Gruselkabinett 95: Die Falle, Henry S. Whitehead (Hörspiel)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Dienstag, 02. Dezember 2014 09:46
Henry S. Whitehead & Marc Gruppe (Script)
Die Falle
Gruselkabinett 95
Sprecher: Frank Schaff, Sascha Wussow, Andreas Mankopff u.a.
Cover von Ertugrul Edirne
Titania Medien, 2014, 1 CD, ca. 51 Minuten, ca. 8,99 EUR, ISBN 978-3-7857-5027-8
Von Christel Scheja
Bereits mit „Der Zombie“ („Gruselkabinett“ 82) wurde eine Geschichte von Henry S. Whitehead (1882-1932) in ein Hörspiel umgesetzt, nun ist eine weitere seiner Erzählungen an der Reihe, nämlich „Die Falle“, die in nördlicheren und weniger exotischen Gefilden spielt.
Ben Canevin hat sich nach seinen Studienreisen als Lehrer an eine Privatschule für Jungen in Connecticut zurückgezogen. Bei seinen Kollegen, dem mit ihm befreundeten Leiter und sogar den restlichen Angestellten ist der freundliche und offene Mann sehr beliebt, auch die Schüler wissen ihn zu schätzen. Sein größter Schatz, der von den Jungen bewundert wird, die auch schon einmal in seinen Privaträumen Unterricht abhalten dürfen, ist ein reich verzierter Spiegel, den er aus einem alten Herrenhaus von den Jungferninseln mitgebracht hat. Bisher ist er sehr stolz auf das alte Stück, seit einiger Zeit aber rinnen ihm kalte Schauer über den Rücken, hat er doch das Gefühl, aus dem Spiegel heraus beobachtet zu werden. Als einer seiner Schüler, der sich als besonders neugierig erweist, plötzlich verschwindet, wird die Ahnung dann jedoch zur Gewissheit und die Schatten der Vergangenheit beginnen auch nach ihm zu greifen.
Henry S. Whitehead ist ein Zeitgenosse und Brieffreund von Howard P. Lovecraft, was man aber der Adaption der Geschichte nicht anmerkt, die ganz auf dieser Seite des Spiegels bleibt und nur aus der Sicht des Lehrers erzählt, was eigentlich passiert. Das Szenario baut sich subtil auf – wird aber zum Ende hin immer dramatischer, denn die Zeit läuft dem Helden davon.
Das Hörspiel hält sich nicht lange mit Erklärungen auf, was ihm aber auch gut tut. Die gestraffte Handlung hat genau die richtige Länge, um den Zuhörer zu fesseln, auch wenn viele Ereignisse vorhersehbar sind.
Die Sprecher leisten wie immer gute Arbeit, sie verkörpern den Lehrer, der seine Konfrontation mit dem Übersinnlichen erst einmal verdauen muss, ehe er handeln kann, genau so gut wie den Schüler, der in die Spiegelwelt gerät und nur beten kann, dass er sie wieder verlassen kann ohne Schaden zu nehmen, denn alleine ist er dort nicht, da auch der Schöpfer des Unheils dort weilt und die Gunst der Stunde nutzen will.
Dazu kommt ein ausgewogener Klangteppich, der vor allem auf ruhige, alltägliche Geräusche setzt, durch die die punktuellen Berührungen mit dem Bösen und der Welt hinter dem Spiegel umso unheimlicher und bedrohlicher wirken.
„Die Falle“ ist eine der actionreicheren und handlungsaktiveren Geschichten, was auch daran liegen mag, dass die Adaption für die 95. „Gruselkabinett“-Folge deutlich gestrafft wurde. Dem Hörgenuss tut dies aber keinen Abbruch.