Nate Southard: Eine Nacht in der Hölle & Wrath James White: Sein Schmerz (Buch)

Nate Southard
Eine Nacht in der Hölle
(Just Like Hell)
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Jutta Swietlinski
Titelillustration von Danielle Tunstall
und
Wrath James White
Sein Schmerz
(His Pain)
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Doris Hummel
Titelillustration von Ben Baldwin
Festa, 2013, Taschenbuch, 210 Seiten, 12,80 EUR (auch einzelnals eBook erhältlich)

Von Carsten Kuhr

Vor zwei Wochen noch waren die vier Jungs Kumpel. Zusammen aufgewachsen hatten sie ihre Ferien miteinander verbracht, das örtliche High-School-Football-Team zur Staatsmeisterschaft geführt – doch dann entdeckten drei von ihnen, dass Dillon eine schwule Schwuchtel ist, der man eine Lektion erteilen musste. So jemand, ein Schwanzlutscher, konnte doch unmöglich gleich vier Stipendien von Renommier-Unis bekommen und man selbst versauerte im Nirgendwo! Dass ihr Anführer dann die Beherrschung verliert, den Liebhaber ihres Ex-Kumpels nicht nur brutal vergewaltigt sondern auch noch gleich erschlägt, war so nicht geplant. Dass Dillon sich von seinen Fesseln befreien kann und einen auf Rache macht, auch nicht…

Seit seiner Geburt kennt Jason nur ein Gefühl: Schmerzen. In seinem Gehirn sind Nerven falsch verkabelt, so dass ihm wirklich alles weh tut. Nach siebzehn Jahren des Leidens stößt seine Mutter auf einen Yogi, der Schmerzen nicht bekämpft, sondern versucht, seinen Patienten die Schmerzen akzeptieren zu lassen. Doch dann geht der Heilversuch schief, als Jason einer Nutte, die ihm die schönen Seiten des Schmerzes zeigen sol,l das Gesicht wegfrisst und Lust im Schmerz findet…

Vor Jahrzehnten machten sie in den USA Furore – ACE Doubles, Taschenbücher, die ihren Lesern gleich zwei Geschichten, spiegelverkehrt zueinander gedruckt anboten. Nun greift Frank Festa diese Idee für seine Extrem-Reihe auf und offeriert seinem Leser zwei Texte mit Novellen.

Wie wir dies von der Extrem-Reihe kennen erwartet den Käufer natürlich wieder ein Leseerlebnis der besonderen Art.

Southard beschäftigt sich mit dem gerade im reaktionären Süden der USA weit verbreiteten Schwulenhass. Die Darstellung der Vergewaltigung des Opfers bleibt dabei, obzwar deutlich beschrieben, hinter den vergleichbaren Schilderungen anderer Extrem-Romane zurück. Während andere Autoren ihre Leser nur schocken wollen, versucht Southard eine Geschichte zu erzählen. Dass diese, ebenso wie die auftretenden Personen, bekannt sind und vorhersehbar abläuft, nimmt dem Plot nichts von dessen Kraft. Es ist eine etwas andere Rache-Geschichte, in der der Protagonist als positive Gestalt gegen den fiesen Antagonisten vorgeht; Ergebnis bekannt.

White geht einen anderen, interessanteren Weg. Zunächst beschreibt er uns einen jungen Menschen und dessen Familie, die vom Schicksal mit einer Existenz bedrohenden Krankheit geschlagen sind. Erst über die scheinbare Heilung kommt es dann zur Eskalation der Gewalt, die ebenso unappetitlich wie brutal geschildert wird. Hier geht der Autor an die Grenzen des Vorstellbaren, wobei die Taten sich durch die Vorgeschichten erklären lassen und der Leser zwischen Abscheu und Mitleid pendelt. Was verleitet einen Menschen dazu, seine Artgenossen brutal hinzumetzeln? White versucht sich an einer in sich logischen Erklärung, die den Leser fordert und an seine Grenzen führt.