Das Grab Alexanders des Großen (Comic)

Isabelle Detahn
Das Grab Alexanders des Großen
(Le Tombeau d’Alexandre, volumes 1-3, 2008-2012)
Titelillustration und Zeichnungen von Julien Maffre
Aus dem Französischen von Marcel Le Comte
Ehapa, 2013, Hardcover, 144 Seiten, 30,00 EUR, ISBN 978-3-7704-3683-5

Von Irene Salzmann

Ägypten, Mitte des 19. Jahrhunderts: Französische, britische und einheimische Archäologen/Grabräuber liefern sich ein erbittertes Kopf-an-Kopf-Rennen um die Schätze in den unterirdischen Katakomben. Seit das Gerücht die Runde macht, dass sich das Grab von Alexander dem Großen in Alexandria befindet, kennen einige von ihnen kein Halten mehr und beginnen, ihre Rivalen auszuschalten.

Auch innerhalb der Gruppen wächst das Misstrauen, da nicht jeder sein Wissen offen legt oder auf andere Weise Anlass gibt, dass man ihn mit Argwohn behandelt. Trotz aller Widrigkeiten lassen sich die Franzosen nicht entmutigen und suchen weiter nach entscheidenden Hinweisen, die ihnen von den Briten immer wieder abgejagt werden. Dennoch sind sie als Erste am Ziel, aber, so unter Druck gesetzt, legen die Briten Dynamit, um die Schätze schneller bergen zu können, auch auf die Gefahr hin, andere bedeutende Kunstwerke zu zerstören und Alexanders Grab für alle Zeiten zu verlieren. Die menschlichen Opfer interessieren überhaupt nicht. Als die Katastrophe über alle hereinbricht, zeigt sich, wer auf welcher Seite steht, wer Freund und Feind ist.

Diese grundlegende Handlung steckt voller realer Details, die die Begebenheiten in Ägypten um 1850 beschreiben, die morbide Begeisterung der europäischen High-Society für Mumien auf die Schippe nehmen und natürlich auch auf die fiktiven Hauptfiguren eingehen.

Es gibt drei Fraktionen: Die Franzosen sind quasi die Guten, da sie die Schätze bergen und für die Nachwelt erhalten wollen, hoffend, dass für sie der Ruhm bleibt. Die Briten sind profitgierig und skrupellos und planen, die Funde an die Meistbietenden zu verhökern. Die Einheimischen verlangen, dass das, was Ägypten gehört, auch im Land bleibt. Das führt unweigerlich zu Konflikten, wobei die Ägypter den Vorteil haben, sich als Arbeiter verdingen und die anderen beiden Gruppen ausspionieren zu können. Sie werden dann auch zum Zünglein an der Waage, als die Auseinandersetzung zwischen den Franzosen und Briten eskaliert.

Autorin und Zeichner entwerfen ein überzeugendes, atmosphärisch dichtes Bild jener Ära, besiedeln die Kulisse mit glaubwürdigen Charakteren, die ihre Rollen erfüllen, und erfreuen durch detailreiche Bilder in erdigen Tönen, die zum längeren Betrachten einladen.

Interessiert man sich für das Thema und schätzt abenteuerliche Comics, dann sollte man sich „Das Grab Alexanders des Großen“ nicht entgehen lassen, denn die realistische Story ist packend, die Protagonisten sind sympathisch, die Zeichnungen stimmungsvoll. Ein wirklich großartiges Comic-Album!