Lanternjack (Comic)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Mittwoch, 01. Mai 2013 11:12

Martin Frei
Lanternjack
Panini, 2013, Hardcover, 60 Seiten, 12,95 EUR, ISBN 978-3-86201-489-7
Von Christel Scheja
„Lanternjack“ ist im Verlagsprogramm von Panini etwas Besonderes. Zum einen handelt es sich hier um ein von vorneherein als Album konzipierten Comic, zum anderen handelt es sich um das Werk eines deutschen Künstlers. Martin Frei hat sich bereits durch Werke wie „Gregor Ka im 21. Jahrhundert“ und „Tatort – Zweierlei Blut“ oder „Superbabe“ einen Namen gemacht. Seit 1984 veröffentlicht der 1964 in Stuttgart geborene Zeichner und Illustrator seine Comics, unter anderem jetzt auch noch regelmäßig in „MAD“.
Vor vielen, vielen Jahren lebte in einem kleinen Dorf in Irland der Schmied Jack O’Leary. Der als Waise aufgewachsene Hufschmied kämpft immer wieder mit Geldsorgen, weil er anders als andere Geschäftsleute viel zu gutmütig ist und daher viel zu lange wartet, um sein Recht einzufordern. Das zeigt sich auch gegenüber einer jungen Witwe, die erst vor ein paar Monaten ihren Mann verloren hat und versucht, den Bauernhof für ihren Sohn zu erhalten. Allerdings scheint sie ihn auch zu belügen, denn dem Wirt des Gasthauses hat sie den Leichenschmaus prompt bezahlt. Doch ehe er herausfinden kann, was wirklich dahintersteckt, lässt er sich auf einen folgenschweren Handel mit einem Fremden namens Lu Feet ein. Zu spät merkt er, dass es sich um den Teufel handelt – aber in diesem Moment beweist Jack nicht nur Mut, sondern auch Unverfrorenheit und trickst den Leibhaftigen aus. Doch erst nach seinem Tod zeigt sich das Ausmaß seines Handels und seiner List ... auch für die Familie, mit der alles begonnen hat.
Wie der Titel des Albums schon verrät, dreht es sich bei „Lanternjack“ um eine Interpretation der Ereignisse, die zum Brauchtum um die von innen durch Kerzen erhellten Kürbisköpfe führte. Im englischsprachigen Kulturkreis erzählt man sich dazu noch heute die Legende von „Jack O’ Lantern“, die hier munter mit anderen irischen Fabelwesen und Legenden verknüpft wird und so noch mehr Atmosphäre erhält.
Die Spannung bleibt zwar auf einem niedrigen Niveau, dafür stimmt die Atmosphäre, die die märchenhaft-phantastischen Elemente gelungen und vor allem auch für mit der irischen Mythologie vertrauten Leser glaubwürdig einfängt. Insgesamt besitzt die Handlung keine großen Überraschungen, wird aber mit sehr viel Liebe zum Detail und aufwendigen Zeichnungen erzählt, die zum Verweilen einladen. Auch wenn es gelegentlich sehr gruslig wird, so kann man den Band auch durchaus schon zusammen mit Kindern lesen. Der Comic wird dadurch familientauglich.
Alles in allen ist „Lanternjack“ ein Comicalbum, das vor allem durch die Liebe zum Detail und die zur Sage passende Stimmung punkten kann, wenn auch weniger durch spannende Überraschungen. Dafür gibt es viel in den Bildern und gelegentlich auch zwischen den Zeilen zu entdecken.