The Unwritten oder das wirkliche Leben 5 (Comic)

Mike Carey & Peter Gross
The Unwritten oder das wirkliche Leben 5
Schöpfungsgeschichte
(The Unwritten 25-30, 2011/2012)
Aus dem Amerikanischen von Gerlinde Althoff
Titelbild von Yoko Shimizu
Zeichnungen von Mike Carey & Peter Gross & Vincent Locke
Panini, 2013, Paperback mit Klappenbroschur, 148 Seiten, 16,95 EUR, ISBN 978-3-86201-487-3

Von Christel Scheja

„The Unwritten oder das wirkliche Leben“ gehört wie „Fables“ oder „The Sandman“ zu den Serien, die aus dem reichhaltigen Schatz der Mythen und Literatur schöpfen und damit die märchenhaft-phantastische Geschichte auskleiden. Im Mittelpunkt steht diesmal jedoch der Sohn eines Bestsellerautors, der nicht nur mit dem Erbe seines übermächtigen Vaters zu kämpfen hat.

Tom Taylor hat eine Menge durchgemacht. Von den Massen verschmäht, des Mordes an seinem Vater angeklagt und dann nicht nur von der Polizei gejagt, hat er eine albtraumhafte Odyssee hinter sich. Erst nachdem ihn alle für tot halten, kommt er ein wenig zur Ruhe und kann sich daran machen, herauszufinden, was eigentlich wirklich mit seinem Erzeuger passiert ist und warum so viele unerklärliche Dinge passiert sind, die nicht von dieser Welt zu sein scheinen. Doch die Zeit drängt, denn die Habseligkeiten seines Vaters sollen an den Meistbietenden versteigert werden. Doch damit könnten einige wichtige Hinweise auf Toms eigene Vergangenheit verlorengehen. Zusammen mit seinen Freunden und mit Hilfe eines magischen Artefakts wagt er den Einbruch in das Auktionshaus. Sein Ziel ist es, die Tagebücher seines Vaters zu holen und damit endlich zu ergründen, wie eng sein Schicksal eigentlich mit dem von Tommy Taylor verbunden ist, der berühmten Phantasiefigur seines Vaters. Doch er wird dort leider schon erwartet – und das ist nur der Anfang einer Serie von höchst unangenehmen Überraschungen und Erkenntnissen, die ihn bis in die Mitte der 30ger Jahre zurückführen werden.

Im Gegensatz zur vorhergehenden Graphic Novel besitzt „Schöpfungsgeschichte“ ein klares Ziel und einen deutlich erkennbaren roten Faden, der die Helden vorantreibt. Durch die vorhergehenden Ereignisse hat Tom herausgefunden, dass auch er selbst mehr sein könnte als ein einfacher Mensch. Es gibt immer mehr Unstimmigkeiten über seine Vergangenheit, die ihn stutzig machen. Allerdings erhält er erst einmal keine Antworten, die sich konkret auf ihn beziehen, denn durch die Tagebucheinträge reist er zurück in die dreißiger Jahre, in denen sein Vater als Literaturagent arbeitete und dabei eine überraschende Entdeckung machte, steckte hinter dem ersten Comic-Superhelden doch kein Mann.

Die Geschichte ist spannend aufbereitet und führt tiefer in das Universum hinein – zeigt, dass Toms Vater mehr Dreck am Stecken hat, als seinem Sohn bisher klar war. Die Geschichte spielt mit literarischen Klischees, wirft einen liebevollen Blick auf die goldene Zeit der Comics. Zwar können europäische Leser vielleicht nicht ganz die Superheldenbegeisterung der Amerikaner nachvollziehen, aber die Hommage ist nicht zu übersehen. Alles in allem ist die Geschichte logisch aufgebaut, wartet mit überraschenden Wendungen auf und bleibt spannend bis zum Schluss. Die Zeichnungen sind gelungen – vor allem die aus den dreißiger Jahren strahlen eine besonders nostalgische Stimmung aus.

Von „The Unwritten oder das wirkliche Leben“ dürfen sich vor allem Leser angesprochen fühlen, die bereits ein Faible für „The Sandman“ hatten, gerne Anspielungen entdecken und auch schon einmal zwischen den Zeilen lesen möchten, auch wenn natürlich auch Abenteuer und Action nicht zu kurz kommen. Durch die Konzentration auf die Geheimnisse um die Hauptfigur bleibt die Geschichte weiterhin spannend und macht Lust darauf, mehr zu erfahren.