Morgenstern 4: Die Axt (Hörbuch)

Raimon Weber
Morgenstern 4
Die Axt
Sprecher: Olaf Reitz
Folgenreich, 2014, 1 CD, ca. 73 Minuten, ca. 9,99 EUR

Von Irene Salzmann

Der Potsdamer Ex-Polizist und Privatdetektiv Christian Morgenstern wird von seinen Freunden Knut und Aylin, die als Statisten bei einer Filmproduktion mitwirken, um Hilfe gebeten: Aylin ertappte zufällig den Mörder eines Kollegen – der Mann wurde erschossen, der Täter trug aber auch eine Axt bei sich –, und nun soll sie das nächste Opfer werden.

Die Polizei erweist sich als unfähig, die Zeugin zu beschützen, und auch Morgenstern kann die Beiden immer nur mit viel Glück vor dem Tod bewahren. Offenbar gibt es eine undichte Stelle, denn bloß so ist zu erklären, weshalb die Verfolger jedes noch so sicher erscheinende Versteck in kürzester Zeit entdecken. Hat Morgenstern womöglich den Falschen ins Vertrauen gezogen?

Auch die vierte „Morgenstern“-CD beglückt den Krimi- und Hörbuch-Fan mit einer in sich abgeschlossenen Episode. Allerdings greift Autor Raimon Weber erstmals wieder den roten Faden auf, der nach Folge 1, „Leben und Sterben“, nicht mehr bemüht wurde.

Dieser rote Faden wird von einem geheimnisvollen Anrufer verkörpert, der einer Organisation angehört, die das Verbrechen mit allen – auch illegalen – Mitteln bekämpfen will. Titelheld Christian Morgenstern, der angeworben werden soll, muss feststellen, dass die zwielichtige Gruppe bereits Anhänger gewinnen konnte, insbesondere unter jenen, die selber oder deren Angehörige zu Opfern Krimineller wurden. Der Unbekannte demonstriert eindrucksvoll seine Möglichkeiten und hebt dadurch den zunächst alltäglich wirkenden Mordfall auf ein ganz anderes Niveau.

Das Verbrechen, um das es eigentlich geht, tritt dadurch zum Ende hin etwas in den Hintergrund. Zunächst jedoch ist es spannend inszeniert, denn Morgenstern und seine Schützlinge müssen ständig in Bewegung bleiben, von einem Versteck ins nächste fliehen und sich gegen skrupellose, gerissene Angreifer verteidigen. Schnell wird klar, dass die Häscher Verbindungen zur Polizei haben müssen, denn sie tauchen sofort auf, kaum dass sich die drei irgendwo verschanzt haben. Während Knut vor Angst wie gelähmt ist, wächst Aylin angesichts der Gefahr über sich hinaus.

Allerdings verliert die Problematik durch die Auflösung an Brisanz, zumal deus ex machina aktiv wird, um die Verbindung zu Folge 1 herzustellen. Obwohl man darauf gewartet hat, dass jene Organisation irgendwann wieder ins Spiel gebracht wird, hätte das Ende auch anders, dem Fall angemessen geschildert werden können.

Die inszenierte Lesung von Olaf Reitz ist äußerst gelungen und vermag zu überzeugen. Allein die sich ewig wiederholende Erklärung zu Beginn, dass ‚der Erzähler‘ Christian Morgenstern nicht identisch ist mit dem gleichnamigen Dichter usw. usf., nervt.

In der Summe bietet „Die Axt“ unterhaltsamen, kurzweiligen Hörgenuss für Krimi-Freunde, der für sich stehen kann, innerhalb der Serie durch den roten Faden deutlich komplexer wird.