Ferals (Comic)

Ferals
(Ferals 1-6)
Autor: David Lapham
Zeichnungen: Gabriel Andrade
Übersetzung: Bluna Williams
Panini, 2013, Paperback mit Klappenbroschur, 148 Seiten, 16,95 EUR

Von Frank Drehmel

Der kleine Ort Cypress im nordöstlichen Lake-County-Distrikt Minnesotas wird einem grauenhaft Mord erschüttert, der dem jungen Hilfs-Sheriff Dale Chesnut zwar ein Rätsel aufgibt, das ihn jedoch nicht so sehr beschäftigt, als dass er nicht noch am selben Abend auf der schmutzigen Toilette der örtlichen Bar eine blonde Fremde namens Greta beglückt.

Zu Hause an Heim und Herd und bei Frau und Kind bricht urplötzlich auch das Grauen über ihn herein: eine riesige wolfsähnliche humanoide Gestalt zerfetzt vor seinen Augen die Ehefrau, Chesnut selbst überlebt nur dank des beherzten Eingreifens der Nachbarn. Dieser Vorfall sowie die Ermordung Gretas führen dazu, dass der junge Mann schnell zum Hauptverdächtigen des Sheriffs avanciert und im örtlichen Kittchen landet; doch auch hinter Gittern ist er nicht in Sicherheit, da das Monster ins Gefängnis eindringt und erneut ein Blutbad anrichtet. Wiederum kann Dale das Untier vertreiben wobei er selbst außergewöhnliche Kräfte an den Tag zu legen beginnt. Immerhin gehört er nun nicht mehr zum Kreise der Verdächtigen und kann sich ungestört auf die Jagd nach dem Wesen machen, um es schließlich zu stellen. Doch damit hat die Gewalt kein Ende, denn das Wesen hatte Hintermänner, die schon lange auf der Fahndungsliste des FBI stehen.

David Lapham, der auf eine mehr als zwanzigjährige Karriere aus Zeichner und Autor nicht nur erfolgreicher, sondern auch qualitativ überzeugender Comics zurückblicken kann, liefert mit „Ferals“ eine schwache Arbeit ab. Zugutehalten muss man ihm, dass er sich nicht nur zumindest bemüht, die ausgelutschten Werwolf-Pfade moderne Teeny-Unterhaltung und TV-Soaps zu verlassen, sondern dass er mit Chesnut einen lebendigen Charakter mit unsympathischen Redneck-Charme entwirft, der sich kaum dass er eingeführt ist, schon als veritables Arschloch geriert. Dass Lapham den Leser dennoch nicht packt liegt zum einen an der penetrant heldischen Attitüde des Hauptprotagonisten, dem unverhohlenen Einsatz plakativer Gewalt und billigen Sex’ und nicht zuletzt daran, dass Story, Plot, Dramaturgie simpel und trotz einiger Twists vorhersehbar und dünn wie Seidenpapier sind.

Tadellos ist einmal mehr das Artwork Andrades, dessen klare, realismusnahe, detailreiche und – in Bezug auf die Massaker – expliziten Bilder mit ihren präzise gesetzten, sachten Verschattungen in Verbindung mit der natürlich wirkenden Farbgebung Digikores eine hohe visuelle Tiefe und Lebendigkeit aufweisen.

Fazit: Ein dünne Story, der man zwar den guten Willen des Autors anmerkt, die einen aber zu keinem Zeitpunkt gefangennimmt; wegen des gefälligen Artworks dennoch unterhaltsam, wenn auch nicht sonderlich nachhaltig.