Wrath James White: Population Zero (Buch)

Wrath James White
Population Zero
(Population Zero)
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Fabian Dellemann
Festa, Paperback, 152 Seiten, 12,80 EUR (auch als eBook erhältlich)

Von Carsten Kuhr

Der Mensch ist dabei, die Erde, seinen eigenen Lebensraum, zu zerstören. Die Überbevölkerung führt dazu, dass jeder Mensch pro Jahr 50 Tonnen Müll produziert, ein halber Hektar Wald abgeholzt wird und immer mehr Arten aussterben. Es muss etwas dagegen getan werden, dass die ungebremste Fortpflanzung der Menschheit aufgehalten wird. Jeder Einzelne ist hier gefragt, sollte Verantwortung übernehmen und sein Leben ändern.

Todd Hammerstein hatte es nie einfach im Leben. Seine Mutter starb, als sie versuchte, das ungeplante Baby, mit dem ihr Pfarrer sie geschwängert hat, aus ihrem Leib zu holen; Todds Vater erschoss erst den Pastor, dann sich selbst.

Seitdem wurde es nicht eben besser, im Leben des Umwelt-Aktivisten. In seinem Job im Sozialamt begegnen Todd Tag für Tag Menschen, die sich einen Dreck um ihre Umwelt, um ihre Verpflichtung für den Lebensraum Erde kümmern. Satt von der staatlichen Stützte denken sie nur an ihr Vergnügen, setzen einen Balg nach dem anderen in die Welt. Das muss ein Ende haben, man muss endlich, eigentlich ist es schon zu spät, etwas tun, Todd muss etwas tun.

Zunächst versucht er, notleidende Antragssteller dazu zu überreden, sich sterilisieren oder eine Abtreibung vornehmen zu lassen. Als er hier gegen Betonwände anrennt, ahnt er, dass die Zeit für drastischere Maßnahmen gekommen ist, sehr viel drastischere Maßnahmen – muss man doch die Menschen oftmals zu ihrem Glück zwingen, ob sie es wollen oder nicht…

„Festa Extrem“, diese Reihe steht für härtesten Horror, bestialische Gewaltschilderungen und pornographische Exzesse. Neben den plakativen Porno-Horror-Werken aus der Feder Edward Lees legt der Verlag innerhalb der Reihe auch immer einmal wieder Bücher auf, die nicht nur die unappetitlichen Beschreibungen des Akts beinhalten, sondern andere, provokante Wege gehen.

Vorliegend geht es um den aktiven Einsatz als Weltverbesserer in Diensten unseres geschundenen Planeten. Erstaunlich war dabei für mich, dass ich mich in die Hauptperson gut hineinversetzen konnte.

Das war, trotz all der dramatischen Erlebnisse seiner Kindheit, zunächst ein Mann, der seine Überzeugungen lebte, der nicht nur lamentierte, sondern auch ganz persönlich etwas tat. Und sei es nur, dass er statt mit einem KFZ die Luft weiter zu verpesten mit den Rennrad unterwegs war, dass er sich vegan ernährte. Selbst seine intensiven und rechtsmissbräuchlichen Beratungen der Sozialhilfe-Empfänger, doch zu überlegen, ob es nicht besser sei, sich sterilisieren zu lassen, konnte ich als Leser noch gut nachvollziehen.

Auch als Todd, frustriert von den Misserfolgen seiner Bekehrungsmission, das Un-Recht in seine eigenen Hände nimmt, lässt sich seine Motivation noch gut nachvollziehen. Er handelt nur innerhalb seiner Überzeugung konsequent, wenn auch extrem.

So ist dies ein Roman, der uns eine Person vorstellt, die in sich stimmig agiert, die ihre Überzeugungen auslebt und das Heft des Handelns provokativ und gewaltbereit fest in ihren Händen hält – sicherlich einer, wenn nicht der bislang überzeugendste „Festa Extrem“-Band.