100% DC 20: Wonder Woman – Die dunkle Seite des Paradieses (Comic)

100 % DC 20: Wonder Woman – Die dunkle Seite des Paradieses (Comic)', 'Gail Simone
100 % DC 20
Wonder Woman
Die dunkle Seite des Paradieses
(Wonder Woman 14–19: The Circle 1–4 Expatriate 1 2, 2008)
Aus dem Amerikanischen von Steve Kups
Titelillustration von Terry & Rachel Dodson
Zeichnungen von Terry & Rachel Dodson, Bernard Chang, Ron Randall u. a.
Panini, 2009, Paberback mit Klappenbroschur, 148 Seiten, 16,95 EUR

Von Irene Salzmann

Wonder Woman kämpft gegen eine Horde intelligenter Gorillas und besiegt sie durch Güte und Verständnis. Sie erfährt von ihren neuen Freunden, dass Grodd sie manipulierte und noch viel weitreichendere Pläne verfolgt, die für Themyscira, die Insel der Amazonen, eine große Gefahr bedeuten. Eine Begegnung mit Captain Nazi bestätigt die Information.
Obwohl sie und fast alle Amazonen von der Insel verbannt wurden, sucht Wonder Woman nach einem Weg, in ihre Heimat zu gelangen, um ihre Mutter, Königin Hippolyta und deren Reich zu beschützen. Jedoch will keiner der mächtigen Götter einen Streit mit Athene riskieren und verweigert darum Wonder Woman jegliche Hilfe. Erst Kane Miohai, der Gott des weiten Himmels, erhört ihre Bitte und lässt sie seine Farben tragen.

Tatsächlich schafft es Wonder Woman, ihr Ziel zu erreichen, aber sie kommt zu spät. Der Feind ist bereits gelandet und Hippolyta schwer verletzt. Doch der eigentliche und viel gefährlichere Gegner sind vier Frauen, die Wonder Woman für die Ursache der göttlichen Strafe halten und sie töten wollen.
Kaum ist diese Krise abgewendet, gibt es ein neues Problem: Kriegerische Aliens fordern Wonder Woman heraus, nur um sie anschließend um Hilfe gegen ein anderes Volk zu bitten. Ausgerechnet dort trifft sie auf einen Green Lantern, der sie attackiert und die Bittsteller als die wahren Mörder bezeichnet. Nun ist guter Rat teuer, denn der Kraftring ist die mächtigste Waffe des Universums …

»100 % DC« 20 offeriert nun den zweiten »Wonder Woman«-Band, und wer das Gefühl hat, hier fehlt etwas seit »Wer ist Wonder Woman?«, der täuscht sich nicht, denn die Kapitel 7 – 13 wurden ausgelassen. Ob sie im Rahmen eines Crossovers oder einer anderen Reihe von Panini publiziert wurden, ist nicht bekannt. Man merkt es weniger an der Handlung selbst, die diesmal sehr actionlastig ist und persönliche Konflikte nahezu ausblendet, sondern vor allem am Stand der Beziehung zwischen Agent Diana Prince (Wonder Woman) und ihrem Kollegen, um den sie plötzlich in der Tradition ihrer Heimat wirbt. Auch wann sich die beiden näher gekommen sind, geht aus diesen Episoden nicht hervor.
Davon einmal abgesehen erfreut das Paperback mit zwei relativ in sich abgeschlossenen Geschichten. In der einen geht es um Wonder Womans Herkunft, doch wird nicht verraten, wie die Amazonen ihre Population stabil halten, wenn es keine Männer und keine Geburten gibt bzw. Wonder Woman durch Magie geboren wurde und es sich um ein einmaliges Phänomen handelt. Die Geschehnisse fügen dem Geburtsmythos einige neue Facetten hinzu und definieren Wonder Womans Status und ihre Beziehungen zu den anderen Amazonen neu. Die zweite Story führt die Titelheldin auf eine andere Welt. Es geht um Recht und Unrecht, Ehre und Niederlage – was jeder anders auslegt – und ums Verstehen und Verzeihen.
Auch wenn mit Gail Simone eine versierte Autorin (»The Simpsons«, »Deadpool«, »Gen13« etc.) für die Serie gewonnen werden konnte, will der Funke nicht so recht überspringen. Wonder Woman, die menschlich sein und sich anpassen möchte, wirkt zu überlegen und makellos. Das wird auch durch die Illustrationen von Terry Dodson (»Mantra«, »Harley Quinn«, »Uncanny X-Men« usw.) unterstrichen, die ansprechend, realistisch-idealistisch sind, hier aber fast schon steril wirken. Die Handlung will geheimnisvoll und spannend sein, ist für ein lese-erfahrenes Publikum jedoch vorhersehbar.

Ist man eingefleischter Sammler, wird man sich den Comic natürlich nicht entgehen lassen und den fehlenden Episoden nachtrauern (sofern sie nicht in einem anderen Format erschienen sind). Als Gelegenheitsleser, der eine unterhaltsame und nett gezeichnete Lektüre für die Bahnfahrt sucht, dürfte man mit dem abgeschlossenen Band recht zufrieden sein. Erwartet man mehr als ein einfaches Abenteuer und ist man vielleicht auch auf der Suche nach der einen oder anderen Serie, die man langfristig sammeln möchte, dann sollte man ein wenig in dem Titel blättern, um sicherzustellen, ob Inhalt und Zeichnungen gefallen.