Feodor Wehl: Das Gespensterhaus in Hildesheim (Buch)
- Details
- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Sonntag, 26. Oktober 2014 13:52
Feodor Wehl
Das Gespensterhaus in Hildesheim
Edition CL 2
Titel- und Innenillustration von Axel Weiß
Verlag Eric Hantsch, 2014, Hardcover, 288 Seiten, 18,00 EUR
Von Carsten Kuhr
Seit ein paar Jahren macht sich ein Magazin mit dem treffenden Namen „Cthulhu Libria“ auf, dem Freund gehobener Phantastik wie gruselndem Horror mit Artikeln und Rezensionen Wissenswertes und Unterhaltsames über seinen Zweig der Phantastischen Literatur anzubieten. Hinter dem Magazin, das mittlerweile auch in Printform erhältlich ist, steckt Eric Hantsch, der das Periodikum mit großem Sachverstand und Engagement betreut.
Letztes Jahr realisierte Hantsch dann einen langgehegten Traum: in einer kleinen Auflage von nur 80 Exemplaren erschien damals als erster Band der „Edition CL“ Jörg Kleudgens Roman „Die Chroniken von Kull“ in einer handwerklich wundervoll gemachten, signierten und limitierten Ausgabe.
Nachdem der Grundstein gelegt war und sich das Werk des Zuspruchs aus dem Leser- und Fankreis erfreuen konnte, hat sich Eric Hantsch entschlossen, jedes Jahr ein neues Buch aufzulegen. Immer im Wechsel soll das Werk eines aktuellen Autors und die Wiederentdeckung eines klassischen Verfassers des Makabren und Übernatürlichen in einem mustergültig in Fadenheftung gebundenen Leinen mit Rückenprägung, Lesebändchen und mit Illustrationen versehenen Buch vorgelegt werden. Jedes der Bücher wird vom Autor beziehungsweise die Klassiker vom Illustrator signiert sein und zu einem unschlagbaren Preis angeboten werden.
Das erstaunt dann schon, wenn man ein solches Kleinod der Buchdrucker- und Binderkunst zu dem Preis angeboten bekommt, den man sonst oftmals schon fast für ein billig gemachtes Paperback hinblättern darf. Des Rätsels Lösung findet sich, fast ein wenig verschämt versteckt, in einem kurzen Satz im Impressum. Dort heißt es „Die Edition CL ist ein Privatdruck-Projekt von Eric Hantsch ohne kommerziellen Hintergrund. Mit dieser Veröffentlichung wird kein Gewinn erwirtschaftet“. Hoppla, da will ein Bibliophiler wirklich ein liebevoll und sorgfältig gemachtes Buch mit phantastischem Inhalt auflegen, und damit nicht einmal Geld verdienen. Respekt!
Nachdem der erste Band, damals noch in einer Auflage von 80 Exemplaren, schnell vergriffen war und sich die Auflage für vorliegendes Buch auf nur 60 Exemplare beläuft, sollte der Interessierte schnell zugreifen, zumal weit über die Hälfte der Auflage bereits verkauft ist. Danach wird man den Band, wenn überhaupt, nur Antiquarisch zu einem horrenden Obolus erwerben können.
Was aber erwartet den Käufer in dem pünktlich zum BuCon erschienen „Das Gespensterhaus in Hildesheim“?
Der Titel enthält neun klassische Spukgeschichten, deren Motive von der Gespenstergeschichte bis hin zum Zweiten Gesicht reichen. Das Cover sowie die Illustrationen zu den Geschichten schuf Axel Weiß.
Inhaltlich warten Texte auf den Rezipienten, die naturgemäß wenig mit dem zeitgenössischen, grellen Horror gemein haben. In einer heute antik wirkenden Sprache entführt uns der mir bis dahin unbekannte Autor immer wieder in eine gut bürgerliche Gesellschaft, in die das Übernatürliche einbricht. Sei es, dass Protagonisten, die sich eines Vergehens schuldig gemacht haben, heimgesucht werden, dass Spukgestalten von sich hören lassen oder Verbrecher mittels übersinnlicher Erscheinungen ihrer gerechten Strafe zugeführt werden.
Wer sich hier die Zeit und Muße nimmt, wird einen Autor entdecken, der es auch heute noch versteht, seinen Leser angesichts der geschilderten Ereignisse einen wohligen Schauer über den Rücken laufen zu lassen.