Töchter der Himmel 1: Unschuld (Comic)

Töchter der Himmel 1
Unschuld
Story: Daniel Kaufmann
Zeichnungen: Nadine Wewer
Fireangels, 2011, Taschenbuch, 150 Seiten, 9,95 EUR, ISBN 978-3-939309-20-6

Von Irene Salzmann

In Albion verehren die Menschen seit jeher die Göttin, doch wird die Religion seit geraumer Zeit von dem neuen Glaube an das Pantheon der Vier verdrängt. Wer nicht deren Tempel besucht und der Göttin abschwört, wird von den Priestern verfolgt – wie die Bauerntochter Cecilia.Als die junge Frau auf dem Scheiterhaufen sterben soll, erscheint wie durch ein Wunder ein Ritter des Pantheons, der sie rettet. Nanka ist davon überzeugt, dass die Priester das Volk beschützen und nicht einschüchtern oder gar über es richten sollen. Da Cecilia keinen Ort hat, an den sie gehen kann, schließt sie sich ihm an.

Als Nanka während eines Duells schwer verletzt wird, deckt Cecilia ein Geheimnis auf, dass, wenn andere davon erfahren würden, den Ritter in große Gefahr brächte. Ihr Vertrauen in ihn wird erschüttert, als sie Zeugin wird, wie Nanka zusammen mit anderen Ordensrittern schwört, die Anhänger der Göttin zu verfolgen und sämtliche Hexen und Zauberer zu töten…

Daniel Kaufmann und Nadine Wewer (Beiträge im „Girls Love.Kalender 2012“ und „Lemon Law“ 3) entführen ihre Leser in das mittelalterlich anmutende Albion, für das zweifellos England etwa zurzeit des sagenhaften Königs Artus Pate stand. Im frühen Mittelalter zwangsmissionierte das Christentum die Bevölkerung und verdrängte die keltischen Gottheiten. Weitere Anleihen holten sich die Künstler außerdem aus dem Zeitalter der Inquisition.

Da das Genre einige Entwicklungen vorwegnimmt, bedeutet Nankas Geheimnis für den Leser keine große Überraschung. Diese Entdeckung hat auf die Beziehung der beiden Hauptfiguren zunächst noch keine Auswirkungen, so dass Girls Love bloß ansatzweise zu erahnen ist. Dieser Aspekt spielt im ersten Band von „Töchter der Himmel“ keine Rolle. Stattdessen wird das Setting vorgestellt und geschildert, wie sich Nanka und Cecilia kennenlernen, zu Gefährten werden und…
…dann kommt die große, böse Überraschung, die vermutlich das Ende dieser Freundschaft bedeutet. Mit einem gemeinen Cliffhanger endet die Geschichte. Wann es weitergeht, wird leider nicht auf der gemeinsamen Homepage von Daniel Kaufmann und Nadine Wewer verraten, was befürchten lässt, dass die Fortsetzung vielleicht nie realisiert wird. Schade, denn die Geschichte liest sich sehr gefällig, schlüssig und rund, auch wenn sie sich bekannter Versatzstücke der Genres bedient.

Hinzu kommen ausgesprochen schöne, zarte Bleistiftzeichnungen mit vielen Grau-Nuancen, bei denen man die Tusche nicht vermisst (wie beispielsweise auch nicht bei den Comics von Jay Anacleto: „Aria“, „Athena Inc.“ etc.). Der Stil und der Background erinnern ein wenig an den von „Spice & Wolf“, die Manga-Serie von Isuna Hasekura, illustrierte von Ju Ayakura. Auch das Titelmotiv und die Farbseite vermögen zu überzeugen.

„Töchter der Himmel“ ist einer der schönsten Mangas des Fireangels Verlags, denn Story und Zeichnungen bilden eine gelungene Einheit. Den Band darf man uneingeschränkt allen Fantasy-Lesern und natürlich auch den Fans von softer Girls Love empfehlen.