Superman Unchained 1 (Comic)

Scott Snyder
Superman Unchained 1
(Superman Unchained 1: The Leap + Superman Unchained 2: The Fall, 2013)
Aus dem Amerikanischen von Christian Heiß
Titelillustration und Zeichnungen von Jim Lee, Scott Williams und Alex Sinclair
Panini, 2014, Heft, 68 Seiten, 4,99 EUR

Von Irene Salzmann

Supermans beziehungsweise Kal-Els Geschichte ist hinreichend bekannt: Er überlebte als Kleinkind den Untergang seiner Heimatwelt Krypton, gelangte mit einem Raumschiff auf die Erde und wurde von den Kents aufgezogen. Als junger Mann begann er, unter dem Namen Clark Kent als Journalist für den „Daily Planet“ in Metropolis zu arbeiten, wo er seine Kollegin Lois Lane und den Fotografen Jimmy Olsen kennenlernte. Inzwischen hat er den „Daily Planet“ verlassen und arbeitet an seinem eigenen Blog. Für diesen liefern ihm seine Erlebnisse als Superman reichliches Material.

Als mehrere künstliche Satelliten aufgrund von Manipulationen seitens der Terror-Organisation Ascension ihre Umlaufbahnen verlassen, kann Superman ihren Absturz auf die Erde, der viele Leben hätte kosten können, knapp verhindern. Einer jedoch wird von einem Unbekannten unschädlich gemacht, der, laut Batman, Superman ähnlich, aber sehr viel mächtiger ist. Die Spur führt zu General Lane, Lois’ Vater, der mit Supermans Auftauchen gerechnet und sich auf die Konfrontation vorbereitet hat. Die Waffen, die die Soldaten einsetzen, lassen Superman keine Chance, und es kommt noch schlimmer. Der Unbekannte, der seit Jahrzehnten im Geheimen für die Regierung arbeitet, erscheint und verkündet, dass er Superman fertigmachen will.

Eigentlich ist der überlegene Superman ein Held, der vor allem die Amerikaner anspricht, während sich in Europa Batman der größeren Beliebtheit erfreut aufgrund der nachvollziehbaren Schwächen und Probleme, die ihn weitaus menschlicher erscheinen lassen. Auch dürfte sein Kollege noch immer ein wenig unter dem Image (aus den 60/70er Jahre) leiden, mit etwas Superpuste jegliches Ärgernis aus der Welt blasen zu können, was irgendwie albern wirkt(e).

Weshalb legt man sich dann doch einen „Superman“-Comic zu? – Definitiv wegen Jim Lee, einem der besten Zeichner von Superhelden („All Star Batman & Robin, the Boy Wonder“, „Uncanny X-Men“, „WildCATs“ etc.), dessen Schaffen vor einiger Zeit von DC und Panini mit einem großartigen Artbook gewürdigt wurde. Zweifellos darf man den Image-Mitbegründer (Wildstorm Studios) in einem Atemzug mit Künstlern wie Alan Davis, Marc Silvestri, Jay Anacletto und anderen nennen. Als kleines Extra liegt dem Band ein doppelseitig bedrucktes Poster bei.

Schon das Cover ist ein Eyecatcher, und der Inhalt hält, was versprochen wurde. Aber auch die Handlung, soweit man das nach zwei Episoden bereits beurteilen kann, vermag zu überzeugen. Scott Snyders Superman löst seine Probleme nicht mit Superpuste oder durch rohe Kraft allein; er muss seinen Verstand einsetzen, um in der ihm verbleibenden Zeit Katastrophen abzuwenden. Ferner nimmt er auch ganz gern Batmans Hilfe an, zeigt sich dadurch teamfähig und nicht allwissend/allmächtig.

Allerdings ist der Freund nicht der einzige, der Supermans Stärken und Schwächen studiert hat und weiß, wie man ihn notfalls stoppen kann. Während der Erzschurke Lex Luthor diesmal nur geringe Handlungsanteile hat und sich die Organisation Ascension auf Lois konzentriert, muss sich Superman mit General Lane, dessen neuen Waffen und einem Wesen befassen, das ihm überlegen zu sein scheint. Warum jedoch Wraith – der Name wird am Ende des Heftes verraten – mit Superman kämpfen und ihn besiegen will, bleibt im Dunkeln. Man darf spekulieren, ob es sich lediglich um eines der üblichen Kräftemessen unter Superhelden handelt oder ob mehr dahintersteckt und Wraith einen Anlass hat, Superman vernichten zu wollen.

Mit vielen Cliffhangern endet der Band und macht neugierig auf die Fortsetzung. Hoffentlich bleibt Jim Lee der Serie lange erhalten!