Bentley Little: Haunted (Buch)

Bentley Little
Haunted
(The Haunted)
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Verena Hacker
Titelillustration von Michael Schubert
Voodoo Press, 2013, Taschenbuch, 398 Seiten, 12,95 EUR, ISBN 978-3-902802-55-2 (auch als eBook erhältlich)

Von Carsten Kuhr

Schon vor einiger Zeit hat sich die Familie Perry (Julien und Claire sowie ihre beiden Kinder) ihren Wunschtraum erfüllt. Aus Kalifornien siedelten sie um nach Jardine, New Mexiko, der Heimat von Claire. Während Julien seinen Job als Webdesigner von zu Hause aus erledigen kann, wollte Claire als selbständige Rechtsanwältin und Mutter ihre Erfüllung finden. Als das erste Haus zu klein wurde, ihr beiden Kinder jeder sein eigenes Reich einforderten, suchten und fanden sie das perfekte Familienidyll.

Ein Traum von einem zweistöckigen Haus mit großem Garten und viel Platz für alle vier neuen Bewohner. Doch wehe, wenn etwas zu gut scheint um wahr zu sein, dann folgt, man kennt das ja, der Klumpfuß hinterher.

Es beginnt damit, dass alle bezüglich des kleinen Kellers ein ungutes Gefühl hegen. Kurz darauf erhält Megan auf ihr iPhone SMS-Nachrichten von einem Unbekannten, der ihr schreibt, dass er sie sieht und ihr eine „Gute N8“ wünscht. Als ein Freund James' übernachtet, will dieser mitten in der Nacht nach einem Alptraum nur mehr nach Hause. Der Horror-Fan ahnt, nein weiß, was sich die Familie erst viel zu spät eingestehen will: Es spukt im Hause Perry, und es ist beileibe kein freundlicher Geist, der das Anwesen und seine Bewohner heimsucht...

Bücher über Spukhäuser gibt es, seit es Horror-Literatur gibt. Man darf vermuten, dass sogar unsere entfernten Vorfahren vor ihren Höhlen im sicheren Schein des Lagerfeuers Geschichten über unheimliche Wesen im Dunkel der Kavernen ausgetauscht haben. Eigentlich ist hier alles schon einmal erzählt, das Thema ausgelutscht.

Bentley Little aber legt einen Roman vor, der zwar die altbekannten Themen aufgreift, diese aber in ein neues und sehr stimmiges Umfeld setzt und uns mit einem Plot verwöhnt – ja ängstigt –, der es in sich hat. Fast behutsam beginnt das Unheimliche uns in seine Klauen zu locken, rätseln wir mit den Figuren, wer denn nun den Wäschekorb in die Küche gestellt, wer die Stereoanlage im Arbeitszimmer aufgedreht hat.

Dabei präsentiert sich das Buch ganz anders, als die früheren Werke Littles, die zumeist bei Bastei Lübbe erschienen. Auch vorliegend lässt er es langsam angehen, bleibt aber wesentlich dezenter und stellt das ständig wachsende Grauen, das den unbegreiflichen Geschehnissen entspringt, in den Mittelpunkt seiner Handlung. Erst nach und nach wird deutlich, wie es zu der Heimsuchung kam, was wirklich hinter den Vorkommnissen steckt. Das bietet dem Leser unheimlich dichte Stimmungsbeschreibungen und ein Gruseln, das immer mehr zunimmt, bis man es fast nicht mehr aushält. Als solches liegt ein Buch vor, das sich von den bisherigen Publikationen des Autors unterscheidet, das die Haunted-House-Geschichte mit neuem Blut füllt und den Leser das Fürchten lehrt; was kann man über einen Horror-Roman Besseres sagen.