Star Trek: Spiegelbilder (Comic)

Star Trek
Spiegelbilder
(Star Trek: Mirror Images)
Text: Scott & David Tipton
Zeichnungen: David Messina & Sara Pichelli
Farben: Ilara Traversi & Giovanna Niro
Übersetzung: Christian Langhagen
Lettering: Rowan Rüster
Cross Cult, Paperback, 128 Seiten, 14,80 EUR, ISBN 978-3-941248-42-7 (auch als Hardcover erschienen, 19,80 EUR, ISBN 978-3-941248-43-4)

Von Christel Scheja

Nachdem das Franchise um das »Star Trek«-Universum etwas eingeschlafen war und nur noch die Fans das Banner hochhielten, hat der elfte Film für eine überraschende Wiederbelebung gesorgt. Auch wenn die Neugestaltung die Geschichte von Captain Kirk und seiner Crew umgeschrieben hat, so sind die alten Serien und Geschichten doch nicht vergessen, sondern nur Teil einer anderen Realität, etwas, mit dem bereits die klassische Serie in den 1960er Jahren gespielt hat.

Zu den heute noch beliebten Folgen gehört »Mirror, Mirror« oder »Ein Spiegeluniversum«, in dem die Geschichte ein wenig anders verlaufen ist und die Menschen statt der Föderation der Planeten ein Imperium anführen, das andere Welten nicht mit Frieden und Verständnis sondern purer Gewalt anzuwerben versucht. Auch in der Flotte dieses Imperiums kommt man nur weiter, wenn man skrupellos genug ist, seinen eigenen Vorgesetzten auszuschalten und sich an dessen Stelle zu setzen.

»Spiegelbilder« erzählt nun, auf welche Weise der noch blutjunge Commander James T. Kirk daran arbeitet, seinen Captain Christopher Pike auszuschalten. Er ist dabei nicht allein, denn er hat einige Verbündete gewonnen.
Das ahnt Pike selber, auch wenn er nicht genau weiß, wen er verdächtigen soll. Ein guter Kandidat ist der Arzt McCoy, der bereits mit Kirk auf einem anderen Schiff gedient hat und offensichtlich so etwas wie eine Freundschaft mit ihm pflegt. Doch das kann nicht der einzige sein.
Der Captain versucht immer wieder seinen missliebigen ersten Offizier auf Todesmissionen zu schicken oder in Misskredit zu bringen, damit er ihn töten kann, doch Kirk kommt aus jeder dieser Proben noch gestärkter hervor und scheint den Umsturz immer deutlicher voran zu treiben. Schließlich vertraut er nur noch einem, dem Vulkanier Spock, der von sich behauptet, nicht nach Macht zu streben.
Siebzig Jahre später muss sich der junge Lieutenant Jean-Luc Picard entscheiden, ob sich zum Wohle eines Imperators und Captains opfert, die beide Vulkanier und in seinen Augen schwach sind, oder seinen Vorgesetzten herausfordert und so vielleicht eher eine Chance hat zu überleben.

Geschickt spielen die Comics mit den aus »Mirror, Mirror« bekannten Versatzstücken. Autoren und Künstler achten dabei nicht nur auf das stimmige Aussehen von Hintergründen und Figuren sondern auch auf die Figuren und die Stimmung. Die Geschichte von Kirks Aufstieg zur Macht zeigt einen skrupellosen und brutalen aber nichtsdestoweniger intelligenten jungen Mann, der alles riskiert, um an die Macht zu kommen und sich doch wie sein positives Spiegelbild auch auf das Bündnis mit anderen einlässt.
Nur begründet sich das nicht auf Freundschaft und Zuneigung, sondern Angst und dem Wissen, dass man in Kirks Gefolge vielleicht selbst aufsteigen kann. Das Dilemma der Spiegelwelt ist eben das totalitäre Regime, das die Menschen dazu gezwungen hat, entsprechend zu verrohen und der Galaxis nur ihre dunklen Seiten zu zeigen.
Insgesamt ist die Geschichte zwar einfach gestrickt und schnell zu durchschauen, atmet aber trotzdem genau die richtige Atmosphäre und fängt das Setting gelungen ein, um einen spannenden Blick in das Spiegeluniversum zu werfen, dass auch in späteren »Star Trek«-Serien wie »Deep Space Nine« und »Enterprise« noch einmal aufgegriffen und entsprechend weiter gesponnen wurde.
Die Zeichnungen sind ein wenig statisch, die Figuren aber recht gut zu erkennen, so dass man nicht rätseln muss, wen man vor sich hat, auch wenn einige davon spezielle Frisuren tragen. Bei Captain Pike hat man sich an Jeffrey Hunter aus dem Pilotfilm »The Cage« gehalten. Allein Picard wirkt durch die kurzgeschorenen aber noch vorhandenen Haare etwas fremd. Seine Geschichte fällt auch inhaltlich etwas gegen die um Kirk ab, da sie sehr wenig aussagt. Aber hier wie dort wird vor allem der Fan kleine aber feine Anspielungen auf die Serienwirklichkeit erkennen.

»Spiegelbilder« ist ein Muss, wenn man als Fan gerade das Spiegeluniversum der »Star Trek« -Serie mag, da die Kirk-Episode spannend erzählt wird und genau zu dem passt, was man aus der entsprechenden Folge kennt und so die ganzen Hinweise verstehen kann, die in Texten und Bildern versteckt wurden. Aber auch der normale Leser kann ein action- und intrigenreiches Abenteuer erleben, in dem einmal nicht die Guten die Sieger sind.