Brian Keene: Eine Versammlung von Krähen (Buch)

Brian Keene
Eine Versammlung von Krähen
(A Gathering of Crows)
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Michael Krug
Festa, 2013, Taschenbuch, 346 Seiten, 13,95 EUR, ISBN 978-3-86552-206-1 (auch als eBook erhältlich)

Von Carsten Kuhr

Der kleine Ort Brinkley Springs hat seine besten Zeiten lange hinter sich; wer kann, zieht hier weg. Zurück bleiben die Alten, die alleinerziehenden Mütter und die Loser, die von der staatlichen Stütze leben. Die meisten der Häuser stehen leer, ganze Straßenzüge werden von den Schildern „For Sale“ begrenzt. Arbeitsplätze, Hoffnung auf eine wie auch immer geartete Zukunft, sucht man hier vergebens.

Eines Abends sammeln sich fünf Krähen vor der Stadt, die aber weit mehr sind, als Vögel. Nach einem langen Schlaf wurden sie von Meeble, einem uralten Wesen dem sie dienen, geweckt, um einmal wieder Furcht und Unheil zu verbreiten. In ihren humanoiden Körpern schreiten sie die Straßen ab, schlachten dabei die Bewohner der Ortes, gleich ob Baby oder Greis gnadenlos ab, und saugen die Seele der Opfer in sich ein.

Alles scheint wie immer zu sein, wenn die fünf ihr grausames Spiel spielen – doch dann treffen sie auf einen Diener Gottes, der sich dank schamanischer Kenntnisse zu Wehr zu setzen weiß. Ein gnadenloser Kampf entbrennt, bei dem der auf einem Pferdewagen reisende Streiter Gottes unerwartet Unterstützung erhält.

Brian Keene wird von Fans wie Kritikern oft und gerne mit Stephen King verglichen. Ähnlich wie dieser, dabei aber vom Umfang her wesentlich kürzer, erzählt er uns einmal mehr von einer kleinen Stadt, die scheinbar vom Glück verlassen wurde. Tristesse und Hoffnungslosigkeit machen sich breit, in deren Gefolge nehmen Arbeitslosigkeit, Alkoholismus und Depressionen zu. Das Bild, das Keene hier zeichnet, ist bekannt, nichtsdestotrotz aber rühren uns die in kleinen Geschichten vorgetragenen Schicksale den Leser.

Als das Böse dann zuschlägt, nimmt es keinerlei Rücksicht. Unschuldige Kinder werden ebenso mitleidlos getötet wie kranke Alte, Familien ebenso wie Singles. Dabei schildert uns der Autor das Geschehen relativ nüchtern, erwarten uns einmal keine blutspritzenden Wunden. Stattdessen erzeugt Keene gerade mit der fast unterkühlt zu nennenden Schilderung der Morde ein ganz eigenes Grauen. Natürlich schließt sich daran dann der Kampf der wenigen Überlebenden gegen die Angreifer an, doch auch hier geht der Autor ungewohnte Pfade. Die Figuren werden durchaus sympathisch gezeichnet, lassen aber oft ein wenig Tiefe vermissen. Natürlich darf, dem US-Patriotismus folgend, ein wackerer Irak-Heimkehrer nicht fehlen, daneben wird aber auch ein Senior, dessen Frau an Krebs gestorben ist, näher und ausführlicher porträtiert.

Das Tempo ist hoch, die mitreißenden Szenen rasen regelrecht in das Finale, so dass der Leser befriedigt das auch stilistisch sehr angenehm zu lesende Buch befriedigt zuschlägt.