Fingerman, B. H.: Blutraub (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Donnerstag, 02. Juli 2009 01:00
B. H. Fingerman
Blutraub
(Bottomfeeder, 2006)
Aus dem Amerikanischen von Michael Koseler
Piper, 2009, Taschenbuch, 336 Seiten, 8,95 EUR, ISBN 978-3-492-29188-0
Von Irene Salzmann
Wie jeder normale Bürger lebt Philip Merman in einem Apartment, geht zur Arbeit, trifft sich ab und zu mit Shelley Pool, einem Bekannten, den er eigentlich nicht mag, und streift durch die Straßen von Manhattan auf der Suche nach Nahrung. Philip ist ein Vampir! Für gewöhnlich sind es Leute, die keiner vermisst, an denen er seinen Durst stillt: Obdachlose, Drogensüchtige und kleine Gauner.
Als Philip Eddie Frye begegnet, erfährt er, dass er nicht so einzigartig ist, wie er immer dachte. Durch Eddie gelangt Philip an Orte, wo es Blut aus sauberen Hälsen, Sex und alles, was ein Vampir begehrt, gibt. Zunächst fühlt er sich unwohl, doch irgendwie faszinieren ihn die Dekadenz und die erotischen Spiele. Aber auch den Thrill, den die Straße bietet, will er nicht missen. Gemeinsam mit Eddie stürzt er sich in wilde Abenteuer – bis etwas Schreckliches passiert …
Im Moment wird das Genre Horror von der Paranormal Romance dominiert. Wer damit nicht viel anfangen kann, brauchte auf ein Kontrast-Programm nicht lange zu warten. »Blutraub« zählt zu den phantastischen Romanen, die düster, morbid, stellenweise splattrig und dreckig sind. Tatsächlich nimmt B. H. Fingerman kein Blatt vor den Mund, wenn er die Gosse, die Gelüste seiner Protagonisten und den Tod schildert.
Der Autor schreibt im Präsens und spricht den Leser – per Sie – an, zieht ihn auf diese Weise unmittelbar in die Geschehnisse hinein und fordert ihn auf, die Ansichten seiner Hauptfigur zu reflektieren. Philip Merman entpuppt sich schon zu Beginn des Buches als ein unzufriedener, ständig nörgelnder Vampir, der sich freiwillig in ein unschönes Milieu begibt und dann ständig darüber klagt. Auch seine Erinnerungen an vergangene menschliche Zeiten kommen nicht besser weg. Sympathisch macht ihn das nicht.
In seiner Egozentrik bemerkt Philip nicht, was eigentlich los ist, wer ihn schon seit Jahrzehnten beharrlich verfolgt und aus welchem Grund. Die Katze wird auf den letzten Seiten aus dem Sack gelassen, und das Ende ist angemessen.
Zweifellos werden sich die Geister an »Blutraub« genauso scheiden wie an der Romantic Mystery: Entweder man mag diese Art Bücher oder nicht.
B. H. Fingerman wendet sich in erster Linie an das erwachsene männliche Publikum, das sich zumindest teilweise auf den Protagonisten einlassen kann und den Horror hart und deftig mag.