Gruselkabinett 82: Der Zombie, Henry S. Whitehead (Hörspiel)

Henry S. Whitehead & Mark Gruppe (Script)
Der Zombie
Gruselkabinett 82
Sprecher: Gerd Holtenau, Mogens van Gadow, Peter Lontzek, Fabian Oscar Wien u.a.
Titania Medien, 2013, 1 CD, ca. 79 Minuten, ca. 8,99 EUR, ISBN 978-3-7857-4907-4

Von Christel Scheja

Henry S. Whitehead (1882-1932) war Erzdiakon der Episkopalkirche, verfasste aber auch zahlreiche Fantasy- und Horrorgeschichten, die ab 1925 in diversen Magazinen erschienen. Das Hintergrundmaterial hatte er zuvor über viele Jahre gesammelt. Er war ein zudem ein guter (Brief-)Freund von Howard P. Lovecraft. Für das Hörspiel umgesetzt wurden gleich zwei seiner Erzählungen, nämlich „Jumbee“ und „Cassius“.

Mr. Granville Lee, ein wohlsituierter Gentleman aus Virginia, hat es an der Lunge und muss deshalb seinen Lebensabend im milden Klima der Kleinen Antillen verbringen. So baut er sich um 1930 herum ein Altersdomizil auf der Insel St. Thomas auf und gewinnt Freunde unter den anderen Männern, die sich dort für ihren Lebensabend niedergelassen haben und in den Tag hinein leben.

Gerne tauscht er mit Jaffray DeSilva Geschichten aus. Der erzählt ihm von den seltsamen Geistererscheinungen und Wesen, die den Tod eines Freundes begleitet haben, weil er sich durch ein Versprechen an die Welt der Lebenden gekettet hat, das erst eingelöst werden muss. Aber auch Lee hat einiges zu berichten, erzählt ihm von seinem neuen Bediensteten Brutus Hellmann, der eine kleine Operation auskurieren muss, dabei aber urplötzlich von etwas angegriffen wird, dessen Biss ihn viel Blut verlieren lässt. Doch was ist es für ein Wesen, das den farbigen Diener immer wieder attackiert? Ist es überhaupt ein Tier? Schon bald müssen sich die Gentlemen einer schrecklichen und unheimlichen Wahrheit stellen, die es in sich hat.

Unter Zombies stellt man sich vermutlich etwas anderes vor als die Wesen, die der Autor hier präsentiert. Zwar tauchen auch hier Verstorbene auf, die keine Ruhe finden können und noch immer stofflich sind, aber die Magie der Karibik äußert sich auch in ganz anderen Formen – Lykanthropie ebenso wie das, was Brutus Hellmann heimsucht. Man merkt dabei sehr deutlich, dass sich Whitehead von Lovecraft hat beeinflussen lassen; die dunklen Geschöpfe, die er hier auftauchen lässt, sind zwar auf der einen Seite an klassische Mythen angelehnt, zeigen aber auch sehr interessante Abweichungen, die ein wenig an die Werke des Cthulhu-Mythos' erinnern.

Die Geschichte selbst kommt mit wenigen Action-Szenen aus, tatsächlich dominieren die Gespräche und Erkundungen, die ab und zu mit kleinen Schockeffekten aufwarten. Alles in allem ist die Handlung jedoch erstaunlich behäbig. Das Ende ist zudem überraschend schlicht gestrickt und vielleicht nicht für jeden Hörer befriedigend.

Alles in allem wird die Handlung wieder einmal von dem Sprechern getragen. Gerade Gernt Holtenau gibt seinem Gentleman aus Virginia die richtige Würde, das Selbstbewusstsein eines Kolonialherrn und aufgeklärten Menschen der Gegenwart, der das Übernatürliche immer wieder zu erklären versucht. Musik und Soundeffekte unterstützen die Sprecher und erwecken die passende karibische Atmosphäre zum Leben.

„Der Zombie“ hält nicht ganz was der Titel verspricht, denn es geht hier weniger um die klassischen Wesen des Voodoo-Kultes als vielmehr um ganz andere mythische Geschöpfe der Region, die aber nicht minder gruselig sind. Durch die etwas langsam verlaufende Entwicklung kommt auch nicht so viel Spannung auf, so dass das Hörspiel eher zu den durchschnittlichen Titeln der Reihe gehört.