Die Ducks in Deutschland (Comic)

Die Ducks in Deutschland
Idee: Peter Höpfner
Konzeption & Story: Misa, Jan Gulbransson
Zeichnungen: Jan Gulbransson
Art-Assistenz: Denise Schwarz & Laura Pazen
Ehapa, 2013, Hardcover, 128 Seiten, 12,95 EUR, ISBN 978-3-7704-3720-7

Von Frank Drehmel

Dass die Ducks eine reisefreudige Familie sind, die es auf ihren Abenteuern ein ums andere Mal in die weite Welt einschließlich Europa verschlägt – und ab und an sogar nach Deutschland –, ist genauso wenig ein Geheimnis wie die europäischen – respektive schottischen – Wurzeln des duck'schen Clans. Und dass die globetrottenden Enten ein umfangreiches Abenteuer exklusiv in Good Old Germany erleben, welches zudem auch noch von deutschen Comic-Schaffenden entwickelt und vom einzigen deutschen Duck-Zeichner internationaler Bedeutung in Bilder gebannt wurde, ist eine Novität in der Disney'schen Veröffentlichungshistorie.

Ursprünglich erschien das Abenteuer im Jahre 2012 in mehreren Teilen im „Micky Maus“-Magazin, wobei es von One-Pagern in der auflagenstärksten deutschen Tageszeitung flankiert wurde. Sowohl diese One-Pager, als auch weiteres Bonusmaterial in Form des boulevardesken und politisch gewichtigen „Enten-Kuriers“ sowie eines Interviews mit Jan Gulbransson ergänzen die Hardcover-Sammelausgabe der acht Etappen der duck'schen Deutschlandtour.

Ausgangspunkt des Abenteuers ist wie so oft – eine Wette mit Klaas Klever, bei der es um nicht weniger als den Titel „Schatzsucher des Jahrhunderts“ geht und in der zwei diametral gegensätzlich Weltanschauungen aufeinandertreffen: Während Dagobert ein Freund von Leid und Leidenschaft ist, für den zum Schatzsuchen das Ausgraben mit bloßem Bürzel gehört, ist Klaas ein Verfechter höchster Technik. Das Objekt ihrer Wettbegierde ist der seit Jahrzehnten verschwundene Schatz derer zu Tarn und Tuxis, welchen die Gräfin um beziehungsweise in irgendeine Ecke Deutschlands verbracht haben soll. Und so brechen die Kontrahenten in die Alte – teutonische – Welt auf, wobei in Berlin, der verarmten Hauptstadt, ihre Suche beginnt, die sie schnitzeljagdlike weiter nach Hamburg, ins Ruhrgebiet, nach München und Frankfurt, nach Köln, Stuttgart und Dresden führt. Dabei müssen sich die Ducks nicht nur mit den Schrullen der indigenen Bevölkerung auseinandersetzen, sondern Widersacher Klever und dessen Assistent versuchen sich im Striche durch Rechnungen machen. Zudem wartet noch die eine oder andere überraschende Begegnung auf die Schatzjäger.

So ambitioniert und löblich das Projekt erscheint, Deutschland aus der internationalen Perspektive eines deutschen Künstlers darstellen zu lassen, so unbefriedigend das Ergebnis. Zunächst ist da das Artwork Gulbranssons, das zumindest mich auch diesmal nicht mitzureißen vermag. Nicht nur, dass die Bilder seltsam leer und grobschlächtig wirken, die – euphemistisch ausgedrückt – auf mehreren Seiten innovativen Panel-Formen sind nicht einfach nur ungewohnt, sondern vermitteln einen vordergründig-bemühten, chaotischen Eindruck. Die in die Handlung eingebauten prominenten Persönlichkeiten sind zwar ein netter Ansatz, der allerdings an der faktischen Unähnlichkeit zwischen realer Person und Zeichnung scheitert. Lediglich Zetsche und Merkel sind als solches erkennbar, ersterer wegen seines markanten Bartes in Verbindung mit dem kahlen Haupt, letztere aufgrund ihres auch im realen Leben antropomorhen bassethaften Erscheinungsbildes.

Die Grafik ist aber nur ein Schwachpunkt: die Story selbst, mit der ausgelutschten, drögen Schatzsuche als Anknüpfungspunkt, ist äußerst uninspiriert, bemüht sie doch ein Klischee nach dem anderen, wobei Gulbransson als Deutscher immerhin nicht Kuckucksuhren und Lederhosen in Hamburg oder im Ruhrpott verortet. Dennoch lässt sich das Hände über dem Kopf zusammenschlagen oft nur mit Mühe vermeiden. Immerhin hat die Story auch einige Höhepunkte zu bieten, seien es die lebendig umgesetzten Dialekte, satirische Seitenhiebe auf Banker-Unwesen oder die als Village People auftretenden Panzerknacker; zudem sind einige Dialoge ein echter Brüller.
Mutter: „Schau! Das berühmter Münchner Glockenspiel!“
Sohn: „Bah, die Figuren in WarLord sind besser! Die mittlere da bewegt sich so unecht.“

Fazit: Im Detail zwar unterhaltsam und witzig, insgesamt aber sowohl grafisch als auch inhaltlich eher enttäuschend.