Boris Koch: Der Schwur der Geächteten – Der Drachenflüsterer 2 (Buch)

Boris Koch
Der Schwur der Geächteten
Der Drachenflüsterer 2
Heyne, 2010, Hardcover, 366 Seiten. 10,00 EUR ISBN 978-3-453-52620-4

Von Gunther Barnewald

Nach "Der Drachenflüsterer" setzt Boris Koch die Abenteuer des jungen Ben und seiner Freunde Yanko und Nica mit dem vorliegenden Band fort.

Die drei Helden und die von ihnen befreiten drei intelligenten Drachen sind mittlerweile zu Geächteten geworden, und der Orden der Drachenritter, die den Drachen die Flügel abschlagen und sie somit in die Sklaverei zwingen, lässt landesweit noch den Jugendlichen suchen. Doch Ben und seine Freunde haben sich vorgenommen, noch weitere Drachen zu befreien, indem der Junge sein magisches Talent einsetzt, den verstümmelten Drachen neue Flügel wachsen zu lassen.
So reisen die Jugendlichen und ihre Drachen in die Stadt Vierzinnen, um den Ketzer Norkham ausfindig zu machen, der einst den Befehl gab, Nica einem Drachen zu opfern. Seinen Drachen will man befreien und sich an ihm rächen. Doch Norkham ist geflohen, seine Anhänger befinden sich erhängt vor dem Stadttor und dann laufen Ben und seine Freunde auch noch in der Stadt in eine Falle der Ordensritter, aus der es kaum ein Entkommen zu geben scheint …

Leider ist die Fortsetzung von "Der Drachenflüsterer" längst nicht so gelungen wie der Auftaktband der Serie. Waren hier noch tolle Ideen und die spannende Handlung ein wesentlicher Pluspunkt neben dem gutklassigen Stil des Autors und der glaubhaften Atmosphäre, so kann die Fortsetzung nur noch mit den beiden letzteren punkten. Auch die ausgefeilten Charaktere stehen diesmal allzu deutlich im Hintergrund.

Größtes Manko ist aber wohl die eher mäßige Spannung, denn dem Autor will es diesmal nicht so recht gelingen, diese mehrfach geschickt aufzubauen. Gerade im Mittelteil des Romans gibt es einige Hänger und vielleicht ist es auch bezeichnend, dass dem Autor in einer kleinen Nachgeschichte von 17 Seiten, in dem er das Schicksal zweier Ordensritter erzählt, die von den Drachen der Jugendlichen in die Verbannung hinter eine Gebirgskette geflogen wurden, das gelingt, was ihm in den 350 vorherigen Seiten misslingt: Nämlich eine durchweg witzige und packende Geschichte zu erzählen. Diese dürfte dem Autor beim Schreiben wohl ebenso viel Spaß gemacht haben wie dem Leser beim verschlingen, dies ist deutlich zu merken. Schade, dass dieser Zauber diesmal aber nur von dieser "Kurzgeschichte" ausgeht.
Wer den ersten Band gelesen hat, dem sei das Weiterlesen trotzdem empfohlen, denn Boris Koch kann zweifelsfrei unterhaltsam und recht klischeefrei schreiben, den Leser gut unterhalten. Würde das Buch für sich alleine stehen, wäre es als gouabel einzustufen.

Gemessen am Auftaktband der Serie ist es aber leider sehr enttäuschend, denn dem Autoren scheinen die herrlich-kruden Ideen ausgegangen zu sein, durch welche sich "Der Drachenflüsterer" noch auszeichnete, und, schlimmer noch, er scheint sogar etwas die Lust an seiner Serie verloren zu haben. Es bleibt zu hoffen, dass er den Spaß beim Schreiben und Erfinden wieder findet und den dritten Band wieder anreichert mit Kreativität und Nonsens, so wie es im ersten Roman der Fall war.