Star Trek Typhon Pact 3: Bestien, David R. George III (Buch)

Star Trek Typhon Pact 3
Bestien
David R. George III
Übersetzung aus dem Amerikanischen von Christian Humberg
Titelbild von Martin Frei
(Star Trek Typhon Pact: Rough Beasts of Empire, 2010)
Cross Cult, 2013, Taschenbuch, 333 Seiten, 12,80 EUR, ISBN 978-3-86425-292-2 (auch als eBook erhältlich)

Von Petra Weddehage

Der Prätor Shinzon benutze die Ressourcen des romulanischen Volkes, um seine sehr persönliche Rache an der Föderation und nicht zuletzt an Captain Picard zu vollbringen. Um an die Macht zu gelangen, tötete er den gesamten romulanischen Senat. Nach dem Sieg über den verrückten Usurpator, der sich zudem noch als Klon von Picard entpuppte, ergriffen sowohl Tal-Aura, die Shinzon unterstütze, als auch Donatra, die dem Militär angehört, die Gelegenheit, die Macht zu ergreifen. Während Donatras Absichten darin münden, ihrem Volk Wohlstand und Frieden zu bringen, verfolgt Tal-Aura nur ein Ziel. Sie will ihre Macht mit allen Mitteln festigen und als Prätor über die Romulaner herrschen. Dazu ist ihr jedes Mittel recht.

Als Folge gibt es nun zwei Reiche der Romulaner, die ein gespaltenes Volk zurücklassen. Spock, der schon lange versucht, die Romulaner und Vulkanier wieder zu vereinen, sieht eine Gelegenheit, sowohl Tal-Aura als auch Donatra seine Ziele näher zu erläutern. Er merkt jedoch schnell, dass Tal-Aura ihn nur für ihre Machtspielchen benutzt.

Derweil befindet sich Benjamin Sisko in einer Phase tiefster Depression. Die zurückliegenden Ereignisse machen ihm klar, dass er sein Leben ändern muss. Die Propheten, die solange ein Teil seines Daseins waren, schweigen ihm gegenüber. Er verlässt seine Frau und die kleine Tochter und kappt alle Verbindungen zu seinem bisherigen Leben. Er tritt der Sternenflotte erneut bei und übernimmt das Kommando über die U.S.S. „Robinson“. Hier hofft er, sein Leben erneut in den Griff zu bekommen.

Im Hintergrund des Typhon Paktes lauern finstere Gestalten. Diese machen sich die Umstände zunutze, um ihre Position innerhalb des Paktes zu stärken. Außerdem sind sie bestrebt, die Romulaner davon zu überzeugen, ihrem Pakt beizutreten. Dabei machen sie vor keinem noch so perfiden Mittel halt, um ihre Pläne durchzusetzen.

Der Autor konfrontiert die Leser mit einem Volk, das einst zu den Vulkanieren gehörte. Die Romulaner haben sich vor Äonen von ihnen abgespalten, um nach ihren eigenen Doktrinen zu leben. Sie erinnern in ihren Interaktionen sehr stark an die Römer, so ist der Name mehr als passend. Wie die einstigen Römer auf der Erde gibt es auch bei ihnen einen Senat, in dem die wichtigsten und mächtigsten Gruppierungen beziehungsweise Familien des Volkes ihre Vertreter schicken, um ihre Interessen zu vertreten und Vorteile zu nutzen, um noch mächtiger zu werden. Dabei müssen sie bloß aufpassen, dass sie mit ihrem intriganten Verhalten, das in den Genen der Romulaner zu liegen scheint, nicht selber Gefahr laufen, in ihre eigene Falle zu tappen. Denn die Gegner sind zahlreich und gewieft, und so ist jedes Wort oder Zugeständnis ein Balanceakt für dieses Volk.

Intrigen, Mord, Verrat und subtile Machenschaften sowie eine grenzenlose Machtgier sind die Begriffe, die „Star Trek“-Fans mit dem Volk der Romulaner verbinden: Während Tal-Aura ihre Spielchen spielt, um die Bevölkerung zu täuschen, versucht sie alles, um ihrer Widersacherin zu schaden. Donatra scheint eine Ausnahme zu sein und verfolgt das Ziel, ihrem Volk zu mehr Wohlstand zu verhelfen, und zwar allen Rhiannsu und nicht nur denen in den obersten Bevölkerungsschichten. Sie ist bereit, ihrer Feindin die Hand zu reichen, um das zerrissene Volk zu einen.

Es gibt aber einen gerissenen Gegner im Hintergrund, den der Autor sehr interessant und geheimnisvoll wirken lässt. Diesem gelingt es, die beiden starken Frauencharaktere gegeneinander auszuspielen. Da die Vertrauensbasis fehlt, hält der unsichtbare Gegner alle Fäden in den Händen und kommt seinem Ziel stetig näher.

Dazu wird noch die Figur von Benjamin Sisko weiterentwickelt, wenn dies auch nicht eben zu aller Zufriedenheit vonstatten geht. Der Leser erlebt einen vom Schicksal gebeutelten Mann, der sich sicher ist, dass er denen, die er liebt, nur Unglück bringt. So zieht er einen Strich unter sein bisheriges Leben, und seine Frau und Tochter müssen die bitteren Konsequenzen seines Handelns tragen. Siskos Aktionen scheinen sehr egoistisch und eigennützig zu sein. Wer aber die Hintergründe kennt, bekommt die Gelegenheit zu verstehen, warum der einstige Commander der Raumstation Deep Space Nine alles hinter sich lässt, um neu anzufangen.

Die Geschichte kommt nicht richtig in Fahrt, da sie zu viele Fäden beinhaltet, die sinnvoll verknüpft werden wollen. So nimmt die Weiterentwicklung von Spock und seinen Anhängern einen Großteil der Handlung ein, scheint aber eher auf der Stelle zu treten. Am interessantesten sind die Aktionen des unbekannten Gegners, der nicht fassbar zu sein scheint. Hier gibt es gute Ansätze, um dem Titel der Story gerecht zu werden.

Eines vermag der Autor gut darzulegen: wie sehr einige Wesen bereit sind, ihre innere Bestie loszulassen, um die Ziele, die sie anstreben, auch mit den hinterlistigsten Mitteln zu erreichen. Dabei wird vor Drohungen, Erpressung und sogar Mord keinesfalls zurückgeschreckt.

Das Buch liest sich etwas zäh, und der Funke will nicht so richtig überspringen, dennoch werden Fans der Romulaner wieder tiefe Einblicke in die Welt dieses Volkes erhalten. Echte Freunde des „Star Trek“-Universums werden sich auf diese Geschichte bestimmt gern einlassen; für Neueinsteiger dürfte die Story eher wirr erscheinen, da ihnen ohne die vorherigen Bände das nötige Hintergrundwissen fehlt.