Jack Campbell: Jenseits der Grenze – Die Verschollene Flotte 7 (Buch)

Jack Campbell
Jenseits der Grenze
Die Verschollene Flotte 7
(Dreadnaught)
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Ralph Sander
Titelillustration von Arndt Drechsler
Bastei Lübbe, 2013, Taschenbuch, 477 Seiten, 8,99 EUR, ISBN 978-3-404-20693-3 (auch als eBook erhältlich)

Von Carsten Kuhr

Admiral Black Jack Geary hat das Unmögliche geschafft. Nachdem er für gut einhundert Jahre im Kälteschlaf lag, hat er eine gebrochene Flotte in Feindesland übernommen, und, immer verfolgt von den Synthies, sicher nach Hause geführt. Damit hat er nicht nur seinem Ruf alle Ehre gemacht, er hat auch Politiker wie Militärs nervös werden lassen.

Black Jack könnte, wenn er denn wollte, mühelos die Macht im menschlichen Sternenreich an sich reißen, sie alle bildlich gesprochen in die Wüste schicken. Solch einen gefährlichen Mann muss man entsorgen, möglichst weit weg, wo er nichts anstellen kann, von wo er womöglich gar nicht erst zurückkehrt. So werden Black Jack und seine Flotte ausgesandt, das Sternenreich der Enigma-Wesen auszuforschen; eine Reise, die sie tief in Feindesland führt – und darüberhinaus…

Im siebten Roman der gefeierten Space-Opera-Reihe geht es zunächst recht gemächlich zu. Gut die erste Hälfte des Romane vergeht damit, dass Campbell uns noch einmal die politische Situation der Allianz nahebringt, die bisherigen Geschehnisse Revue passieren lässt und uns seine handlungsrelevante Personen noch einmal vorstellt.

Dies mag damit zusammenhängen, dass man es im zweiten Zyklus nach der erfolgreichen Rückkehr der Flotte Neueinsteigern ermöglichen möchte, sich in der Handlung einzufinden, ohne die ersten sechs Romane lesen zu müssen, nimmt aber nicht nur das Tempo, sondern auch viel Faszination aus dem Buch. Der erfahrene Leser merkt schnell, dass Geary, salopp ausgedrückt, abserviert werden soll. So schwingt im Hintergrund immer die Frage mit, wer hinter den feisten Plänen steckt, wer in der Flotte mit diesen paktiert, wem Geary letztlich vertrauen kann.

Dass er gezwungen wird, vor dem endgültigen Abflug noch eine Reihe hochrangiger Militärs aus einem Gefangenenlager der Synthies an Bord zu nehmen, trägt auch nicht eben zur Beruhigung der Lage bei.

So ähneln sich die Bilder: Wieder führt Geary mit all seiner Kompetenz und seinem Ehrgefühl eine Flotte in Feindesland, in der Verräter darauf lauern, zuzuschlagen. Man könnte sagen, dass Campbell sich selbst ein wenig kopiert, sich die Handlungsmuster gleichen – wenn es der Autor nicht verstehen würde, mit den Enigma einen mysteriösen und damit interessanten Gegner aufzubauen.

Hier versucht Campbell erfolgreich über die Einführung neuer, unbekannter Aliens eine neue Handlungsschiene und Mysterien aufzubauen, die uns die nächsten Bücher über begleiten werden. Gleichzeitig schafft er den Absprung von der fast zu sehr auf den menschlichen Aspekt konzentrierenden Betrachtung der Allianz und der Synthies. Jetzt wird es exotisch, mischen sich Erstkontakte in die bislang dominierenden Schlacht-Beschreibungen – auch wenn mit und gegen die Aliens weiter gekämpft wird –, und rücken die Fremdwesen mehr ins Zentrum der Aufmerksamkeit.