Dorothy und der Zauberer in Oz (Comic)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Sonntag, 27. Juli 2014 13:28
L. Frank Baum (Buchvorlage) & Eric Shanower (Adaption)
Dorothy und der Zauberer in Oz
(Dorothy and the Wizard in Oz 1-8, 2012)
Aus dem Amerikanischen von Gerlinde Althoff und Bernd Kronsbein
Titelillustration und Zeichnungen von Skottie Young
Panini, 2013, Hardcover, 196 Seiten, 24,95 EUR, ISBN 978-3-86201-661-7
Von Britta van den Boom
Dorothy und das zauberhafte Land Oz kommen einfach nicht voneinander los was gut ist für den Leser, denn so gibt es immer einen neuen Band aus der fabelhaft gezeichneten Comicreihe von Eric Shanover und Skottie Young, die sich auf die Romane von L. Frank Baum beziehen und den alten Geschichten ein neues, modernes und extrem unterhaltsames Gesicht geben.
Erneut ist es ein dramatischer Unfall, der das kleine Mädchen, diesmal in Begleitung ihrer Katze Eureka, des Jungen Zeb und seines alten Pferdes Jim, in das magische Land im Inneren der Erde bringt. War es bei ihrem ersten Besuch dort ein Wirbelsturm, der Dorothy aus Kansas verschleppte, und danach ein Unwetter mit einem Schiffsunglück, so hat sich Frank Baum diesmal von dem Erdbeben in San Francisco inspirieren lassen, das stattfand, kurz bevor er den vierten Band seiner „Oz“-Serie verfasste.
Am Grunde der tiefen Erdspalte, in die die Protagonisten stürzen, befindet sich das Land der Mangabus, einem Volk von Gemüseleuten, die zwar sehr wie Menschen aussehen, sich aber gefühllos und kalt wie Rüben verhalten. Hier trifft Dorothy einen sehr alten Freund wieder, den Zauberer von Oz, der just in diesem Moment mit einem Heißluftballon dort strandet. Zuviel der Zufälle? In einem Land der Zauberei stellt man solche Dinge nicht infrage, ebenso wenig wie die magischen Kräfte seiner Bewohner oder die Aufhebung von Naturgesetzen. Gemeinsam gelingt den Freunden die Flucht vor den Mangabus, doch der Weg zurück zur Oberfläche ist weit und gefahrvoll, führt durch unbekannte Gegenden mit tödlichen Feinden, das Land fliegender Holzgargylen und finstere Höhlen mit überaus amüsanten Drachenwelpen.
„Dorothy und der Zauberer in Oz“ ist ein Reise-Roman, und nichts gibt mehr Möglichkeiten für Spannung und Überraschungen als die Geschichte eines langen Weges durch fremdes Terrain. Eric Shanover und Skottie Young haben es sichtlich genossen, die zum Teil surrealen Gedanken des Erschaffers von Oz in Bilder umzusetzen, die Landschaften und Wesenheiten darzustellen. Dabei finden sie stets den richtigen Mittelweg: Große Panels mit üppigen Bildern wechseln sich mit reduzierten Hintergründen ab, die den Protagonisten, ihrer intensiven Gestik und Mimik ausreichend Raum lassen. Denn so wunderbar das Land Oz auch ist, so sind es doch die Figuren, die als wahre Quelle der Unterhaltung und Freude dienen.
Was die „Oz“-Comics besonders macht, ist, dass kaum jemand wirklich in das schlichte Schema von Gut und Böse passt; die Vielschichtigkeit der Charaktere erlaubt ihnen auch Ausrutscher, kleine Gemeinheiten oder unrühmliche Fehler, geboren aus Ängsten oder Eifersüchten. Kombiniert mit skurril-amüsanten Nebenfiguren wie den dressierten kleinen Schweinchen des Zauberers (alle Tiere in Oz können natürlich sprechen und werden somit zu gleichwertigen Reisegefährten) und Dorothys recht skrupelloser Katze Eureka, entsteht ein Gesamtbild, das dazu einlädt, den Comic mit Genuss und mehrfach zu lesen.
Zwar nimmt das Tempo zum Schluss hin ziemlich ab, als die Fliehenden schließlich die Smaragdstadt und die Königin von Oz erreichen und alles etwas höfischer und weniger abenteuerlich wird – man kann als Leser das Gefühl bekommen, dass dieser Teil etwas ‚angehängt‘ wirkt –, doch bleibt ein umfassend positiver Gesamteindruck.
Die hochwertige Aufmachung des Panini-Hardcovers und Extras wie das sehr interessante Intro von Eric Shanover und die angehängten Einzelcover der Hefte in diesem Sammelband tun ihr Übriges, um auch „Dorothy und der Zauberer in Oz“ zu einem Comic-Buch zu machen, das man ohne jede Einschränkung empfehlen kann.