Stephan Russbült: Der Düsterkrallenwald (Buch)

Stephan Russbült
Der Düsterkrallenwald
Titelbild von Arndt Drechsler
Karten von Markus Weber
Bastei Lübbe, 2013, Paperback mit Klappenbroschur, 560 Seiten, 14,00 EUR, ISBN 978-3-404-20743-5 (auch als eBook erhältlich)

Von Petra Weddehage

Der Halbling Milo Blaubeers und sein Bruder Bonne sind der Schrecken ihrer Gemeinschaft. Immer wieder verursachen sie durch ihre verrückten Ideen und obskuren technische Konstruktionen die absurdesten Unfälle. Als sie die geheime Bürgerratsversammlung beobachten, bringen sie ein Ereignis in Gang, das sie so nicht vorhersehen konnten. Die Mitglieder gehen sich an die Kehle, und schlussendlich liegt die gesamte Führerschaft des Dorfes tot am Boden.

Kein Wunder, dass die Brüder ein schlechtes Gewissen haben und das Weite suchen. Sie finden Zuflucht bei ihrer Tante Rubinia. Deren Meister Othman schickt die beiden Raufbolde auf eine geheimnisvolle Suche. Dabei geraten sie von einer vertrackten Situation in die andere. Sie müssen sich mit Trollen und anderen Wesen herumschlagen. Unterwegs bekommen sie zudem reichlich skurrile Weggefährten an die Seite gestellt, die ihnen helfen, ihre Aufgabe zu erfüllen.

Stephan Russbülts Geschichte spielt in der Welt der Halblinge. Dabei übernimmt er die bewährten Figuren aus dem Bestseller des „Herrn der Ringe“- Autors J. R. R. Tolkien. Die an den Hobbits angelehnten Brüder Blaubeers lieben wie alle Halblinge gutes Essen, gemütliche Trinkrunden und ein Pfeifchen, wann immer es passt. Dazu gibt es weibliche Halblinge, die immer ein wenig schlauer und taffer wirken, als ihr männlicher Gegenpart. Ähnliche Konstellationen sind in „Der Fluch der Halblinge“ von Prisca Burrows sowie „Der Kampf der Halblinge“ von C. S. West zu finden.

Die Halblinge sind wie immer die Sympathieträger dieser Geschichten, wobei auch Stephan Russbült bei seiner Story keine Ausnahme macht. Zudem entwirft er zahlreiche Nebenfiguren, die den Plot zwar voranbringen, jedoch ab und an in ihren Intensionen nicht sehr überzeugend wirken. So sind die Halblinge Oda, Nelf und Tislo bereit, in die Zwergenstätten einzubrechen, um reich zu werden. Dies widerspricht eigentlich dem gängigen Klischee, dass Halblinge es lieber gemütlich haben und jedem Abenteuer aus dem Weg gehen. Kleine Streiche untereinander sind eher die Normalität, doch hier geht der Autor eindeutig andere Wege als sein Vorbild.

Es gelingt ihm insgesamt nachvollziehbar, die verschiedenen Protagonisten zusammenzuführen. Hierbei braucht der Leser ein wenig Geduld, da erst nach und nach ersichtlich wird, warum und wie die verschiedenen Figuren handeln.

Die Geschichte entwickelt sich teilweise recht brutal, vor allem wenn es um die Straflager der Zwerge oder die Handlungen feindseliger Subjekte geht. Die Verteilung Freund-Feind gestaltet sich eher zäh. Wer allerdings aufmerksam liest, worum es in den einzelnen Kapiteln geht, wird mit einer spannenden Geschichte belohnt, die sich doch klar von den Werken anderer Autoren, die Tolkien nachzueifern versuchen, abhebt.