Joe Haldeman: Tödlicher Auftrag (Buch)

Joe Haldeman
Tödlicher Auftrag
(Work Done For Hire)
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Michael K. Iwoleit
Titelillustration von Helge Balzer
Mantikore, 2014, Paperback, 320 Seiten, 12,95 EUR, ISBN 978-3-939212-45-4 (auch als eBook erhältlich)

Von Carsten Kuhr

Joe Haldeman ist uns insbesondere durch seine letztes Jahr im Mantikore Verlag neu übersetzt und zum Teil in deutscher Erstveröffentlichung erschienenen Trilogie um den „Ewigen Krieg“ ein Begriff. In den teilweise preisgekrönten Romanen verarbeitete der Veteran seine Kriegserlebnisse und verfasste einen der ersten Anti-Kriegsromane der Science Fiction.

„Schuster, bleib bei deinen Leisten“, lautet ein altes deutsches Sprichwort, und Joe Haldeman hat sich vorliegend zunächst daran gehalten.

So stellt er in vorliegendem Roman einen traumatisierten Scharfschützen aus dem Golfkrieg in das Zentrum seines Werks. Jack Delay, so der Name des Ex-Soldaten, verarbeitet seine Erlebnisse in Alpträumen, Kneipenschlägereien und in bislang zwei publizierten, leidlich erfolgreichen Romanen. Als er das Angebot bekommt, den Roman, eigentlich eher eine längere Novelle, zu einem noch nicht abgedrehten Horror-Film zu schreiben, scheint sich sein Schicksal endlich zum Besseren zu wandeln.

Dann aber deponiert ein Unbekannter ein Schafschützengewehr mit Schalldämpfer und 10.000 $ Anzahlung an seiner Türschwelle und erpresst ihn, einen „Schuldigen“ zu killen. Wenn er nicht tut, was der Auftraggeber will, wird seine Freundin ermordet – so die ebenso einfache, wie prägnante Botschaft.

Unser Erzähler versucht zunächst, den Heimatschutz zu informieren, dann zu fliehen – beides gelingt ihm nicht. Mehr noch, so geschickt er sich auf der Flucht auch anstellt, der Erpresser scheint immer ganz genau zu wissen, wo er ist und wie sein Plan aussieht. Doch so einfach lässt sich ein Ex-Army Sniper nicht erpressen…

Ein neuer Roman von Joe Haldeman, das weckt eine gehörige Portion Erwartungen. Tiefgang, Aussage aber auch Spannung und überzeugende, interessant gezeichnete Charakter erwarte ich von einem Haldeman, und so machte ich mich mit großem Interesse an die Lektüre.

Und wirklich, die ersten Kapitel zeigten mir einen traumatisierten Menschen, dessen Verhalten von seinen Kriegserlebnissen geprägt wird. In den eingeschobenen Kapiteln, in denen der Protagonist seinen Horror-Roman schreibt, geht es zwar ein wenig arg drunter und drüber, präsentiert sich der Plot an den Haaren herbeigezogen, doch las sich auch die Geschichte in der Geschichte um einen Alien, der sich das Menschenfleisch munden lässt, zunächst noch leidlich unterhaltsam als Persiflage auf moderne Extrem-Horror-Werke.

Allerdings verliert der Autor in der Folgezeit seine durchaus interessanten und positiven Ansätze zusehends aus dem Auge. Statt auf die drängenden Fragen der Schuld des Soldaten oder der moralischen Rechtfertigung von Scharfschützen, ja dem Krieg als solches einzugehen, präsentiert uns der Verfasser einen Plot, der zusehend absurde Züge annimmt.

Die Erklärung für die Vorkommnisse bleibt letztlich hanebüchen, die Handlung per se unglaubwürdig und auch nicht stringent. Viele logische wie inhaltliche Brüche führen dazu, dass mir die Lektüre vergällt wurde, dass die wenige Spannung, die am Anfang aufkam, dass sich das Interesse, das ich für Jack empfand, schnell und zusehends in Luft auflöste.

Was sich dem Leser letztlich anbietet, ist eine Thriller-Handlung, die kaum über Heftniveau herauskommt, die uns letztlich uninteressante Personen vorstellt und einen Handlungsbogen offeriert, der sich weder wirklich packend, noch spannend anbietet. Insoweit blieb das Buch, das ein wenig sorgfältiger lektoriert und redigiert werden hätte können, weit hinter den Erwartungen zurück.