

Von Carsten Kuhr

Yussra hatte es nie leicht in ihrem Leben. Schon als Kind wurde sie gehänselt, war ausgegrenzt und arm. Doch einen verlässlichen Halt hatte sie in ihrer liebevollen Mutter. Dann wird ihr Dorf eines Tages von den Yozari überfallen und bis auf Yussa, die an die Ereignisse keinerlei Erinnerungen hat, niedergemacht. Kein Stein blieb auf dem anderen, keine Hütte hatte Bestand. Die Truppen des Kaisers schworen aus Rache, die Dämonen auszurotten, komme was wolle.

Seitdem ist die mittlerweile Sechszehnjährige allein unterwegs. Ihr Hass auf die Yozari treibt sie voran, Gelegenheitsarbeiten und Diebstähle helfen ihr zu überleben. In der Schenke eines armen Dorfes trifft sie das erste Mal auf einen mysteriösen Mann, der ihr doch glatt unverschämterweise ihr gerade zusammengestohlenes Bargeld entwendet. So eine Frechheit. Wütend stellt sie ihn zur Rede, nutzt die Gunst der Stunde, als eine sensationelle Nachricht das Dorf erreicht, um ihr Diebesgut wieder an sich zu nehmen.

In der nahe gelegenen Küstenstadt haben die kaiserlichen Truppen einen jungen Yozari gefangengenommen, der in Kürze hingerichtet werden soll. Sie macht sich auf, der Folterung und Hinrichtung beizuwohnen, vielleicht bekommt sie dort ja Hinweise darauf, wo sie die verhassten Yozari suchen kann.

Als sie aber den verängstigten Jungen in seinem Käfig entdeckt, bekommt sie einen Anflug von Mitleid. Als der Mann aus der Schenke dann auf riesigen Flügeln herbeischwebt und den Jungen befreit, ahnt sie, dass ihr Weltbild vielleicht ein wenig arg naiv war – zumal die Truppen des Kaisers plötzlich Jagd auf sie machen. Es gelingt ihr, mit Hilfe des Yozari zu fliehen – dann muss sie erkennen, dass der von allen so geliebte Kaiser nicht wirklich nur das Beste für sein Reich und dessen Untertanen im Sinn hat, zumal er sich mit den Oce, riesigen, gehörnten Dämonen verbündet hat…

Mit „Yozari – Rauch des Vergessens“ legt die junge Autorin Michaela J. Ruppert ihr erstes Buch vor.

Inhaltlich wartet zunächst ein gängiger Fantasy-Plot auf den Leser. Wir kennen das ja; junger Protagonist, in diesem Fall ein Mädchen, erleidet einen traumatischen Verlust und macht sich auf die Suche nach Rache. Dass die zunächst präsentierten Schuldigen vielleicht gar nicht wirklich verantwortlich sind, dass sie umdenken und ihre Haltung hinterfragen muss, entspricht auch noch dem gängigen Muster. Interessanter wird es dann schon, als die Autorin beginnt, ihre Figuren zu drehen und ihre Welt immer detailreicher auszubauen. Hier kommt Ruppert zugute, dass sie sich privat sehr für die japanische Kultur interessiert und diese als Vorbild für ihre Welt nutzt.

So erwartet den Rezipienten eine gerade in den Details faszinierend andere, glaubhaft und doch fremde Bühne, auf der die Geschehnisse ablaufen. Diese selbst beinhalten all das, was man von einem packenden Fantasy-Abenteuer erwartet: Kämpfe, Geheimnisse, Verrat, Drachen und recht ungewöhnliche Helden, und ein ganz klein wenig Romantik darf auch nicht fehlen. So ist dies ein durchaus gelungener Auftaktroman, der sich flüssig und packend auf einen Rutsch durchliest.