Plume 1: …wie eine Rauchwolke (Comic)

K. Lynn Smith
Plume 1
…wie eine Rauchwolke
(Plume 1-5, 2012/2013)
Aus dem Amerikanischen von Jano Rohleder
dani, 2013, Paperback, 152 Seiten, 14,00 EUR, ISBN 978-3-944077-31-4 (auch digital erhältlich)

Von Irene Salzmann

Während Vesper Greys Vater, ein Archäologe, seiner Arbeit nachgeht, wird das junge Mädchen von einer strengen Tante aufgezogen. Eintöniger und enervierender könnte ihr Leben nicht sein. Doch alles ändert sich, als Vesper bei einem Unfall beinahe ertrinkt. Ein junger Mann, der sich Corrick nennt, erscheint aus dem Nichts und rettet sie. Wenig später erzählt er ihr, dass sein Geist an das ‚Amulett von Aura‘ gebunden ist, welches sie von ihrem Vater bekommen hatte und nie ablegen soll. Solange es sich in Vespers Besitz befindet, steht Corrick ihr als Beschützer bei.

Schließlich kehrt Vespers Vater zurück, um mit der Tochter in den Westen Amerikas zu ziehen. Ihre Reise steht unter keinem guten Stern, denn ein gewisser Dominic und seine Banditen sind hinter den machtvollen Artefakten im Gepäck her. Zwar kann Corrick Vesper beschützen, nicht aber ihren Vater. Nun will sie Rache…

„Plume“ (= Rauchwolke) gehört zu den Comics, die man aufgrund des Covers eher nicht kaufen würde, es sei denn man schätzt Hefte/Paperpacks mit Zeichnungen im Stil der oft karikaturhaften westlichen Mangas beziehungsweise Euromangas. Das Titelbild ist repräsentativ für den Inhalt. Allein die Cover-Galerie wartet mit Illustrationen anderer Künstler (Elizabeth Torque, Nei Rufino, Joel Humberto Herrera) auf, die gefälliger arbeiten und deren Interpretationen mehr dem entsprechen, was man sich in der Regel von amerikanischen Comics erhofft.

Gibt man dem Band dann doch eine Chance, wird man von dem ungewöhnlichen Sujet überrascht. K. Lynn Smith kombiniert Mystery und Western, eine Seltenheit, denn gerade der Western gehört seit Jahrzehnten zu den am wenigsten gefragten Genres, was Kino/TV und der (Heft-) Roman deutlich belegen: vorbei die Zeiten von „Bonanza“, „High Chaparral“, „Am Fuß der blauen Berge“, „Lassiter“, „Colt Western“, „Lobo“ und so weiter. Wer erinnert sich noch, wann die letzte Wiederholung eines John-Wayne-Klassikers war? Und gerade dieses Setting und der Mix verleihen der Handlung etwas Frisches, anders als es das überstrapazierte England unter Königin Victoria als Hintergrund gekonnt hätte.

Die Autorin und Zeichnerin erzählt zunächst mit einem Augenzwinkern von dem öden Leben ihrer Hauptfigur Vesper, das sich schlagartig durch das Auftauchen des Geistes Corrick ändert. Leider wird über ihn nicht viel verraten, sodass man sich gedulden muss, bis die Fortsetzung vorliegt. Da er seiner Aufgabe, Vesper zu beschützen, nicht freiwillig nachkommt, darf man spekulieren, ob er die erste sich bietende Chance ergreifen wird, um sich von dem Amulett und somit seiner Herrin zu lösen – oder...?

Der heitere Tonfall ändert sich mit dem Auftauchen der Banditen. Der mysteriöse Dominic giert nach Macht und kennt keinerlei Skrupel, um an die Artefakte heranzukommen, die Verspers Vater in Sicherheit bringen will. Welche Magie ihnen innewohnt und welche Pläne der Schurke verfolgt, wird ebenfalls nicht näher ausgeführt.

Nachdem Vesper den großen Schock verdaut hat, nimmt sie zusammen mit Corrick die Verfolgung der Banditen auf, um den Schatz zurückzuholen und Rache zu üben. Unerwartet erhalten sie dabei Hilfe, doch werden auch Zweifel gesät, ob die Geschichte des Vaters wirklich ganz der Wahrheit entspricht.

So manche Szene spielt auf einen bekannten Western an, beispielsweise das Fortschleifen der Truhe mit den Artefakten, für das zweifellos Django mit seinem Sarg Pate stand.

Nachdem man schnell in die geheimnisvolle, spannend-humorige Handlung hineinfand, stört man sich am Stil der Zeichnungen nicht mehr und wünscht sich bloß noch, möglichst bald die nächsten Teile lesen zu dürfen. Laut den Informationen auf ihrem Blog hat die Künstlerin bereits das siebte Heft in Arbeit.