phantastisch! Ausgabe 56 (Magazin)

phantastisch! Ausgabe 56
Titelbild: Michael Vogt
Atlantis, 2014, Magazin, 72 Seiten, 5,30 EUR (auch digital erhältlich)

Von Christel Scheja

Die „phantastisch!“ erscheint nur jedes Vierteljahr, so dass die Gewichtung des Magazins nicht unbedingt auf aktuellen Themen und Trends liegt, sondern eher auf einer bunten Mischung aus unterschiedlichen Themen, die den jeweiligen Redakteuren und Gastautoren einerseits ziemlich am Herzen liegen, andererseits aber auch den Blick des Lesers auf Bücher, Filme und Autoren jenseits des Mainstreams lenken oder jene, die bereits vergessen wurden. In der Nummer 56, der Herbstausgabe, gibt es daher wieder einen bunten Mix, der diesmal vor allem die Fantasy und Science Fiction streift.

Das Jahr 2014 hat viele bekannte Autoren und Künstler der phantastischen Szene gehen sehen müssen. Einer davon war HR Giger, der ganze Generationen von Fans mit seinen surrealistisch-phantastischen Bildern prägte. Achim Schnurrer präsentiert einige ganz persönliche Erinnerungen an den Künstler.

Bob Asprin ist zwar schon fünf Jahre tot, aber bei seinen Freunden und Fans noch immer unvergessen. Der Herausgeber der „Diebeswelt“-Reihe und Autor der „Dämonen“-Reihe prägte die Fantasy gerade in den 80ger Jahren und hinterließ einige humoristische Klassiker. Neben einer ausführlichen Vorstellung des Autors spricht Christian Endres auch mit Künstlern und Mitautoren, die seinen Weg begleitet haben.

Ebenso kommt Robert Talmar zu Wort, werden Nathaniel Hawthorne und die legendäre Zeitschrift „Starlog“ vorgestellt, die gerade ältere Fans vielleicht noch kennen.

Ferner gibt es ausführliche Buchvorstellungen, ein Blick auf Phantastische Literatur, die nicht nur junge Leser faszinieren könnte und vielleicht Ideen für Weihnachtsgeschenke liefern könnte, und ein kritischer Bericht über die „Entmannung der Sprache“. Dazu kommt eine Kurzgeschichte von Christian Endres, der sich mit dem „Wechselbiest“ beschäftigt.

Heraus kommt erneut ein bunter Mix aus Artikeln, die sich Zeit für das Thema nehmen und sie ausführlich besprechen. Hier gibt es keine Ein-Satz-Antworten der Autoren und Künstler oder auf wenige Fragen beschränkte Gespräche, sondern sehr ausführliche Interviews, die auch Einiges über die Autoren und Künstler selbst verraten.

Die Artikel sind mit sehr viel Sorgfalt und Liebe geschrieben – gerade wenn es um Portraits von Schriftstellern geht, und machen Lust darauf, sich das besprochene Buch genauer anzuschauen, ohne zu viel zu verraten, was auch nicht immer selbstverständlich ist. Und nicht zuletzt gibt es diesmal auch wieder provokante Artikel, die zum Nachdenken und Diskutieren einladen sollen wie der über die „Entmannung der Sprache“.

Die Texte bewegen sich allesamt auf einem hohen inhaltlichen und formalen Niveau und sprechen damit vor allem die Fans an, die sich tiefer mit der Materie beschäftigen und nicht nur oberflächlich genießen wollen. Das hebt auch diese Ausgabe von vergleichbaren Magazinen ab, ähnlich wie die Gewichtung auf Literatur und Comics und nicht auf den phantastischen Film oder gerade populäre Fernsehserien.

Kurz und knackig ist die böse kleine Erzählung von Christian Endres, die gut in die aktuelle Zeit kurz vor Halloween passt und deutlich macht, dass man jedem Haustier, egal wie schlicht es gestrickt ist, Respekt zollen sollte.

Wieder einmal dürften sich daher vor allem Leser und Leserinnen angesprochen fühlen, für die Science Fiction und Fantasy mehr als nur ein entspannender Zeitvertreib neben den eigentlichen Hobbys ist. Vor allem der altgediente Fan wird auch in dieser Ausgabe wieder fündig – sei es, um sich zu erinnern oder alte Perlen wiederzuentdecken.