Star Trek/Legion of Super-Heroes (Comic)

Chris Roberson
Star Trek/Legion of Super-Heroes
(Star Trek/Legion of Super-Heroes 1-6, 2012)
Aus dem Amerikanischen von Christian Heiss
Titelillustration von Phil Jimenez, Romulo Fajardo Jr.
Zeichnungen von Jeffrey Moy, Philip Moy, Romulo Fajardo Jr.
Panini, 2013, Paperback, 164 Seiten, 16,95 EUR, ISBN 978-3-86201-634-1 (auch als Hardcover erhältlich, 29,00 EUR)

Von Frank Drehmel

Im amerikanischen Comic sind Crossover mittlerweile ein alltägliches Storykonzept, wobei die Regel gemeinsame Auftritte von Figuren des eigenen Verlages aus unterschiedlichen Reihen sind, gefolgt von den Team-ups von Helden unterschiedlicher Verlage, Auftritten realer Personen und dem Vermischen von Comic-Fiction mit fiktionalen Charakteren anderer Medien.

Zu letzteren gehört die Figuren des „Star Trek“-Franchises, die seit der ersten TV-Show im Jahre 1966 zu Ikonen der Popkultur avancierten und dementsprechend auch schon Beachtung im Comic fanden, sei es als eigenständige Serien, sei es im Rahmen von Gastauftritten bei Marvels X-Men.

Der Dramaturgie dieser Crossover-Geschichten ist dabei so stereotyp – erste Begegnung, Missverständnis, Kampf gegeneinander, Frieden, gemeinsames Vorgehen gegen einen übermächtigen Gegner (Ausnahmen bestätigen die Regel) –, wie die Storys in der Regel Fans beider Lager enttäuschen. Um es vorwegzunehmen: das immerhin bleibt den Lesern dieses Tradepaperbacks erspart.

Während sich die „Enterprise“ auf den Rückweg zu Erde befindet, da Captain Kirk dort eine Rede anlässlich der Akademie-Abschlussfeier halten soll, reisen in einem anderen Universum Mitglieder der Legion of Super-Heroes nach einem bestandenen Abenteuer in einer Zeitblase durch den Limbo zurück in ihre Zeit und ihre Welt, als eine unbekannte Kraft ihr Gefährt zur Notlandung auf einer ihnen unbekannten Erde zwingt. Dieselbe Kraft sorgt dafür, dass das Offiziers-Corps der „Enterprise“ ebenfalls nicht sein Wunschziel erreicht, sondern auf den gleichen Planeten wie die Legion verschlagen wird, nur an einem anderen Ort.

Aufgrund der Gegebenheiten – ein Diktator namens Vandar steht an der Spitze des Reiches der Imperialen Planeten, das von der Erde aus regiert, mit eiserner Faust, mit gnadenloser Brutalität die Eroberung selbst friedlicher Welten betreibt – vermuten die gestrandeten Sternenflottenmitglieder zunächst, im ihnen bekannten Spiegeluniversum gestrandet zu sein. Nach einem kurzen Scharmützel mit den Truppen des Tyrannen gelingt Kirk & Co. in einem gestohlenen Fluggerät die Flucht in eine abgelegene Region, wo sie jedoch von der von weit her herbeigeeilten Legion aufgespürt werden, da Braniac, Cosmic Boy und die andere Helden die Crew als Zeitanomalie geortet haben.

Auch wenn das erste Zusammentreffen feindlich verläuft, rauft man sich gezwungenermaßen schnell zusammen, da das Schicksal ihrer eigenen Universen auf dem Spielt steht, welche durch die alternative Realität vollkommen ausgelöscht zu werden drohen. Doch mit Vandar, der auch in ihren Heimatwelten unter verschiedenen Namen seine Spuren hinterlassen hat, steht ihnen ein Gegner gegenüber, für den Sternflotten-Knowhow und Super-Kräfte möglicherweise nicht ausreichen.

Als jemand, der tief in die meisten Crossover-Abgründe getaucht ist und so ziemlich alles ertragen hat, was geldgeile Comic-Konzerne ihre Auftragsautoren verbrechen ließen, hatte ich Schlimmeres befürchtet. Zwar folgt die Story im Großen und Ganzen in Dramaturgie und Plot altbekannten, unoriginellen Crossover-Schemata, zwar passen „Star Trek“-Fiction mit ihrer wissenschaftlich-realen Basis und gleichsam „magisch-überirdische“ Superkräfte nicht wirklich zusammen, aber die Dialoge sind gefällig leicht, zum Teil sogar humorvoll, und die Interaktion der Protagonisten kommen vergleichsweise charmant und angenehm zurückhaltend daher; d.h. das in solchen Storys sonst obligatorische Wiegen und Vermessen der Gemächte fällt äußerst kurz aus, wobei die Starfleet-Protagonisten unterm Strich die größeren haben … die größeren Wiedererkennungswerte, da sie relativ nahe an den ikonografischen Vorbildern konzipiert sind, angefangen bei Kirks „Rumgebaggere“ bis hin zu Spocks vulkanischem Nervengriff.

Das Mainstream-Artwork ist in der Hinsicht interessant, dass die beiden Gruppen beziehungsweise ihre Handlungsstränge an mehreren Stellen gleichsam wie in einem Splitscreen gegenübergestellt werden beziehungsweise eine Situation aus zwei Perspektiven dargestellt wird. Darüberhinaus ist … nunja … vor allem bunt und dynamisch. Die Charaktere wirken in Proportionen und Physiognomie oftmals deutlich zu kindlich und die tatsächliche Ähnlichkeit der „Star Trek“-Figuren mit ihren realen Vorbildern geht fast immer gegen Null; der Wiedererkennungswert resultiert aus dem ikonografischen Moment, denn würde man einer grünen Tomate spitze Ohren ankleben und sie in eine blaues Hemdchen stecken würde ein Trekkie in ihr auch Spock sehen.

Fazit: Ein nette, kleine Geschichte ohne großen Tiefgang, die zumindest keines der Fandoms vor den Kopf stößt und in Teilen charmant daherkommt. Muss man nicht gelesen haben, ist aber auch keine Fehlinvestition.