Die Legende von Drizzt 1: Die Neverwinter-Erzählungen (Comic)

R. A. und Geno Salvatore
Die Legende von Drizzt 1: Die Neverwinter-Erzählungen
(Dungeons & Dragons: The Legend of Drizzt: Neverwinter-Tales 1-5, 2012)
Aus dem Amerikanischen von Oliver Hoffmann
Titelbild von Gonzalo Flores
Zeichnungen von Agustin Padilla
Panini, 2013, Paperback, 144 Seiten, 16,95 EUR, ISBN 978-3-86201-542-9

Von Christel Scheja

Zu den bekanntesten und beliebtesten Figuren die je mit dem Pen & Paper-Rollenspiel „Dungeons & Dragons“ in Verbindung gebracht wurden, gehört wohl der Dunkelelf Drizzt du’Urden. Die Kombination aus klassischem Elfenwaldläufer und Angehörigem einer eigentlich bösen und skrupellosen Rasse, faszinierte viele Fans, ähnlich wie Jahre zuvor Elric von Melnibone, bei dem es nicht anders war. Denn durch seine Vergangenheit wusste man nie wie der Dunkelelf reagieren würde.

Viele Jahre nach dem Tod seiner letzten Freunde streift Drizzt noch immer durch die Wälder des Nordens. In seiner Einsamkeit akzeptiert er die Nähe der kahlköpfigen Elfenfrau Dahlia, die auch nicht gerade hehren Zielen und Motiven folgt, sondern durchaus sehr eigensüchtige Interessen hat. Als Gerüchte von dem Wüten einer Kreatur aufkommen, die gleichzeitig ein Vampir, aber auch ein Elite-Zwergenkrieger sein kann, machen die beiden sich auf den Weg, um herauszufinden, was eigentlich wirklich los ist. Dabei kehren sie an Stätten zurück, die Drizzt eigentlich meiden wollte, weil sie alte Erinnerungen wecken. Sie entdecken das Treiben des Lich Valindra Schattenmantel und ihres Vasallen Dor’Craf und kommen einem düsteren Geheimnis auf die Spur, dass viele Gerüchte in einem ganz neuen Licht erscheinen lassen. Wieder einmal bleibt Drizzt so nichts anderes übrig als ganz seinem Instinkt zu folgen, der ihn nur selten betrogen hat.

Die Geschichte ist etwas ganz Besonderes, hat R. A. Salvatore sie doch eigens für die Umsetzung in einen Comic geschrieben und nicht erst als Kurzgeschichte verwertet. Das ist aber auch die größte Schwäche der Graphic Novel. Die Geschichte kommt nur sehr langsam in die Gänge, auch wenn schon früh Action für die notwendige Auflockerung sorgt. Aber die Spannung selbst bleibt eher verhalten, da man als Leser das Gefühl nicht los wird, Salvatore mische die altbekannten Zutaten, die seinen Helden so beliebt gemacht haben, noch einmal zu einem gut bekömmlichen Sud zusammen, der aber auf der anderen Seite mittlerweile fade schmeckt, weil man alles schon kennt.

Rollenspieler werden die Struktur einer Spielrunde erkennen; wie sie selbst erkunden Drizzt und Co. erst einmal die Lage, fischen lange Zeit im Trüben, während sie ab und an unangenehme Begegnungen mit Feinden aller Art haben. Auch die Auflösung ist nur solide, aber nicht wirklich überraschend. Die Figuren sind nur noch Schatten ihrer selbst, vor allem Drizzt scheint viel von der Kraft früherer Jahre verloren zu haben und reagiert mehr als er handelt, lässt sich gelegentlich sogar von Dahlia beeinflussen.

Alles in allem wirkt die Graphic Novel wie eine Aneinanderreihung von netten Szenarien wie in einer Kampagne, aber nicht wie eine interessante Comic-Geschichte. Das beigefügte Abenteuer ist auch nur für diejenigen interessant, die die aktuellste Version von „Dungeons & Dragons“ spielen, alle anderen werden die Seiten mit einem großen Fragezeichen durchblättern. Vermutlich werden vor allem eingefleischte Fans und Rollenspieler ihren Spaß am ersten Band von „Die Legende von Drizzt“ haben, nicht aber Comic-Leser, die nach einer spannenden Fantasy-Geschichte suchen.