E. L. Greiff: Zu den Anfängen – Zwölf Wasser 1 (Buch)

E. L. Greiff
Zu den Anfängen
Zwölf Wasser 1
Titelbild von Max Meinzold
dtv, 2012, Paperback, 602 Seiten, 16,90 EUR, ISBN 978-3-423-24914-0 (auch als eBook erhältlich)

Von Christel Scheja

E. L. Greiff wurde 1966 in Kapstadt geboren und lebt heute in den Niederlanden. Nach einem Studium der Theaterwissenschaften und Germanistik, erledigte er viele Regiearbeiten und ist heute in einer Werbeagentur tätig, wenn er nicht schreibt. „Zu den Anfängen“ ist nicht nur sein erster Roman, sondern auch der Auftakt zur Romantrilogie „Zwölf Wasser“.

Der Untergang beginnt schleichend. Das Land der Menschen wurde bisher von zwölf Quellen gespeist, die das Land und die Sterblichen gut versorgen konnten. So herrschte über viele Generationen Frieden und die jetzt lebenden Völker haben die großen Schlachten der Vergangenheit vergessen. Doch nun beginnen die Quellen zu versiegen. Wasserlöcher trocknen aus, die Wasserstände sinken und sorgen für Knappheit. Noch wissen die meisten Menschen nicht was los ist, aber die Undae, weise Frauen, die das Wissen um das Wasser hüten, erkennen die Gefahr. Drei von ihnen machen sich auf, herauszufinden, was los ist. Sie wollen versuchen, das Schicksal zu wenden, denn langsam aber sicher drohen Unruhen und Kriege, wenn die Ressourcen noch mehr schwinden.

Gleichzeitig wird der junge Hirte Babu zum Falkner, nachdem er von einem Weibchen ausgewählt wurde, ihren Nachwuchs zu betreuen. Er muss allerdings seine Heimat und sein angestammtes Leben verlassen, als ein großes Unrecht geschieht. Dann ist da noch der Stadtgardist Felt, der von seiner Arbeit als Wächter die Nase voll hat, auch wenn sie ihn und seiner Familie gut versorgt. Aber auch ihm entgehen die Entwicklungen nicht und machen ihm Sorgen. Die beiden schließen sich mehr oder minder freiwillig den Undae an, nicht ahnend, dass ihre bisherigen Leiden nur der Anfang sind. Gerade Felt verliert dadurch alles was ihm lieb und teuer ist, was zusätzlich für Schwierigkeiten sorgt.

„Zu den Anfängen“ nimmt sich sehr viel Zeit, die Welt, die Hauptpersonen und die Völker einzuführen. Daher erlebt man gerade Babu und Felt eine ganze Weile in ihrem alltäglichen Leben, ehe sich das Schicksal gegen beide verschwört und auf einen anderen Weg zwingt. Der Autor beschreibt auch Kleinigkeiten, die Bedrohung durch das Versiegen der Quellen bleibt bis etwa in die Hälfte des Buches stark im Hintergrund und nicht mehr als ein vager Schatten.

Daher bleibt die Spannung auch eher mäßig, da die Handlung nur sehr behäbig voranschreitet. Der Stil des Autors trägt leider nicht dazu bei, die Geschichte fesselnder zu machen, denn er bleibt distanziert, manchmal wirken die Beschreibungen auch ein wenig dozierend, was auch nicht dafür sorgt, die Figuren sympathischer zu machen.

Alles in allem entsteht durch die sorgfältige Ausgestaltung der Welt zwar eine dichte Atmosphäre, aber nicht die Faszination, die man anderen Universen entgegen bringt. Das liegt nicht daran, dass er sich bei seinen exotischen Kulturen teilweise an die der Völker der Steppen Asiens anlehnt, sondern eher daran, das etwas fehlt – den Willen, auch die Leser zu begeistern. Das merkt man vor allem den Figuren an, die trotz der ausführlichen Schilderungen doch eher blass bleiben. Action durch Kämpfe, Verfolgungsjagden oder Bedrohungen durch natürliche Gefahren ist so gut wie keine vorhanden. Das wäre durchaus zu verschmerzen, wenn die Geheimnisse und Hintergründe ein wenig neugieriger machen würden. Aber auch hier nimmt man die Enthüllungen eher hin als sich darüber Gedanken zu machen. Letztendlich fehlt der zündende Funke, der in dem sorgfältig konstruierten Buch leider nicht auf alle Leser überspringt.

„Zu den Anfängen“, der erste Band der Trilogie „Zwölf Wasser“ fordert seinen Lesern sehr viel Geduld und Aufmerksamkeit ab, so dass man schon bereit sein muss, Spaß an einer gut ausgestalteten Welt zu haben, auch wenn die Schilderungen dazu eher auf Distanz und die Figuren blass bleiben, die Handlung zudem noch sehr langatmig gehalten ist.