Grimm 1: Der eisige Haus, John Shirley (Buch)

Grimm 1
Der eisige Hauch
John Shirley
(Grimm: The Icy Touch, 2013)
Cross Cult, 2013, Taschenbuch, 356 Seiten, 12,80 EUR, ISBN 978-3-86425-305-5 (auch als eBook erhältlich)

Von Christel Scheja

„Grimm“ ist neben „Once Upon a Time – Es war einmal…“ die zweite amerikanische Serie, die Märchenmotive mit Ereignissen in der realen Welt verbindet. Doch während bei letzterer Soap- und Abenteuer-Elemente im Vordergrund stehen, die Beziehungen der Märchengestalten zueinander und ihr magisches Schicksal eine wichtige Rolle spielen, nutzt „Grimm“ den mythischen Hintergrund für Kriminalfälle.

Nick Burkhardt ist ein Grimm. Einer der Menschen, die dazu in der Lage sind, die magische Tarnung der „Wesen“ zu durchschauen, der mystischen Kreaturen, die die Grundlage für viele Sagen, Märchen und Legenden sind, sei es nun als sprechender Dachs oder gar als böser Wolf. Seine Ahnen waren dazu bestimmt, die „Wesen“ aufzuhalten, die sich nicht an die Regeln halten, die Menschen schaden, quälen und sogar töten, um ihre eigenen dunklen Gelüste auszuleben. Dies hat er aber erst spät von seiner Großmutter erfahren. Doch nun wird er in Portland, der Stadt, in der er als Detective bei der Polizei arbeitet, von seiner Vergangenheit eingeholt. Gemeinsam mit dem Blutbader Monroe, seinem Kollegen Hank und anderen, muss er sich immer wieder mit den unterschiedlichsten „Wesen“ herumschlagen, von denen ihm die meisten übel gesonnen sind.

Als eines Tages eine verbrannte Leiche gefunden wird, ist auf den ersten Blick für Polizeichef Renard klar, dass er nur einen bestimmten Polizisten auf diesen Fall ansetzen kann, hat die Leiche doch Klauen. So setzt er Nick und Hank auf die Sache an, die schneller als ihnen lieb ist, herausfinden, dass eine neue Geheimgesellschaft, „Der eisige Hauch“ genannt, magische Wesen in der Region dazu zwingt, sich ihren illegalen Drogengeschäften anzuschließen. Wer sich trotz der charismatischen Aura des Anführers und seiner Überredungskunst immer noch weigert wird ermordet.

Nick kommt dem Mann und seinem Geheimnis schon bald nahe, nicht ahnend, dass er damit in tödliche Gefahr gerät, flammt doch eine alte Fehde wieder auf, die vor gut zweihundert Jahren zwischen ihren Ahnen einen blutigen Anfang nahm.

Serien, die in erster Linie abgeschlossene Fälle erzählen, aber auch locker durch eine Hintergrundgeschichte verbunden sind, eignen sich sehr gut, um auch eigenständige Geschichten in Buchform zu erzählen.

John Shirley nutzt den Grimm-Mythos, um eine eigene Gefahr zu erfinden und mit den aktuellen Gruppierungen zu verbinden. Aus diesem Grund spielt die Geschichte nicht nur im Portland der Jetztzeit, man erfährt auch in langen Rückblenden, wie die Blutfehde ihren Anfang nahm und sich über die Jahrzehnte fortsetzte. Nach und nach wird dem Helden klar, dass er tiefer in die ganze Sache verstrickt ist, als er zunächst dachte, weil ausgerechnet ein Vermächtnis, das seine Familie bewachen sollte, wieder einmal in die falschen Hände geraten ist. Nun gilt es nicht nur den „Eisigen Hauch“ aufzuhalten, sondern auch magische Münzen in die Hand zu bekommen.

Das wird in der „Grimm“-typischen Weise erzählt, die neben der eigentlichen Handlung auch noch dem üblichen Geplänkel zwischen den Figuren Raum gibt. Sowohl Nick als auch Monroe haben ein Privatleben, das mit in die ganze Sache hineinspielt und sie komplizieren könnte, und Polizeichef Renard hat ganz eigene Interessen, die unter Umständen an denen des Grimms vorbeilaufen könnten.

Das ist flüssig geschrieben, hat aber so seine Längen. Trotz aller Details bleiben die Figuren seltsam fern, man nimmt nicht wirklich Anteil an ihrem Schicksal, weil sie weder eine Entwicklung durchmachen noch wirklich Profil entwickeln. Auch als Einstieg in die Serie bietet sich der Roman nicht an, spielt er doch bereits in der zweiten Staffel und setzt vieles als bekannt voraus.

Alles in allem ist „Der eisige Hauch“ ein solider Roman zur Fernsehserie „Grimm“, der routiniert seine Handlung abspult aber nicht wirklich im Gedächtnis bleibt, da weder Abenteuer noch Figuren den Leser in irgendeiner Form fesseln können.