Stefanie Mühlsteph: Blutschwur: Die Söhne des Drachen (Buch)

Stefanie Mühlsteph
Blutschwur: Die Söhne des Drachen
Titelillustration von Vee-Jas
Verlag Torsten Low, 2014, Taschenbuch, 373 Seiten, 13,90 EUR, ISBN 978-3-940036-23-0

Von Carsten Kuhr

Eine Bluttransfusion anlässlich einer Operation ist mittlerweile, Gott sei Dank, reine Routine. Die Gefahren, sich durch das fremde Blut etwas einzufangen, wurden gegen Null gedrückt, selbst absonderlichste Infektionen werden mittlerweile durch ausgiebigste Tests unterbunden. Und für so manchen Mittellosen, für Landstreicher und Trunkenbolde, ist die Blutspende eine höchst willkommene Gelegenheit, ein wenig zusätzliches Geld zu bekommen.

Cathrin, eine lebenslustige französische Studentin die in London lebt, hat sich deshalb, als man bei ihr einen kleinen Eingriff vornahm, keine großen Gedanken gemacht. Der rote Lebenssaft, der ihr in die Venen floss, aber hatte es in sich. Das muss sie eines Tages erkennen, als ihr sonst so geordnetes Leben völlig aus den Fugen gerät.

Alles beginnt damit, dass sie sich, während sie ihren Aushilfs-Job als Kellnerin nachgeht, beobachtet glaubt. Ein ganz ansprechender junger Mann scheint sie ins Visier genommen zu haben. Nicht wirklich schlimm, denken Sie – warten Sie mal ab. Als Nächstes wird ihrem Hund der Kopf abgerissen und vor ihrem Appartement auf einer Stange gespießt. Als sie das geliebte Tier illegal beerdigt, trifft sie beim Warten auf die Tube auf zwei Abgesandte der Kresniks, Wesen, die sich dem Schutz der Menschheit vor ihren blutrünstigen Artgenossen auf die Fahnen geschrieben haben.

Moment, blutrünstig, Schutz – was soll das? Vampire, das gibt es doch gar nicht, schon gar ist die Mär von Dracula und Van Helsing Fiktion, nur dass eben diese, eine Geschichte, die sich Bram Stoker hat einfallen lassen, doch irgendwie stimmt. Dank der Blutinfusion fließt nun das Erbe Van Helsings in Cathrins Adern – ein Erbe, mit dessen Hilfe man den Schöpfer Dracul selbst aus seinem Bann befreien kann.

Zwei Brüder kämpfen auf unterschiedlichen Seiten. Der eine will seinen Herrscher befreien, verliebt sich aber in Cathrin, der andere will die Auferstehung und den danach drohenden Krieg der Vampire gegen die Menschheit verhindern. Und beide Brüder kämpfen um die Gunst Cathrins…

Urban Fantasy und Romantic Fantasy sind nach wie vor hoch im Kurs. Zwar hat sich der Hype um die lasziven Bluttrinker ein wenig gelegt und einschlägige Serien vornehmlich aus dem angloamerikanischen Bereich werden von den großen Verlagen kaum mehr fortgesetzt, doch ein Markt für entsprechende Romane ist da. Hier treten einmal mehr die rührigen Kleinverlage auf den Plan.

Stefanie Mühlsteph folgt dabei einem weidlich erprobten Muster. Eine junge Frau wird von Autorin und Schicksal zwischen zwei Übernatürliche platziert, die einander nicht eben zugetan sind. Es entbrennt ein Kampf um die Gunst der Protagonistin, der der Autorin die willkommene Gelegenheit gibt, die Hintergründe um die Vampire, deren Geschichte ebenso einfließen zu lassen, wie ein wenig Romantik und viel Gefühl. Dabei beschreibt sie insbesondere Cathrin sehr realitätsnah und vielschichtig, konnte ich mich sehr gut in die junge Frau hineinversetzen.

Hier stehen die beide Säulen – die romantische Entscheidung, wem der Brüder sie sich zuwendet, wem sie vertrauen kann, beziehungsweise der Kampf der beiden Parteien um den Schutz der Menschheit und die Aufweckung Draculas – gleichwertig nebeneinander.

Das Gebotene richtet sich in erster Linie an eine weibliche Lesegemeinde, verwöhnt diese durch viel Gefühl, glaubwürdige Charaktergestaltung und eine letztlich interessante Hintergrundgeschichte, so dass die Leserinnen das Buch sicherlich zufrieden zuschlagen werden.