Michael Schmidt (Hrsg.): Zwielicht Classic 6 (Buch)

Michael Schmidt (Hrsg.)
Zwielicht Classic 6
Titelillustration von Lothar Bauer
2014, Paperback, 168 Seiten, 9,90 EUR, ISBN ISBN 978-1-500489-88-5 (auch als eBook erhältlich)

Von Carsten Kuhr

Wie kein anderes Subgenre der Phantastischen Literatur lebt die Weird Fiction in all ihren Facetten in und durch die Kleinverlage und deren engagierten Herausgebern. Während die nur dem Umsatz- und Gewinnstreben verpflichteten Publikumsverlage Horror und mehr noch die kurzen, pointierten Erzählungen längst aus ihren Programmen entfernt haben, publizieren die Fans des Genres ihre Literatur in kleinen, zumeist liebevoll aufgemachten Büchern.

Seit einigen Jahren erscheint nun, zunächst als eBook, später dann jeweils im Print, die Anthologie-Reihe „Zwielicht Classic“, deren Magazin-Ableger im Verlag Saphir im Stahl erscheint.

Herausgeber und Initiator Michael Schmidt sammelt in den Bänden jeweils herausragende, bereits veröffentlichte Geschichten aus mehreren Jahrhunderten und präsentiert dem Leser, ein ums andere Mal einen bunten Strauß entsprechender Preziosen.

Dabei zeichnen seine Anthologien immer handwerklich vorbildliche Beiträge aus, die alle Spielarten des Horrors bedienen. Seien es angesagte Themen (Zombies), ergreifende Beschreibungen (Missbräuche an Kindern), lustig-makabere Beiträge (Telefonzelle) oder klassische Themen (Klassenfahrt), sie alle sind handwerklich solide und inhaltlich überraschend, so manches Mal bewegend und interessant.

Michael Schmidt stellt in seinem Vorwort die Frage, ob man „Zwielicht“ auch der Fantasy und SF öffnen sollte. Ich persönlich fände dies schade, bliebe doch für Neu- und Wiederentdeckungen der Weird Fiction weniger Raum.

Um was geht es dieses Mal genau?

Andreas Flögel erzählt uns in einer ergreifenden Geschichte von einem missbrauchten Kind, das auf einen Engel trifft.

Siglinde Holewecky entführt den Leser nach Down Under. Ein paar Studenten aus New York wollen die Wildnis Australiens erforschen, und lernen dabei die Kräfte der Ureinwohner kennen.

Jerk Götterwind nimmt sich des gegenwärtig so angesagten Zombiethemas an; allerdings auf ganz eigene, makabere Weise, entführt er uns doch nach Zombieville, einem Vergnügungspark, in dem die Attraktionen – nun raten Sie einmal…

Michael Siefener berichtet uns aus einer sehr intimen Perspektive von einem auf den ersten Blick biederen, gottesfürchtigen Mann – der sich zu kleinen Mädchen hingezogen fühlt…

Arthur Gordon Wolf stellt uns einen ganz besonders hartnäckige Stalker vor.

Tobias Bachmann lässt ein fast vergessenes Relikt wieder auferstehen: die Telefonzelle, die letzte ihrer Art, begegnet einem Agenten.

Regina Schleheck stellt uns einen Manager vor, der nur für seinen Beruf lebt. Eines Tages aber unterbricht er die endlosen Reihen von Sitzungen und geht im Wald spazieren…

Stefan Lessmann berichtet uns von der Klassenfahrt der 5c, die mit einem Lagenfeuer-Picknick endet – allerdings etwas anders, weit dramatischer und endgültiger als geplant.

Josef Helmreich stellt uns einen Mann vor, der seine Libido in One Night Stands auslebt – sehr zu Freude seiner immer hungrigen Schlafzimmer-Wand.

Sascha Dinse stellt uns ein wahrhafte teuflisch gefährliches Paar vor.

Felix Woitkowski stimmt uns in seiner Einleitung auf die folgende, klassische Geschichte ein. Friedrich Laun schließlich beendet den Geschichtenreigen mit einer klassischen Schauergeschichte.

Beigegeben hat der Herausgeber dem Buch dann noch zwei Interviews mit Michael Siefener und Christian Weis.