Anja Bagus: Aethersymphonie – Ein Annabelle Rosenherz Roman (Buch)

Anja Bagus
Aethersymphonie
Ein Annabelle Rosenherz Roman
Aetherwelt-Trilogie 3
2014, Paperback, 460 Seiten, 12,00 EUR (auch als eBook erhältlich)

Von Carsten Kuhr

Man nennt sie Veränderte, so mancher auch Verdorbene, Menschen die sich durch den Einfluss von Æther verändert haben. Sie erhielten besondere Gaben, oder verwandelten sich in Tier-Mensch Hybriden; ihr Wesen aber blieb weitgehend gleich. Böse Menschen wurden zu Wesen, denen nicht zu trauen ist, liebenswerte Menschen zu verlässlichen Freunden mit besonderen Kräften.

Annabelle Falkenberg, geborene Rosenherz ist ein wunderbares Beispiel für letztere Aussage. Durch den Einfluss des Æthers entwickelte sie eine Gabe zum Heilen. Mit dieser, aber auch ihrem berühmt-berüchtigten Dickkopf, ihrem Selbstverständnis als emanzipierte Frau – so mancher bezeichnet sie hinter vorgehaltener Hand (und nie, wenn Annabelle selbst es mitbekommen könnte) als Suffragette –, hat sie sich um die Integration der Veränderten verdient gemacht und eine Stiftung für diese gegründet. Zusammen mit dem Amt für Ætherangelegenheiten des Groß-Herzogtums Baden versucht sie, im Kaiserreich für ein Umdenken einzutreten – sehr zum Missfallen der verbohrten Militärs und des Reichskanzlers Bismarck.

Als sie sich auf die Suche nach ihrem verschollenen Vater begibt, setzten die Militärs aus Berlin einen Killer auf ihre Fährte; sein Auftrag, die unangenehme Dame zu töten. Während sie hoch über der Erdoberfläche im Luftschiff ihres Vaters nach Prag reist, ahnt sie weder, dass ein Attentäter hinter ihr her ist, noch, dass sie in Prag schon von einem Geheimorden sehnsüchtig erwartet wird. Es geht um nichts Geringeres, als die Weltherrschaft, die mittels Æthermetamorphose erreicht werden soll – wenn es schon Engel und Magier gibt, warum dann nicht auch…

Anja Bagus schließt ihre Trilogie um unsere wackere Heldin Annabelle Rosenherz ebenso stimmig wie letztlich überraschend ab. Ohne hier zuviel verraten zu wollen, legt sie einen Plot vor, der es wahrlich in sich hat. Zigeuner, Femme fatales, verbohrte Kommissköpfe und Engel finden selbstverständlich und stimmig Aufnahme. Dabei nutzt sie ihre Veränderten nur mehr als Kulisse, um weit tiefer in die Mythen einzudringen. Die Schöpfung selbst wird bemüht, dazu die Sintflut, Hüter uralten Wissens tauchen ebenso auf wie machtgierige Logen. Erstaunlich ist, dass all dies nahtlos und in sich überzeugend ineinander greift, ohne übertrieben oder überfrachtet zu wirken und der Plot genügend Glaubwürdigkeit hat, um zu überzeugen. Uns ist weiterhin an der Unversehrtheit und dem Schicksal der Charaktere gelegen, wobei in diesem Roman Annabelle ein wenig ins zweite Glied zurücktritt, andere Figuren deutlicher und handlungsbestimmender werden.

Ein wenig enttäuscht war ich nur von der Darstellung Prags als Handlungsort, der ganz anders als Baden-Baden nie wirklich Gestalt annimmt und eine letztlich austauschbare Kulisse ohne Charakter bleibt.

So ist dies ein Roman, der den großen Handlungsbogen stimmig abschließt, ohne dass er alles Potential vollständig ausnutzt. Hier bleibt Vieles weiteren Romanen vorbehalten – der erste Band der „Glasberg“-Trilogie ist bereits erschienen, die weiteren Titel in Vorbereitung.