Die Minimenschen Maxiausgabe 15 (Comic)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Sonntag, 26. Januar 2014 18:22
Die Minimenschen Maxiausgabe 15
Zeichnungen & Szenarien: Pierre Seron
Übersetzung: Bernd Leibowitz
Ehapa, 2013, Hardcover, 200 Seiten, 29,99 EUR, ISBN 978-3-7704-3694-1
Von Frank Drehmel
Mit rund 200 Seiten ist der 15. Band der „Minimenschen“-Gesamtausgabe nicht nur der umfangreichste, sondern er markiert zudem sowohl das Ende dieser Edition, als auch das der Serie „Les Petits Hommes“ insgesamt. Nach über 43 Jahren des minimenschlichen Schaffens legte Szenarist und Künster Pierre Seron mit Vollendung des 44. Albums „Eslapion 3“ im Jahre 2010 den Zeichenstift beiseite, wobei weniger sein Alter von damals 68 Lenzen den Ausschlag gegeben haben soll, als vielmehr eine geänderte Tantiemen- und Entlohnungspolitik des Dupuis-Verlags, die insbesondere für die alten, etablierten „Spirou“-Autoren eine signifikante pekuniäre Verschlechterung darstellte.
Neben diesem letzten Album enthält der Sammelband folgende Geschichten: „Operation IQ“ („Opération Q.I.“, 2004), „Im Namen des Bruders“ („Au Nome du Frère“, 2006) sowie “Castel Montrigu“ (2007).
„Operation IQ“:
Während des Besuchs Doktor Hundseckers bei seinem großen Bruder Adolphe geschieht Schreckliches: Adolphe wird niedergeschlagen und ihm wird sein Gehirn entnommen, wobei der Körper aus unerfindlichen Gründen ganz normal weiterlebt. Die Spur führt die ermittelnden Minimenschen schnell zu einem Kollegen des Bruders, zu Professor Quarz, einem brillanten Genetiker, der in bester Absicht durch Kreuzung mehrerer Spezies eine neue Rasse von Menschen geschaffen hat. Jedoch hat sich ein Teil dieser dubiosen Gesellschaft gegen ihren Schöpfer erhoben, um mittels High-Tech die Weltherrschaft an sich zu reißen
„Im Namen des Bruders“:
Während eines abenteuerlichen Ausflug, in dem sie gesichert auf einem über eine Schlucht gespannten Hochseil balancieren, um so ihren Mut unter Beweis zu stellen, stürzt vor den Augen seines Zwillingsbruders Stan der junge Oliver augenscheinlich zu Tode, da er die Sicherung vergessen zu haben scheint. Die darauffolgende Suchaktion bleibt ohne Ergebnis, lediglich ein rotes Band, das man am Ufer des die Schlucht durchtosenden Flusses findet, zeugt von dem Unglück. Renaud will sich jedoch nicht mit diesem Ausgang zufriedengeben und beginnt Fragen zu stellen. Es dauert nicht lange, bis seltsame Ereignisse nicht nur die Reputation des Helden anzukratzen drohen, sondern mehrere Bombenanschläge zeugen davon, dass er in tödlicher Gefahr zu schweben scheint. Schon bald glaub er, den Schuldigen ausgemacht zu haben: Stan! Doch der hat ein ums andere Mal ein perfektes Alibi.
„Castel Montrigu“:
Eines Tages trifft in Eslapion ein Bote des Junkers von Montrigu (vgl. Band 6 der Maxiausgabe) ein: um die Sicherheit seines Herren und seiner kleinen Gefolgschaft steht es nicht zum Besten, seit das große Schloss, in dessen Untergrund ihr kleines Castel verborgen ist, den Besitzer wechselte und zu einer Touristenattraktion verkommen ist. Dieses hat zur Folge, dass sich neben dem gefangengesetzten grimmen Junker Crapulay, dem Erzfeind Montrigus, in den Kerkern der Kleinen geschrumpfte Neugierige aller Couleur gleichsam akkumulieren. Da sich darunter nunmehr auch Kinder befinden, stimmt Renaud zu, den anachronistisch lebenden Rittern Hilfestellung zu geben. Als er jedoch auf der Burg ankommt, gelingt Crapulay just zu der Zeit nicht nur die Flucht, sondern er wird auch des Schrumpfstrahlers Renauds habhaft. Und damit stehen ihm alle Türen offen, Chaos zu stiften und Rache an Montrigu zu nehmen.
„Eslapion 3“:
Weil Herr Taloche spurlos verschwunden ist, lässt Renaud mit Fluggleitern nach dem älteren Herren suchen. Als einer aus der Suchmannschaft am Teufelsteich in der verbotenen Zone auf Spuren von Minimenschen stößt und unerklärliche Funde macht, muss Renaud Farbe bekennen und den neugierigen Freund in ein Geheimnis einweihen, das seit über 30 Jahren gehütet wird. Damals begann man mit dem Bau eines riesigen Unterwasserbootes, das nunmehr kurz vor der Fertigstellung steht und eine ganze Stadt und Biosphäre namens Eslapion 3 beheimatet, die nach modernsten Gesichtspunkten designt wurde und durch High-Tech vor Entdeckung durch die Großen geschützt sein wird. Als diese Großen im Zuge einer militärischen Übung der jetzigen Heimat der Minis – Eslapion 2 immer näher kommen, ist es Zeit, die Koffer zu packen, Abschied zu nehmen und mit der Unterwasserstadt zu neuen Ufern aufzubrechen.
Auch für den Leser ist es Zeit, mit einem lachenden und einem weinenden Auge Abschied zu nehmen. Trauer kommt auf, weil die Serie insgesamt und trotz einiger schwacher Alben zu den erfreulichen, unterhaltsameren Werken der Comic-Geschichte gehört, auch wenn sie sich nie wirklich mit den großen Funnys wie „Gaston“, „Isnogud“ und Co. messen konnte und es vom dramaturgischen Ansatz her auch nicht wollte. „Les Petits Hommes“ war immer auch vor einem abenteuerlichen Science-Fiction-Hintergrund zu sehen, der mal mehr, mal weniger ausgeprägt gewesen ist. Von den vier Alben dieses Sammelbandes tragen lediglich „Operation IQ“ und „Eslapion 3“ diesem Ansatz Rechnung, während die zweite Story eher als abenteuerlicher Krimi konzipiert ist und „Castle Montrigu“ ganz auf Slapstick und Situationskomik setzt und damit die unterhaltsamste der vier Geschichten ist. Kaum weniger erfreulich – wenn auch im Plot nicht sonderlich plausibel – kommt „Eslapion 3“ daher, wobei hier ein wehmütiger Unterton mitschwingt, der so oft auch finalen Folgen zahlreicher TV-Shows innewohnt. Die beiden anderen Geschichten fallen, was den Unterhaltungswert betrifft, deutlich ab; während „Operation IQ“ vor allem ausgelutscht, unoriginell und ohne neue Ansätze erscheint, nervt „Im Namen des Bruders“ regelrecht durch eine unterschwellige, verbiesterte Bösartigkeit, die bisher kein Bestandteil der „Minimenschen“-Hintergrundes gewesen ist.
Fazit: Cum grano salis ein versöhnlicher Abschluss einer der langlebigsten und beliebtesten europäischen Comic-Serien, die in den über 40 Jahren ihres Bestehens zwar naturgemäß auch erzählerische Tiefen durchschritten hat – wohingegen das Artwork immer tadellos gewesen ist –, die aber selbst in den schwachen Alben zumindest immer auf Wiedererkennungswert und einen einzigartigen Hintergrund setzen konnte.